Blaue Wand, Schatten von Menschen und der Text "Wirtschaftliche Einschätzungen zum Coronavirus. Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer"

Weiteres Corona-Hilfspaket für Unternehmen in Schweden

04.05.2020

Für die oberste schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten gibt es momentan einen Silberstreifen am noch immer äußerst unsicheren oder gar ziemlich düsteren Coronahorizont. Endlich wird der Reproduktionswert R veröffentlicht. R lag in den letzten Tagen erfreulicherweise unter 1, wird allerdings mit ein paar Tagen Verspätung publiziert.

Die Zahlen der registrierten täglichen Neuerkrankungen sind nach wie vor sehr hoch. Außerdem sollte R nicht isoliert, sondern in Relation zu den verfügbaren Krankenhausbetten betrachtet werden. Eine derartige Analyse habe ich allerdings in Schweden bislang nicht entdeckt.

Noch immer wird die Debatte über das Coronavirus in Schweden von Folkhälsomyndigheten angefacht. Die Politik hält sich mit eigenen Stellungnahmen und Zielen nach wie vor stark zurück und stellt sich kaum dem Coronadilemma, welches etliche Bereiche außerhalb der Virologie berührt.

Sehr beunruhigend nehmen sich nach wie vor die Lage der Produktion (Nachfrage) sowie am Arbeitsmarkt aus. Die staatliche Unterstützung richtete sich bislang in erster Linie an die Arbeitnehmer. Die Finanzspritzen für angeschlagene Unternehmen fielen nicht allzu üppig aus. Allerdings wurde am 30. April ein weiteres direktes Hilfspaket für durch die Coronakrise negativ beeinflusste Unternehmen in Höhe von 39 Milliarden Kronen geschnürt.

Das Hilfspaket für Unternehmen in Zahlen

Das sogenannte Umstellungspaket (omställningsstöd) für Unternehmen beinhaltet Hilfsmaßnahmen von insgesamt 39 Milliarden Kronen. Unternehmen mit einem Mindestumsatz von 250 000 Kronen im letzten Geschäftsjahr und mit einer Umsatzeinbuße von mindestens 30 Prozent im März und April 2020 im Vergleich zu den entsprechenden Vorjahresmonaten können eine gestaffelt errechnete staatliche Subvention bis zu 150 Millionen Kronen bekommen. Diese Subvention wird auf Fixkosten exklusive Löhne und Gehälter bezogen.

Gemäß Schätzungen des Finanzministeriums könnte die beschriebene Umstellungsstütze für ungefähr 180 000 Unternehmen in Frage kommen. Dies mag auf den ersten Blick großzügig erscheinen. Tatsächlich macht die bereitgestellte Summe nur 0,8 Prozent des schwedischen BIP aus. Vertreter der Wirtschaft zeigten sich mit dem Ergebnis der Verhandlungen der rot-grünen Minderheitsregierung mit den bürgerlichen Liberalen und der Zentrumspartei durchaus zufrieden. Meiner Meinung nach wäre ein längerer zeitlicher Referenzrahmen wünschenswert gewesen.

Schwierige Strategiewahl

Es fällt auf, dass man in Schweden finanzpolitisch vorsichtiger agiert als in Deutschland. Seitens der schwedischen Regierung wird stets betont, dass finanzielle Reserven auch noch später vorhanden sein sollen, und dass Finanzpolitik immer eine längerfristige Komponente haben sollte. Generell betrachtet ist das schon richtig.

In Deutschland scheint hingegen die Vorstellung zu dominieren, dass bei einer allzu vorsichtigen Unterstützungspolitik vielen Unternehmen a priori keine Überlebenschancen geboten würden. Auch die deutsche Position sieht logisch aus – allerdings mit der Einschränkung, dass aktuelle Hilfsprogramme in naher Zukunft auslaufen und danach verlängert oder ersetzt werden sollten.

Welche wirtschaftspolitische Strategie sich im Nachhinein als richtig herausstellen wird, hängt entscheidend von zwei Faktoren ab – von der Dauer der akuten Coronakrise und den Entwicklungen in der Impfstoffforschung.

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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