
Wir werden 70!
Wie kam es eigentlich zur Gründung der Kammer durch die deutsche und schwedische Wirtschaft? Der frühere Welt-Korrespondent Reiner Gatermann hat sich in unsere Gründungsgeschichte vertieft.
Sara Öhrvall und Katja Mitchell.
Im Rahmen der Jahrestagung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer trafen sich Sara Öhrvall, Chief Transformation Officer bei SEB und Autorin des Buches Ditt framtida jag („Dein zukünftiges Ich“), und Moderatorin Katja Mitchell zu einem Gespräch über neue Technologien, die den Arbeitsmarkt und unser Leben grundlegend verändern werden.
Das zweite Webinar der zukunftsgerichteten Gesprächsreihe anlässlich von 70 Jahren Deutsch-Schwedische Handelskammer drehte sich darum, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit auf beste Weise kombiniert werden können. Die digitale Revolution und der fortschreitende technologische Wandel haben Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Daraus ergeben sich eine Reihe von Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten.
„Grundlegende Faktoren in der Geschäftstätigkeit von Unternehmen müssen vor dem Hintergrund der neuen digitalen Technologien umdefiniert werden. Das gilt sowohl für Produkte als auch für Dienstleistungen. Gleichzeitig muss Nachhaltigkeit im Fokus stehen“, so Sara Öhrvall. „Für uns als Bank gilt dies nicht nur für unsere eigenen Geschäfte, sondern auch in der Beratung unserer Kunden, an die häufig besonders hohe Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit gestellt werden.“
Durch seine Rolle als Verwalter und Verteiler von Kapital ist der Finanzsektor besonders wichtig für die Nachhaltigkeitsarbeit. Um Kredite zu günstigen Konditionen oder überhaupt erhalten zu können, müssen Unternehmen angeben, wie sie planen, die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Darüber hinaus interessieren sich immer mehr Privatpersonen für nachhaltige Anlagefonds, die oft eine sehr gute Rendite erzielen.
„Die Kommunikation der Kunden mit dem Chatbot der SEB hat während der Coronapandemie explosionsartig zugenommen.“
Was Digitalisierung angeht, wies Sara Öhrvall auf ein anderes Phänomen hin: Die Kommunikation der Kunden mit dem Chatbot der SEB hat während der Coronapandemie explosionsartig zugenommen. „Im Laufe von nur einem Jahr hatten wir ein Wachstum von gut 150 Prozent zu verzeichnen. Chatbots eignen sich hervorragend für Kunden, die für ihr Anliegen mit niemandem persönlich sprechen müssen oder keine Zeit haben, in der Schlange zu stehen. Wir sehen hier eine schnelle technische Entwicklung. Bots werden stetig verbessert und so bald zum besten denkbaren Kundenberater werden.“
Moderatorin Katja Mitchell merkte an, dass beispielweise viele ältere Menschen den persönlichen Kontakt beim Bankbesuch schätzen – Sie wollen mit einer Person sprechen. Dies müsse aber keinen Widerspruch darstellen, entgegnete Sara Öhrvall.
„Bei uns in der Bank haben wir immer eine ‚echte‘ Person mit an Bord. Wenn das künstliche System einen Vorschlag macht, besteht stets die Möglichkeit, sich mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter in Verbindung zu setzen. Gleichzeitig stellen wir fest, dass viele Kunden mit den Bots zufrieden sind, weil sie so den Gang zur Bank und den damit verbundenen Papierkram vermeiden können.“
Öhrvall verwies auf eine Studie, in der festgestellt wurde, dass Teams, die mit den neuesten Technologien ausgestattet sind, zehnmal schneller und besser arbeiten als diejenigen, die ältere Technik nutzen. „Die Digitalisierung entwickelt sich rasant und das Angebot für Unternehmen sowie die Einsatzbereiche wachsen stetig. Cloudbasierte Dienste werden immer wichtiger, da sie große Datenmengen verarbeiten können. Zusammen mit Künstlicher Intelligenz geben sie ein großartiges Paar ab, das das scheinbar Unmögliche möglich macht.“
„Sobald wir unsere DNA-Daten entschlüsseln und speichern können, können wir Prognosen zu unserer Gesundheit erhalten.“
Die Kombination aus KI und Cloud kommt dabei auch in anderen Bereichen zum Einsatz, beispielsweise in der Gesundheitsvorsorge. Dieses Thema greift Sara Öhrvall in ihrem Buch „Dein zukünftiges Ich“ auf: „Sobald wir unsere DNA-Daten entschlüsseln und speichern können, können wir Prognosen zu unserer Gesundheit erhalten, beispielsweise zum Risiko, an einer bestimmten Krankheit zu leiden. Dies kann einerseits schwer zu verdauen sein, andererseits hilft es, Krankheiten bereits vorzubeugen, bevor Symptome auftreten. Und das wiederum bedeutet ein besseres Leben.“
Für den Arbeitsmarkt der Zukunft sind hingegen Gesichtserkennung und Technologien, die über Signale des Körpers dessen emotionalen Zustand ablesen können, ein wichtiges Thema. „Bereits die heutigen Systeme sind hoch entwickelt und werden beispielsweise in Vorstellungsgesprächen eingesetzt. Es gibt allen Grund, dazu eine kritische Haltung einzunehmen. Gleichzeitig können wir ihre Existenz aber nicht leugnen und müssen Stellung beziehen, insbesondere in unserer Rolle als Arbeitgeber“, so Öhrvall.