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Ein kostym ist kein Kostüm: So umschiffen Sie die größten Sprachfallen im Schwedischen

11.02.2015

Die deutsche und die schwedische Sprache sind sich sehr ähnlich. Aber Vorsicht: trotz der Nähe gibt es zahlreiche sprachliche Fettnäpfchen. Hier sind die wichtigsten Tipps für Ihr nächstes Treffen mit schwedischen Geschäftspartnern.

Die Ähnlichkeit von Deutsch und Schwedisch liegt vor allem in der historischen Verwandtschaft beider Sprachen begründet sowie in der großen Anzahl deutscher Kaufleute und Handwerker, die im Mittelalter nach Schweden kamen und den schwedischen Wortschatz beeinflussten. Inzwischen sind aber mehrere Jahrhunderte vergangen und sowohl die Sprachen als auch die Kulturen haben sich getrennt voneinander weiterentwickelt. Welche Unterschiede sollte man also heute bei der Begegnung zwischen Deutschen und Schweden beachten?

Schweden Siezen nicht

Schon bei der Begrüßung von Schweden kann leicht Verwirrung entstehen. Dies beruht meist darauf, dass das Siezen mit dem Pronomen Ni in Schweden seit den 1960er-Jahren nicht mehr gebräuchlich ist. Überall wird heutzutage einfach geduzt, auch im Geschäftsleben.

„Das deutsche Duzen markiert Nähe, zum Beispiel in der Familie oder im Verein. Wenn Schweden duzen, bedeutet das aber nicht, dass sie aufdringlich oder plump sind“, sagt Petra Thore, Dozentin für Germanistik an der Universität Uppsala. Die Sie-Anrede ist für einen Schweden altmodisch und distanziert, weshalb das Duzen für gewöhnlich besser ankommt.

Ninni Löwgren Tischer, interkulturelle Expertin der Deutsch-Schwedischen Handelskammer und Autorin des Schwedisch-deutschen Businessführers, erklärt, dass das einfache Duzen die Vorstellung von der Gleichwertigkeit aller Mitglieder der schwedischen Gesellschaft widerspiegelt.

„Das schwedische Du ist eigentlich viel mehr als nur ein Personalpronomen. Es zeigt die tiefe Überzeugung, dass alle Schweden prinzipiell gleich gut und gleich fähig sind“, sagt Ninni Löwgren Tischer.

Lassen Sie die Titel weg

Kollegen und Geschäftspartner werden in Schweden im Normalfall mit Vornamen angesprochen und nicht mit Herr bzw. Frau und Nachnamen. Außerdem kommen akademische und andere Titel in der schriftlichen oder mündlichen Anrede in Schweden nur sehr selten vor, während die Nennung in Deutschland zum guten Ton gehört.

Susanne Tienken, Sprachforscherin an der Universität Stockholm, weist darüber hinaus auf feine Unterschiede zwischen dem deutschen und dem schwedischen Gesprächsverhalten hin: „Schweden teilen nicht die deutsche Art des Redewechsels. Deutsche neigen dazu, die Sätze des Gesprächspartners zu Ende zu führen oder zu unterbrechen, sobald deutlich ist, was der andere sagen will. Ein Schwede kann dies als unhöflich auffassen, obwohl der deutsche Gesprächspartner nur sein Engagement zeigen möchte. Für Deutsche ist es wichtig zu wissen, dass Schweden durchaus interessierte Gesprächspartner sein können, wenn sie ruhig zuhören und abwarten, bis die andere Person ausgeredet hat.“

„Ein weiteres Detail ist, dass Deutsche beim Gespräch meist dichter beieinander stehen als Schweden, auch wenn es natürlich individuelle Unterschiede gibt“, fügt Susanne Tienken hinzu.

Business-Events sind keine Kostümpartys

Schließlich gibt es da noch die „falschen Freunde“. Dies sind Wörter, die auf beiden Sprachen ähnlich klingen oder aussehen, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Petra Thore und Susanne Tienken weisen beide darauf hin, dass falsche Freunde dank der sprachlichen Nähe zwischen Schwedisch und Deutsch kein enormes Problem sind. Im Geschäftsleben kann es aber von Vorteil sein, einige von ihnen zu kennen.

Wenn zum Beispiel auf einer Einladung zu einem schwedischen Business-Event kostym als Dresscode steht, bedeutet das nicht, dass alle Gäste in Karnevalskostümen oder Verkleidungen erscheinen sollen. Kostym entspricht im Schwedischen dem deutschen Anzug. Spricht ein Schwede über semester, meint er nicht ein halbes Studienjahr, sondern einfach Urlaub. Ein Semester heißt verwirrenderweise termin auf Schwedisch, was wiederum nichts mit dem deutschen Termin zu tun hat. Dieser heißt auf Schwedisch einfach tid. Fragt Sie dann noch ein Schwede, wann Sie ledig sind, will er vermutlich nur wissen, wann Sie frei haben und nicht, ob Sie unverheiratet sind.

Und jetzt im Februar werden Sie vielleicht erleben, wie viele Schweden in Bäckereien eine semla bestellen. Seien Sie nicht überrascht, wenn der Verkäufer dann kein Brötchen herausgibt. Die semla ist nämlich etwas ganz anderes in Schweden: ein traditionelles Faschingsgebäck mit Marzipanfüllung und Schlagsahne. Probieren Sie es bei Ihrem nächsten Besuch im Norden doch einfach einmal!

 

Im interkulturellen Workshop der Deutsch-Schwedischen Handelskammer mit unserer Expertin Ninni Löwgren Tischer am 5. März erfahren Sie noch mehr über die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Schweden.

 

Falsche deutsch-schwedische Freunde

Deutsches Wort

Bedeutung auf Schwedisch

Schwedisches Wort

Bedeutung auf Deutsch

artig

snäll, lydig (barn)

artig

höflich

begründen

motivera, ge skäl för

begrunda

nachdenken, überdenken

blöd

dum, svagsint

blöt

nass

Bär

björn

bär

Beere

erkennen

känna igen, urskilja

erkänna

eingestehen, zugeben

Fahrzeug

fordon

fartyg

Schiff

ganz

alldeles

ganska

ziemlich

Gift

gift

gift (att vara g. med någon)

verheiratet

Glasauge

emaljöga, ögonprotes

glasögon

Brille

Kostüm

dräkt, kostym (kvinnor), utklädnad

kostym

Anzug (Männer)

ledig

ogift

ledig

frei, beurlaubt

Lohn

lön

lån

Kredit

Pension

pensionat

pension

Rente

planieren

jämna ut marken

Planera

planen

schnell

snabb

snäll

lieb, nett

schwimmen

simma

svimma

ohnmächtig werden

Semester

(studie)halvår, termin

semester

Urlaub, Ferien

Stunde

timme

stund

Weile

springen

hoppa

springa

rennen, laufen

Termin

möte, en tid att passa

(studie-)termin

Semester

Öl

olja

öl

Bier