Kanelbullens dag

Foto: Carolin Krall

Die Kanelbulle und ihr Aufstieg zum schwedischen Nationalgebäck

25.09.2018

Wenn die Deutschen am 3. Oktober den Tag der Einheit feiern, stehen die Schweden fleißig in der Küche und backen. Denn hierzulande freut man sich stattdessen auf den Tag danach – der 4. Oktober steht alljährlich ganz im Zeichen der Zimtschnecke. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass das schwedische Nationalgebäck mit dem Kanelbullens dag einen eigenen „Feiertag“ bekommen hat?

Das Gewürz Zimt hat die Menschen in Europa schon lange fasziniert. In der Antike rankten sich diverse Mythen um seine Herkunft: Der Zimt stamme vom Grunde eines Sees oder würde von den Zimtvögeln gebracht, hieß es damals. Heute wissen wir, dass die Anbaugebiete des Zimtes in China, Indien und Sri Lanka liegen und dass das Gewürz aus der Rinde des Zimtbaumes gewonnen wird. Es ist in jedem Supermarkt erhältlich und die Faszination größtenteils verflogen.

Im Mittelalter lag das Handelsmonopol für Zimt hingegen bei den Arabern. Durch Syrien und Ägypten gelangte das wertvolle Gut über Alexandria nach Venedig und erreichte so erstmals europäischen Boden. Über die Alpen gelangte der Zimt schließlich auch nach Mittel- und Nordeuropa und wurde auf diesem Weg bedeutend teurer. Der Transport von Gewürzen über die Alpen lag fast ausschließlich in den Händen der berühmten Handelsfamilie Fugger aus Augsburg, die hohe Zollabgaben forderte. Gewürze waren so Mitte des 15. Jahrhunderts nahezu unbezahlbar.

Steigende Beliebtheit in der Nachkriegszeit

Wir springen ins 20. Jahrhundert: Der Erste Weltkrieg ist zu Ende und die Lebensmittelrationierungen in Schweden normalisieren sich allmählich. Backwaren wie Mehl, Zucker und Eier werden für die schwedische Bevölkerung wieder erschwinglich und in den Zwanzigerjahren werden die ersten Zimtschnecken gebacken. Der große Siegeszug der Kanelbulle beginnt aber erst in den 1950er-Jahren, als auch Zimt und Kardamom – das zweite wichtige Gewürz, das in keiner Zimtschnecke fehlen darf – bezahlbarer werden.

1999 dann feierte der Hembakningsråd, eine Organisation, die die Schweden dazu inspirieren will, mehr selbst zu backen, sein 40. Jubiläum und initiierte aus diesem Anlass den Kanelbullens dag. Seitdem werden alljährlich am 4. Oktober extra viele Zimtschnecken in schwedischen Küchen und Bäckereien gebacken und von Jung und Alt mit Genuss verzehrt. Auch wenn es sich hierbei in erster Linie um einen Feiertag für die Kanelbulle handelt, werden an diesem Tag ebenfalls verwandte Gebäckstücke wie etwa die Kardamombulle geehrt – alles in Bull-Form eben.

Der Hembakningsråd schreibt außerdem in jedem Jahr einen Zimtschnecken-Design-Wettbewerb aus. Das Thema lautet dieses Jahr Naturens egen kanelbulle, was auf Deutsch etwa so viel bedeutet wie „Die Zimtschnecke der Natur“. Teilnehmen kann man noch bis zum 29. September, indem man einfach ein Foto der eigenen Kreationen an den Hembakningsråd schickt.

Zimtiger als in Dänemark

Dass die Schweden ihre Zimtschnecken offiziell als traditionelle Spezialität haben eintragen lassen, war 2013 übrigens ihre Rettung. Plötzlich kam die Nachricht auf, dass besonders Cassis-Zimt aus Vietnam die Substanz Kumarin enthält, die in großen Mengen womöglich zu Leberschäden führen kann. Die EU erließ daraufhin die neue Verordnung, dass Gebäck pro Kilo maximal 15 Milligramm Kumarin enthalten darf.

Während sich die Dänen – ebenfalls eine zimtschneckenverliebte Nation – seither mit deutlich weniger Zimt in ihrem Lieblingsgebäck zufrieden geben müssen, hatte man in Schweden Glück: Für traditionelle Spezialitäten gelten nämlich andere Werte, sodass eine schwedische Zimtschnecke sogar bis zu 50 Milligramm pro Kilo enthalten darf. Verzehr in großen Mengen allerdings auf eigene Gefahr.

Kanelbullar gibt es in Schweden heute fast an jeder Ecke – ob im Supermarkt, im Café oder bei einer der eher seltenen Bäckereien. Besonders gut schmecken sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutsch-Schwedischen Handelskammer bei den folgenden Bäckern und Cafés in Stockholm:

Gerade nicht in Stockholm? Dann backen Sie doch einfach selbst ein paar schwedische Zimtschnecken. Ihre Familie, Freunde oder Kollegen werden sich freuen.