Kye Andersson, Peltarion, beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm

Laut Kye Andersson, Peltarion, wird KI in allen möglichen Branchen Anwendung finden.

Teilnehmer beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm

Das KI-Seminar in der Handelskammer war gut besucht.

Tomas Falk beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm

Tomas Falk aus dem Hyper Island-Masterprogramm präsentierte die Ergebnisse der KI-Studie.

Tomas Hermansson, SAP, beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm

Tomas Hermansson, SAP, stellte die Vorteile der KI-Lösungen des Unternehmens vor.

Henrik Holter, Saab, beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm

Henrik Holter, Saab, berichtete, wie das Unternehmen KI und maschinelles Lernen einführte.

Teilnehmer beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm

Vor dem Seminar gab es Frühstück für die Teilnehmer.

Tomas Hermansson, Tomas Falk, Kye Andersson und Henrik Holter beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm

KI-Experte Kye Andersson: „Wir stehen am Anfang einer Revolution“

28.05.2019

Wie können Unternehmen das Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) für ihr Geschäft besser verstehen und anwenden? Diese Frage stand im Zentrum des vollbesetzten Frühstücksseminars der Deutsch-Schwedischen Handelskammer am vergangenen Mittwoch. Das Seminar fand im Rahmen des German Swedish Tech Forum, der bilateralen Innovationsplattform der Handelskammer und der Königlich Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften (IVA), statt.

Hintergrund war eine Studie, die die Deutsch-Schwedische Handelskammer zusammen mit Tomas Falk aus dem Hyper Island-Masterprogramm Digital Management durchgeführt hat. An der Studie nahmen Mitgliedsunternehmen auf beiden Seiten der Ostsee teil.

„Rund 75 Prozent der teilnehmenden Unternehmen haben angegeben, Künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren einführen oder vermehrt nutzen zu wollen“, sagte Tomas Falk. „Das bedeutet also einen großen Bedarf an KI-Lösungen. Gleichzeitig stellten sich mangelnde interne Kompetenz sowie das Fehlen relevanter KI-Dienstleister auf dem Markt als größte Hindernisse für den verstärkten Einsatz von KI heraus. Wir haben es also mit einer Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu tun.“

Dieser Meinung war auch Kye Andersson, Head of Brand & Communications beim auf KI spezialisierten Unternehmen Peltarion und Mitglied im schwedischen KI-Rat. Er nannte mangelnde Expertise sowie die Tatsache, dass die Technologie oft noch nicht wirklich skalierbar ist, als größte Hindernisse für die Entwicklung und Verbreitung Künstlicher Intelligenz.

„Aber die Revolution wird kommen – wir stehen gerade erst am Anfang. Der Fortschritt wird nie wieder so langsam geschehen wie heute“, meinte Kye Andersson. „KI wird im Prinzip in allen Branchen Anwendung finden. Die fünf Schritte in jeder KI-Story sind ein bestimmtes Problem, Daten, ein KI-Modell, die Anwendung des Modells in der Praxis und ihre Auswirkungen.“

Anwendung in allen Branchen

Schon heute wird Künstliche Intelligenz in vielen Bereichen genutzt. Beispielsweise wird es zur Erkennung von Hautkrebs eingesetzt, bei der Diabetesbetreuung, zur Musikklassifizierung, in der Papierherstellung, zur Optimierung von Batterien, für genauere Windkraftprognosen, in autonomen Fahrzeugen und Marketinguntersuchungen.

„Mithilfe von KI verschickt Amazon in den USA Pakete mit Waren, noch bevor diese überhaupt bestellt wurden“, berichtete Kye Andersson. „Der Inhalt der Pakete basiert auf früheren Bestellungen. Die Treffsicherheit ist sehr hoch, nur selten wird ein Paket wieder zurückgeschickt.“

In der Medizin, wo der Zeitfaktor eine wichtige Rolle spielt, kann KI bereits heute Gehirntumoren entdecken – mit der gleichen Präzision wie ein Arzt und innerhalb von nur einer Sekunde. Dennoch braucht es weiterhin Menschen, die den Befund kontrollieren und die Behandlung durchführen. „Wir müssen also keine Angst haben, dass Roboter bald unsere Welt übernehmen“, schmunzelte Kye Andersson. „Die Probleme, die wir mit KI lösen können, sind viel dringlicher als die Risiken, die mit fortgeschrittener KI verbunden sind. Und der Weg dorthin ist noch weit.“

Steuerung in Echtzeit

Anschließend wurden zwei Unternehmen auf die Bühne geladen, die KI bereits erfolgreich anwenden: der Softwarekonzern SAP und der schwedische Flugzeugbauer und Rüstungskonzern Saab.

Tomas Hermansson, Business Innovation Architect bei SAP Nordic & Baltic States, stellte die KI-Lösungen von SAP vor.

„Mit unseren Lösungen kann man sein Unternehmen ‚live‘ steuern. Man kann in Echtzeit beobachten, welche Auswirkungen bestimmte Veränderungen auf die Produktion oder den Verkauf haben würden“, erläuterte Tomas Hermansson.

„Industriekunden haben dank KI weniger Ausfallzeiten für ihre Maschinen, können nach einem Stopp in kürzerer Zeit wieder den Betrieb aufnehmen und ihre Produktion optimieren. In der Verwaltung können mithilfe von KI Rechnungen mit eingehenden Zahlungen verglichen werden. In großen Unternehmen kann es sich um Zehntausende von Rechnungen handeln, die heute noch manuell bearbeitet werden müssen und deren Administration man stattdessen automatisieren kann.“

Daten im Fokus

Bei Saab werden KI und maschinelles Lernen bereits seit 1994 eingesetzt. Laut Henrik Holter, Head of Research & Technology Electronic Warfare Systems, wurden die Systeme seitdem laufend überarbeitet und verbessert.

„Wir verwenden heute ungefähr 80 Prozent unserer Zeit auf die Vorbereitung und Verbesserung von Daten“, berichtete Henrik Holter. „Was Künstliche Intelligenz angeht, ist für uns das größte Problem, eine Finanzierung für die Entwicklungsprojekte zu finden. Aber unser Management hat die Bedeutung der Technologie schon früh verstanden und ist offen dafür, sie verstärkt anzuwenden.“

Mit der Integration von KI in die Unternehmensstrategie und in das operative Tagesgeschäft gehen also viele Vorteile einher. Aber wie kommt man überhaupt damit in Gang?

„Wo man am besten anfängt, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Gibt es Ingenieure im Unternehmen, kann dort angesetzt werden. Ihre Denkweise passt erfahrungsgemäß am besten zu KI“, riet Kye Andersson.