Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer

Wie lange währt der Höhenflug der Krone?

08.09.2020

Derzeit ist die schwedische Krone unerwartet stark – doch wie lange noch? Und wie sicher sind Währungsprognosen? Das fragt sich unser Senior Advisor Prof. Hubert Fromlet.

Noch 2019 zeigte sich die schwedische Krone größtenteils von ihrer schwachen Seite. Als Begründungen dienten unter anderem unsichere oder gar schwache internationale und einheimische Konjunkturaussichten, der bevorstehende Brexit, Spannungen im Handel zwischen den USA und China – Faktoren, die sich zumeist negativ auf kleinere Währungen wie die Schwedenkrone auswirkten.

Natürlich übten auch die bis Anfang Januar dieses Jahres negativen schwedischen Leitzinsen einen abschwächenden Einfluss auf die schwedische Währung aus. Diese schwächelnde Entwicklung der Krone hielt bis Ende März an. Seither befindet sich die Krone auf einem zu Beginn dieses Jahres kaum erwarteten Höhenflug. Aber wie lange kann sich dieser Höhenflug noch fortsetzen?

Weiterer Anstieg der Krone erwartet …

Die meisten aktuellen Konjunkturprognosen gehen von einem weiteren Anstieg der Schwedenkrone gegenüber dem Euro in den nächsten zwei Jahren aus. Dies erklären Volkswirte unter anderem mit der seit geraumer Zeit vermuteten Unterbewertung der Krone, dem noch immer angenommenen Kurspotential an der Stockholmer Börse und erneut zunehmender Risikobereitschaft auch von ausländischer Seite.

"Währungsprognosen lassen sich höchstens für ein paar Wochen erstellen."

In den aktuellen Konjunkturprognosen wird oft geschrieben, dass sich die schwedische Krone in den nächsten Jahren verstärken sollte. Nach vielen Jahren eifriger Arbeit mit Währungsanalysen bin ich jedoch zu der Überzeugung gekommen, dass sich Währungsprognosen höchstens für ein paar Wochen erstellen lassen. Sollte” ist beileibe keine Vokabel für den Blick in die Zukunft von Währungen. Neue Voraussetzungen für Devisenmärkte können unerwartet und mit voller Kraft auftauchen.

Daher nimmt es nicht wunder, dass auch die Wissenschaft nichts von Währungsprogosen hält. Meiner Meinung nach ist es sinnvoller, von Währungsannahmen, statt von Währungsprognosen zu sprechen.

... aber in der Zwischenzeit kann viel passieren

Die Währungsannahmen der aktiven Prognostiker basieren auf bestimmten Annahmen für beispielsweise Politik, Konjunktur, Zinsen, und Rohstoffe. Aber was wissen wir heute schon über

  • die weitere Entwicklung von Covid-19 im eigenen Land und global,
  • das Ergebnis der amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2020,
  • das Ergebnis der Wahlen zum deutschen Bundestag 2021,
  • das Ergebnis der französischen Präsidentschaftswahlen 2022,
  • den weiteren Verlauf des Handelskriegs zwischen den USA und China,
  • die politische Entwicklung Chinas und Hong Kongs,
  • die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank und der schwedischen Reichsbank,
  • die Konjunktur in den USA, in China und in der EU im nächsten Jahr,
  • wichtige statistische Nachrichten in den nächsten Quartalen,
  • weitere, heute noch nicht absehbare schwerwiegenden Entwicklungen?

Die Devisenmärkte können heute noch nicht viel über ihre zukünftigen Einflussfaktoren sagen. Mit anderen Worten: Die Dauer des momentanen Höhenflugs der Krone lässt sich keineswegs präzisieren. Daher sollten exakte Währungsprognosen nicht als fester Bestandteil von wichtigen Entscheidungen in einzelnen Unternehmen fungieren.

"Währungsprognosen sollten nicht fester Bestandteil von wichtigen Entscheidungen in Unternehmen sein."

Allerdings ergeben gute volkswirtschaftliche Kenntnisse ein besseres Verständnis sowohl für kurzfristige als auch für längerfristige Entwicklungen auf den Devisenmärkten – und damit bessere Voraussetzungen für währungsstrategisches Abwägen.

 

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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