
Dr. Holger Bingmann, BGA-Präsident.
Foto: Fotobyrån Hjaerta

Die Veranstaltung fand im IVA konferenscenter in Stockholm statt.
Foto: Fotobyrån Hjaerta

Harald Pflanzl, Chef für Nordwest- und Zentraleuropa bei BASF.
Foto: Fotobyrån Hjaerta

Christofer Fjellner (Moderaterna), Europaabgeordneter.
Foto: Fotobyrån Hjaerta

Die Podiumsdiskussion wurde von Ulf Wickbom moderiert.
Foto: Fotobyrån Hjaerta

Handelskammer-Präsident Staffan Bohman hielt die Willkommensrede.
Foto: Fotobyrån Hjaerta

Dr. Holger Bingmann, Deutschlands Botschafter Dr. Hans-Jürgen Heimsoeth, Harald Pflanzl, Christofer Fjellner, Staffan Bohman und Handelskammer-Geschäftsführer Ralph-Georg Tischer.
Foto: Fotobyrån Hjaerta

Vor und nach dem Seminar gab es Zeit für persönliche Gespräche.
Foto: Johanna Kunath

Foto: Fotobyrån Hjaerta

Foto: Johanna Kunath

Foto: Johanna Kunath

Foto: Fotobyrån Hjaerta
Dr. Holger Bingmann: Mehr Handel mit Ländern mit gleichen Werten
29.01.2019
Brexit, drohende Handelskonflikte und eine abflachende Konjunktur: In unsicheren Zeiten wie diesen sollten sich die EU-Mitgliedstaaten auf den Handel und gute Beziehungen mit ihren nächsten Nachbarn konzentrieren. Das war eine der Hauptaussagen von Dr. Holger Bingmann, Präsident des deutschen Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) auf der Chairman’s New Year Reception der Deutsch-Schwedischen Handelskammer am Donnerstagabend in Stockholm.
Dem Brexit, Handelskriegen wie zum Beispiel zwischen China und den USA sowie den schwachen Exportzahlen von Ende 2018 zum Trotz rechnet Dr. Holger Bingmann damit, dass die deutschen Exporte im Jahr 2019 um bis zu drei Prozent wachsen werden. Neueste Zahlen zeigen allerdings, dass die deutsche Industrie im Januar 2019 weniger optimistisch in die Zukunft geblickt hat. Hauptgrund hierfür sei laut Bingmann die Ungewissheit darüber, ob Großbritannien die EU tatsächlich ohne Abkommen verlassen werde – also ein sogenannter harter Brexit.
„Selbst ein geordneter Brexit könnte Deutschland 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte des BIP kosten. Sollte Großbritannien ohne Abkommen aus der EU austreten, könnte dies noch größere Auswirkungen haben“, sagte Bingmann. Er fügte jedoch hinzu, dass er weder auf einen harten Brexit hoffe noch daran glaube.
Deutsch-schwedische Beziehung ein Vorbild
Der BGA-Präsident betonte, dass die EU ein entscheidendes Jahr vor sich habe, das er als nahezu schicksalshaft bezeichnete. Abgesehen vom Brexit steht beispielsweise die Europawahl im Mai an. „Hand aufs Herz: Europa ist nach wie vor eine große Baustelle“, so Dr. Holger Bingmann. „Es liegt in unserer Verantwortung, das europäische Projekt wieder mit Leben zu füllen. Wir müssen umdenken, was die EU angeht, und uns einander nähern, nicht weiter voneinander entfernen.“
Gleichzeitig führte er an, dass Deutschland und Schweden mit gutem Beispiel vorangingen. Der Handel zwischen den beiden Ländern beläuft sich aktuell auf etwas mehr als 42 Milliarden Euro pro Jahr. „Das ist für mich ein erfolgreiches Beispiel für innereuropäische Kooperation. Leider fokussieren wir uns so oft auf die Probleme der EU – dabei macht sie eine solche Zusammenarbeit ja erst möglich. Vor dem Hintergrund des Brexits und aller Handelskriege sollten wir uns auf unsere nächsten Nachbarn konzentrieren und in ihnen neue enge Freunde finden. Das verspricht zwar keine Wachstumsraten von 50 Prozent wie im Handel mit China oder anderen asiatischen Ländern, dafür ermöglicht es aber langfristig stabiles Wachstum“, meinte Bingmann.
Optimismus trotz dunkler Wolken
Nach der Rede des BGA-Präsidenten folgte eine Diskussion über die Zukunft der EU mit dem schwedischen Europaabgeordneten Christofer Fjellner (Moderaterna) und Harald Pflanzl, Nordwest- und Zentraleuropachef beim Chemiekonzern BASF.
Pflanzl gab zu bedenken, dass das Verbrauchervertrauen in Europa sinke. „Vertrauen ist notwendig, damit Verbraucher es wagen zu konsumieren und Unternehmen zu investieren. Derzeit sehen wir viele dunkle Wolken am Konjunkturhimmel.“ Seine deutliche Botschaft an die Politiker in Brüssel: „Redet mit den Menschen, hört ihnen zu und handelt entsprechend der Antworten, die ihr bekommt. Erst dadurch kann die Distanz zwischen der EU und ihren Bürgern vermindert und damit Vertrauen wieder aufgebaut werden.“
Trotz Brexit, schwächerer Aussichten für die deutsche und schwedische Wirtschaft sowie aller Herausforderungen, denen die EU gegenübersteht, blickten alle drei Diskussionsteilnehmer zuversichtlich in die Zukunft. „Wir erwarten für 2019 Gegenwind, der vermutlich auch 2020 anhalten wird“, so Pflanzl. „Doch wir haben auch die letzte Wirtschaftskrise erfolgreich bewältigt – warum sollte es uns dieses Mal nicht wieder gelingen? Wir investieren in Innovation und in unsere Bürger. Guter Grund also, optimistisch zu bleiben.“
Frischer Wind für Europa dank Brexit
„Die Antwort auf alle dunklen Wolken am Konjunkturhimmel ist einfach: mehr Europa“, meinte Christofer Fjellner. Er betonte, dass der Brexit nicht nur negative Folgen für die Zusammenarbeit in der EU habe. „Im Gegenteil: Er hat der EU viel positive Energie gebracht. Endlich beginnen wir darüber zu diskutieren, was die Zusammenarbeit überhaupt bedeutet. Und in Schweden ist die Zustimmung zu Europa inzwischen so stark wie schon lange nicht mehr.“ Der Europaabgeordnete wagte außerdem die Prognose, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Schweden mit dem EU-Austritt Großbritanniens weiter intensiviert und ausgebaut würden.
Zum Abschluss der Diskussion unterstrich Dr. Holger Bingmann abermals die Bedeutung des innereuropäischen Handels: „Wir sollten uns nicht nur auf den maximalen Gewinn konzentrieren. Mit Ländern zu Geschäfte zu machen, die Handelskonflikte anheizen und Unsicherheit in der Welt hervorrufen, kann nur in unsichere Geschäfte münden. Wenn wir stattdessen die Handelsbeziehungen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ausbauen, arbeiten wir wirklich für Europa.“