
Das Coronavirus und die Stimmung auf den Märkten
20.02.2020
Das Coronavirus steht nach wie vor ganz oben in den Schlagzeilen der schwedischen Medien. Allerdings scheint die spontane Nervosität bei den Wirtschaftsexperten generell etwas abgenommen zu haben. Berechtigt oder nicht – das lässt sich momentan noch nicht absehen. Erkennbare Besorgnis kommt hauptsächlich für einzelne betroffene Unternehmen zum Ausdruck, weniger jedoch auf Makroebene.
Vor allem die Finanzmärkte sehen die Folgen der Coronakrise zumeist recht gelassen. Der Chef der schwedischen Reichsbank, Stefan Ingves, warnte jedoch zuletzt vor dem Risiko einer globalen Konjunkturabschwächung aufgrund des Coronavirus. Die größte Unruhe herrscht in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern. Die Volkswirte der Banken schließlich vertreten recht gespaltene Meinungen, mit Tendenz zum Optimismus.
Chinas Transparenzproblem
Da ich einen großen Teil meiner akademischen Forschung China widme, ist mir schon längst aufgefallen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt seit langer Zeit erhebliche Mängel in Transparenz und statistischer Qualität aufweist (zum Beispiel beim BIP sowie bei Arbeitslosigkeit, Inflation und öffentlicher Verschuldung). In meinen Publikationen habe ich immer wieder auf diese Transparenzprobleme Chinas hingewiesen. Deutliche Verbesserungen sind mir bislang nicht aufgefallen.
Daher rührt das westliche Misstrauen gegenüber den chinesischen Berichten über die Ansteckungszahlen, auch wenn sie den Sachverhalt relativ genau wiedergeben sollten. Dies hat auch zur Folge, dass das wahre Ausmaß der Coronakrise noch nicht zu erkennen ist – und damit auch nicht die wirtschaftlichen Konsequenzen für Schweden, Deutschland, Europa, die globale Wirtschaft und nicht zuletzt China selbst.
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