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Am 6. Juni finden viele Zeremonien zur Begrüßung neuer schwedischer Staatsbürger statt.
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Smörgåstårta wird am Nationaltag gerne gegessen.
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So feiert Schweden seinen Nationalfeiertag
05.06.2019
Am 6. Juni begeht Schweden seinen Nationaldag. In vielen Ländern wäre dies mit ausgelassenen Feiern und vielen Traditionen verbunden. In Schweden ist es jedoch ein wenig anders: Der Nationaltag ist ein noch relativ junger Feiertag, der zudem in Konkurrenz zum kurz darauffolgenden Mittsommerfest steht. Dennoch kann auch dieser Tag auf eine spannende Geschichte zurückblicken und wird heute auf ganz unterschiedliche Weise gefeiert.
Lange Zeit hatte Schweden gar keinen offiziellen Nationalfeiertag. Bis 1916 war der 6. Juni nur ein inoffizieller Nationaldag. Dann benannte man ihn zunächst in Tag der schwedischen Flagge (svenska flaggans dag) um und erst 1983 wurde er als offizieller schwedischer Nationaltag festgelegt.
Dies löste in den 1980er- und 1990er-Jahren eine Debatte über einen zusätzlichen Feiertag aus, denn der 6. Juni blieb vorerst lediglich ein gewöhnlicher Tag im schwedischen Kalender. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden und 2005 musste der Pfingstmontag dem 6. Juni als Feiertag weichen – ein zusätzlicher freier Tag wäre zu teuer geworden, so die damalige Argumentation.
Historisch bedeutsamer Tag
Aber warum gerade der 6. Juni? Nationalfeiertage sind in vielen Ländern mit historischen Ereignissen verbunden, die eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Landes hatten. So auch in Schweden.
In der schwedischen Geschichte gab es sogar zwei bedeutsame Ereignisse, die an einem 6. Juni stattfanden: 1523 wurde Gustav Wasa zum König gewählt. Schweden trat damit aus der Kalmarer Union mit Dänemark und Norwegen aus und wurde wieder selbstständig mit einem eigenen König. Und am 6. Juni 1809 unterschrieb der schwedische König Karl XIII. eine neue Verfassung (regeringsformen), die die Grundlage des modernen Schwedens legte.
Eingeführt wurde der Nationaldag 1893 auf Initiative von Artur Hazelius, Gründer des beliebten Freilichtmuseums Skansen und des Nordischen Museums in Stockholm, der ein Frühjahrsfest im Skansen veranstaltete. Für große Aufregung sorgte, dass auch die schwedische Fahne im Fokus dieses Tages stehen sollte, da die Nationalflaggen im 19. Jahrhundert üblicherweise nicht an Land, sondern nur auf See eingesetzt wurden.
Ein Feiertag für alle
Die offizielle Website zum Nationalfeiertag, nationaldagen.se, erklärt, dass über die historischen Ereignisse hinaus am 6. Juni noch viel mehr gefeiert werden kann: Der Tag sei der perfekte Anlass um Schwedens Natur, lange Friedensperiode, Freiheit, Industrie und Kultur zu feiern. Außerdem handele es sich um einen säkularen Feiertag – also einen Tag für alle Schweden unbeachtet ihrer Religion oder Weltanschauung.
Der 6. Juni wird heute von allen unterschiedlich zelebriert, denn es gibt keine festen Regeln oder ritualisierten Traditionen für den Nationalfeiertag. Jeder kann auf seine Weise feiern und die Zeit zwischen Frühling und Sommer genießen, gerne bei einem Picknick mit Freunden und Familie.
In den meisten Kommunen werden außerdem lokale Feierlichkeiten und Veranstaltungen organisiert. Dabei haben viele Kommunen eine besondere Zeremonie eingeführt, bei der frisch eingebürgerte schwedische Staatsbürger und neue Einwohner offiziell in ihrer neuen Heimat begrüßt werden.
In Stockholm sind alle Einwohner und Besucher eingeladen, den Tag bei den traditionellen Feierlichkeiten im Skansen zu begehen. Mit dabei sind die Königsfamilie und Vertreter von Regierung, Behörden und Organisationen. Das Programm wird von Künstlern aus ganz Schweden gestaltet und im Fernsehen übertragen. Im Königsschloss in der Stockholmer Altstadt besteht am 6. Juni außerdem freier Eintritt.
Noch keine festen Traditionen
Dass sich die Traditionen zum Nationaldag noch in der Entwicklung befinden, zeigt sich besonders an einem wichtigen Punkt: dem Essen. Für die meisten schwedischen Feiertage gibt es traditionelle Gerichte, die an den entsprechenden Tagen zubereitet und verspeist werden. Für den Nationalfeiertag haben sich diese jedoch noch nicht ganz herauskristallisiert.
Am ehesten wird der Tag noch mit sommerlicher Erdbeertorte oder einer Smörgåstårta (schwedische „Butterbrottorte“, die oft mit Fisch oder Meeresfrüchten belegt ist) verbunden. Gerne wird am Nationalfeiertag auch gepicknickt oder gegrillt und das Essen ähnelt den typischen Mittsommergerichten – Erdbeeren, Hering, Lachs und Kartoffeln stehen dabei besonders hoch im Kurs.
Schwedens Nationaltag ist also die perfekte Gelegenheit für alle, Schweden zu feiern und einen entspannten Tag bei hoffentlich gutem Wetter zu genießen.