Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer

Schwedenkrone bleibt unvorhersehbar

22.11.2018

Kaum ein makroökonomischer Indikator interessiert Praktiker in der Unternehmenswelt mehr als Währungskurse – verständlicherweise, muss hinzugefügt werden. Währungskurse beeinflussen Unternehmensresultate in höchstem Maße, sowohl über die Exporte als auch die Importe. Auch Zinszahlungen und Dividenden ins oder aus dem Ausland werden von Währungskursen beeinflusst.

Viele Volkswirte bei Banken – jedoch nicht alle – sind relativ selbstsicher, wenn sie sich an Währungsprognosen heranwagen. Eigentlich wäre es aber viel besser, wenn man endlich vom Wort „Währungsprognosen“ lassen könnte und stattdessen den Terminus „Währungsannahmen“ benutzen würde.

Damit könnte man deutlicher machen, dass Währungsprognosen wissenschaftlicher Fundierung entbehren. Die Unvorhersehbarkeit zukünftiger Wechselkurse ist auch auf dieser Seite schon des Öfteren angesprochen worden.

Das heißt aber beileibe nicht, dass Analysten und Praktiker ohne eigene Meinung in die Zukunft von relevanten Währungen blicken sollten. Währungsannahmen werden selbstverständlich für makroökonomische Prognosen wie beispielsweise für den Außenhandel und das BIP gebraucht.

Auch die Budgetplanung von internationalen Unternehmen beinhaltet Zukunftswerte für verschiedene Währungen – Zukunftswerte, die allerdings bei einem vorsichtigen und durchdachten Annahmestatus bleiben sollten, also ohne Anspruch auf „Prognosegenauigkeit“.

Zahlreiche Einflussfaktoren

Für die Entwicklung der schwedischen Krone gegenüber dem Euro zeichnen sich 2019 unter anderem folgende Einflussfaktoren ab: die (Wirtschafts-)Politik der neuen, noch zu bildenden schwedischen Regiering, der Brexit, Italiens Streit mit der EU (mit potenziell negativen Folgen für die gesamte EU), der Handelskrieg zwischen den USA und China, eine schwächere globale Konjunktur mit denkbaren Auswirkungen auf das Wachstum Schwedens (Export), die internationalen Finanz- und teilweise auch Immobilienmärkte (Verschuldung, Fed, EZB), Schwedens Kredit- und Immobilienblase, die schwedische Geldpolitik, die Zusammenarbeit von CDU/CSU/SPD in der deutschen Bundesregierung und auch zwischen der neuen CDU-Spitze und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie – nicht zuletzt – heute noch ganz unsichtbare Einflussfaktoren.

Im Gegensatz zu früheren Jahren spielt die Leistungsbilanz inzwischen keine allzu große Rolle mehr für die Kursentwicklung der Krone, obwohl die Exportüberschüsse nach wie vor Bestand haben. Bis zuletzt basierte der schwedische Währungsoptimismus aber gerade auf diesem Indikator.

Geldpolitik weiter relevant

Vor ungefähr einem Jahr strotzten viele schwedische Ökonomen nur so vor Währungsoptimismus. Die faktische Entwicklung in diesem Jahr hat auch diese Analysten größtenteils eines Besseren belehrt.

Vielleicht wird auch im Jahr 2019 die Geldpolitik der schwedischen Zentralbank zumindest hin und wieder von erkennbarer Relevanz für die Krone sein. Dann bleibt aber noch das Fragezeichen, wie resolut die Riksbank die Zinsen bei etwas abgeschwächter Konjunktur und schwächelndem Wohnungsmarkt wirklich erhöhen will.

Man sollte davon ausgehen, dass die immer wieder volatilen Kursbewegungen der schwedischen Krone auch für 2019 nicht vorhersehbar sind

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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