
Businessführer für Schweden
Um in Schweden erfolgreich zu sein, ist es wichtig, die Codes und Gepflogenheiten der Geschäftswelt zu verstehen. Ninni Löwgren Tischers Businessführer gibt Tipps für erfolgreiche Geschäfte.
Was hat die Sauermilch in Schweden mit Ruhe zu tun und weshalb sollten sie das Wort „lagom“ in ihr schwedisches Vokabular aufnehmen? Wir stellen ihnen die Ursprünge beliebter schwedischer Redewendungen vor und zeigen, warum eine wortwörtliche Übersetzung deutscher Ausdrücke Ihre Gesprächspartner zum Schmunzeln bringen könnte. Denn auch wenn man in Deutschland die Katze im Sack kauft, bleibt man in Schweden doch lieber beim „grisen i säcken“ (das Schwein im Sack).
Wer in Schweden „Rhabarber auf etwas legt“ (lägga rabarber på något) ist nicht etwa in der Küche tätig, sondern reißt sich etwas unter den Nagel. Der Ausdruck entstand durch die Übernahme des spanischen Wortes „embargo“, was so viel wie etwas beschlagnahmen bedeutet. Die Schweden hatten Schwierigkeiten, ein solch fremdes Wort in ihre Sprache einzubinden und aufgrund einiger Verwechslungen und ähnlichen Wortlautes wurde daraus letztendlich der Rhabarber.
In Deutschland wird man angehalten, den Tag nicht vor dem Abend zu loben, wenn man sich nicht zu früh freuen sollte. Die schwedische Redensart mit gleicher Bedeutung bezieht sich stattdessen auf die Natur und rät einem, „nicht hallo zu rufen, bevor man erfolgreich über den Fluss gesprungen ist“ (ropa inte hej förrän du är över bäcken).
Die Ruhe weg hat man in Schweden, wenn man „lugn som en filbunke“ ist. Wortwörtlich übersetzt ergibt sich daraus jemand, der „ruhig wie ein Sauermilchpudding“ ist und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Das namensgebende Milchprodukt mit säuerlichem Geschmack wird in Schweden schon seit Jahrhunderten zum Frühstück gegessen. Teil einer Redewendung wurde „filbunke“ aber erst 1845 durch ein Theaterstück.
„Da haben wir den Salat“ ist im Deutschen eine Redewendung für eine missliche Lage, in der das Wort Salat als Metapher für ein nicht sortierbares Durcheinander vorkommt. Eine wortwörtliche Übersetzung ins Schwedische würde jedoch für Verwirrung sorgen. In Schweden bezieht man sich in solchen Fällen nämlich nicht auf die grünen Blätter, sondern auf Fleisch, und sagt so viel wie „jetzt ist das gekochte Schweinefleisch gebraten“ (nu är det kokta fläsket stekt). Diese Redewendung stammt aus alten Zeiten, als Schweinefleisch als Delikatesse angesehen wurde. Bei der Zubereitung galt es ein Auge auf die Garzeit zu haben, um das Fleisch nicht trocken zu kochen und das überschüssige Fett ungewollt anzubraten.
Eines der wohl bekanntesten schwedischen Sprichwörter ist der Ausspruch „lagom är bäst“(lagom ist am besten). Das Wort lagom lässt sich in etwa mit „genau richtig“ oder „die goldene Mitte“ übersetzen. Es ist bereits seit 1634 schriftlich belegt und leitet sich vom Wort „lag“ für Gesetz ab. Etwas, das „lagom“ ist, entspricht in der ursprünglichen Bedeutung den gesetzlichen Vorschriften. Im Laufe der Zeit weitete man die Bedeutung auf alles aus, das nicht zu viel und nicht zu wenig, eben genau richtig war. Heute spielt „lagom“ in vielen schwedischen Alltagssituationen eine Rolle. Im Restaurant ist die Portion beispielsweise „lagom“ groß und die Temperaturen im Urlaub sind „lagom“ warm. Das Wort und die Redewendung haben sich durch die verbreitete Anwendung über die Jahre hinweg als Synonym des schwedischen Volksgeistes etabliert.
Wer in Schweden „reines Mehl in der Tüte hat“ (ha rent mjöl i påsen), ist nicht unter die Bäcker gegangen, sondern hat nichts zu verbergen. Der Ausspruch entspricht sinngemäß der deutschen Redewendung „eine weiße Weste haben“ und hat seinen Ursprung im Müllerhandwerk. Mehl war stets ein wichtiger Rohstoff und eine lebenserhaltende Zutat in Zeiten des Hungers. Um mehr Mehl verkaufen zu können, wurde es oft durch Abfallprodukte aus dem Herstellungsprozess gestreckt. Ein Müller, der so seinen Handel betrieb, hatte demnach kein „rent mjöl i påsen“.