
Foto: Pixabay/Deutsche Bahn AG/Max Lautenschläger
Digitalisierungsexpertin Sabina Jeschke gründet KI-Unternehmen in Schweden
22.06.2021
Im Frühjahr gab die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung bekannt, dass Vorstandsmitglied Sabina Jeschke das Unternehmen verlässt. Jetzt gründet Jeschke das Unternehmen Arctic Brains in Schweden, welches Firmen bei der Anwendung Künstlicher Intelligenz unterstützt.
Im Interview verrät das Vorstandsmitglied der Deutsch-Schwedischen Handelskammer ihren Lieblingsort in Schweden, der sie bei der Namensgebung ihres Unternehmens inspiriert haben könnte.
Deutsch-Schwedische Handelskammer: Sie haben vor kurzem die Arctic Brains AB in Schweden gegründet – wie sieht die Geschäftsidee Ihres Unternehmens aus?
Sabina Jeschke: Wir unterstützen Unternehmen in der digitalen Transformation. Der Fokus unseres Unternehmens Arctic Brains liegt auf dem Einsatz komplexer Optimierungsverfahren und Künstlicher Intelligenz. Wir entwickeln Szenarien für deren Einsatz in sowohl Einzelprozessen als auch ganzen Geschäftsmodellen. Wir analysieren die wirtschaftlichen und prozessualen Effekte, Chancen sowie Risiken. Außerdem entwickeln wir zusammen mit unseren Partnern konkrete Softwaretools für die Umsetzung.
An welche Kunden wenden Sie sich?
Wir haben in der Vergangenheit für verschiedenste Organisationen gearbeitet: öffentliche und private Organisationen, große und kleine Unternehmen. Auch weiterhin sind wir für alle Anfragen offen, wir lieben Vielfalt. Besonders sichtig sind unsere Services für kleine und mittlere Unternehmen (SME), weil diese sich oft keine Spezialabteilungen für KI leisten können.
Sie haben Erfahrung in der Arbeitswelt sowohl Deutschlands als auch Schwedens, was kann die schwedische Wirtschaft von der deutschen lernen – und umgekehrt?
Deutschland kann von Schweden eine gewisse Gelassenheit lernen – und die Chancen in den Vordergrund zu stellen, nicht die Risiken. Der Ausbau von Mobilfunknetzen ist entschieden schneller und besser, für viele Unternehmen ist das existenziell. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist leichter, der Gendergap kleiner. Umgekehrt halte ich das deutsche Gesundheitssystem für das bessere, weil es den Menschen einen direkteren, schnelleren Kontakt zum Arzt ihrer Wahl ermöglicht. Persönlich empfinde ich die Entscheidungsprozesse in Schweden als langsamer, obwohl sie mir schon in Deutschland zu langsam sind. Die starke Ausrichtung auf Konsens braucht oft viel Zeit.
Wie sehen Sie als Vorstandsmitglied die Rolle der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in der deutsch-schwedischen Geschäftswelt?
Ich halte die Rolle der internationalen Handelskammern insbesondere in Europa für zentral. Wir brauchen Organisationen, die die konkrete Zusammenarbeit der europäischen Völker organisieren. Die politische Führung durch Brüssel ist wichtig, reicht aber für den Erfolg der Europäischen Union allein nicht aus – wichtig sind die konkreten Umsetzungen. Einrichtungen wie die Deutsch-Schwedische Handelskammer bilden die Basis für Gründungen im jeweils anderen Land, den Austausch von Informationen und Geschäftsmodellen, für Messen im Partnerland. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer bringt die beiden Kulturen zusammen.
Und zu guter Letzt: Die Sommer- und Ferienzeit ist da, welchen Ort in Schweden muss man unbedingt besucht haben – welcher ist Ihr Lieblingsort?
Es ist mehr als ein Lieblingsort: Hier in meiner zweiten Heimat Jämtland bin ich besonders gerne am Hällingsåfallet, einem wunderschönen Wasserfall nahe Gäddede. Meistens verbinde ich das mit einer Tour auf dem Vildmarksvägen, denn dann komme ich an weiteren Lieblingsorten vorbei. Insbesondere mag ich die Hochebene Stekkenjokk, die aufgrund der enormen Schneemengen im Winter nur einige Monate im Jahr befahren werden kann. Hier sieht man oft große Rentierherden in freier Wildbahn.