
Sportlov – von der Sparmaßnahme zum nationalen Winterhighlight
14.02.2019
Haben Sie schon bemerkt, dass es zurzeit schwierig sein kann, jemanden in schwedischen Büros zu erreichen? Ganz wie in der berüchtigten schwedischen Sommerpause stehen die Büros leer – schließlich sind gerade Winterferien.
Während die Winterferien in Deutschland nur in einigen Bundesländern fester Bestandteil des Schuljahres sind, gibt es in Schweden eine feste Tradition, um die Zeit zwischen dem dunklen Winter und dem nahenden Frühling zu genießen: Dank der sogenannten sportlov (Sportferien) haben schwedische Schüler zum Ende der Winterzeit zwischen Weihnachten und Ostern eine Woche schulfrei. Damit sich nicht die gesamte Nation gleichzeitig zu den beliebtesten Skigebieten begibt, gibt es in einem Zeitraum von vier Wochen unterschiedliche Ferienzeiten für die verschiedenen Regionen Schwedens.
Warum Sportferien?
Wie der Name sportlov schon sagt, soll die Woche Kindern die Möglichkeit geben, sich mehr zu bewegen und mehr Zeit für sportliche Aktivitäten zu haben. Doch das war nicht immer so: Sowohl der Name als auch die Bedeutung der Ferien hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.
Tatsächlich begann diese Ferientradition 1940 als Sparmaßnahme. Während des Zweiten Weltkrieges gab es in Schweden viele Rationierungen. So sollten auch die Heizkosten in den Schulen während der kalten Winter reduziert werden. Da man besonders Steinkohle und den Brennstoff Koks, womit damals geheizt wurde, einsparen wollte, verbreitete sich rasch der Ausdruck kokslov (Koksferien).
Doch wie sollten die Kinder in der freien Woche beschäftigt werden? Alles günstig und einfach zugänglich gestalten und gleichzeitig so viel Abwechslung wie möglich zu schaffen – so lautete die Devise des Verwaltungsrates für Sport und Erholung (Idrotts- och friluftsstyrelsen), der das Programm entwickelte. Hoch im Kurs standen beispielsweise Pfadfinder- und militärische Vereinigungen. Daneben entwickelte sich der Trend in die Berge zu fahren, welcher besonders für die Großstadtkinder aus Stockholm gedacht war. Da die Eisenbahnen schnell durch den Reiseandrang überlastet waren, wurden regional unterschiedliche Ferienzeiten eingeführt.
Nach dem Krieg behielt man die Winterferien bei, der Fokus veränderte sich allerdings stark: Die Ferien sollten der folkhälsa (dem Wohl der allgemeinen Gesundheit) dienen und die Ausbreitung von Grippeinfektionen eindämmen. Gleichzeitig wurde die Reise in die Berge günstiger und somit für die gesamte Bevölkerung möglich. Erst seit 1960 wird der Begriff sportlov für die freie Winterwoche genutzt.
Wo verbringen die Schweden ihre sportlov?
Die Berge sind noch immer die beliebtesten Reiseziele schwedischer Familien. Besonders gefragt sind Skigebiete in den nördlichen Landesteilen wie Åre, Idre Fjäll, Branäs und Vemdalen. Allerdings sehnen sich viele Schweden nach einem dunklen Winter nach Sonne und Wärme: Spanien, die kanarischen Inseln und Thailand haben sich in den letzten Jahren zu beliebten Winterreisezielen entwickelt. Auch Deutschland steht mit Reisen in die Alpen oder Städtetrips nach München und Berlin auf dem Programm vieler Schweden.
Wer hat wann in Schwedens größten Städten frei? Göteborg hat diese Woche den Anfang gemacht, in der nächsten Woche bleiben Malmös Schulen geschlossen und ab dem 25. Februar machen sich die Stockholmer auf den Weg zu ihren diesjährigen Urlaubszielen.