Dr. Peter Parycek, Mitglied des Digitalrats der Bundesregierung.

Anna Eriksson, Generaldirektorin von DIGG.

Nicklas Berild Lundblad, Google, und Nils Herzberg, SAP.

Dr. Peter Parycek und Johan Svenningsson, Schweden-Chef von Uniper.

Teres Lindberg, sozialdemokratische Parlamentsabgeordnete, mit Anna Eriksson.

Moderator Ulf Wickbom und Manfred Schüler, Deutsche Botschaft Stockholm.

Ralph-Georg Tischer, Geschäftsführer der Handelskammer, hieß alle Teilnehmer willkommen.

Nach dem Seminar lud die Handelskammer zum Get-together ein.

Das Buffet wurde vom Handelskammer-Mitglied Niklas and Friends angerichtet.

Die Gäste konnten einen Blick auf neue Modelle der Volkswagen Group werfen.

Partner waren Audi, Giesecke + Devrient, SAP, Uniper, Volkswagen und die Deutsche Botschaft.

Open Data: Mehr Mut zu Experimenten, Europa!

04.07.2019

Wie können Deutschland und Schweden Vorreiter werden im Bereich Digitalwirtschaft? Dafür braucht es nicht nur europäische Standards, sondern auch den Mut, zu experimentieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Darüber waren sich die Teilnehmer des Seminars der Deutsch-Schwedischen Handelskammer während der Almedalen-Woche in Visby einig.

Im Rahmen ihrer Innovationspartnerschaft haben Deutschland und Schweden Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nach ganz oben auf die bilaterale Agenda gesetzt. „Innerhalb der letzten fünf Jahre ist das Thema Digitalisierung auch in Deutschland aus der ‚Nerd‘-Ecke herausgekommen“, sagte Dr. Peter Parycek, Leiter des Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und Mitglied des Digitalrats, der die Bundesregierung beim Thema Digitalisierung berät, auf dem Seminar der Handelskammer am vergangenen Montag.

„Unsere Politiker haben verstanden, dass der Erfolg einer Nation davon abhängt, wie erfolgreich die Digitalisierung umgesetzt wird“, so Dr. Parycek. Doch Verständnis allein reiche nicht aus, es gebe noch viel zu tun: „Bei einigen der Themen, mit denen wir uns im Digitalrat beschäftigen, gibt es international noch keine fertigen Lösungen, an denen wir uns orientieren können, etwa bei der Zukunft der Arbeit. Was das Thema digitale Verwaltung angeht, sind Schweden und die anderen nordeuropäischen Länder allerdings ein konkretes Vorbild für Deutschland.“

Digitalisierung kein Selbstzweck

Und was macht Schweden anders als Deutschland? Im September letzten Jahres hat beispielsweise die staatliche Agentur für digitale Verwaltung DIGG ihre Arbeit aufgenommen. Diese hat den Auftrag, die Digitalisierung des öffentlichen Sektors in Schweden zu koordinieren, zu unterstützen und damit die Verwaltung effektiver zu gestalten. „Digitalisierung ist ein Teamsport, den niemand allein bestreiten kann“, so Anna Eriksson, Generaldirektorin von DIGG. „Rund um den Globus haben Menschen hohe Erwartungen an die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Diese Erwartungen machen auch vor Ländergrenzen nicht halt – und das wiederum bedeutet zahlreiche innereuropäische Kooperationsmöglichkeiten.“

Die Sozialdemokratin Teres Lindberg, Mitglied des schwedischen Reichstags und des parlamentarischen Verkehrsausschusses, fügte hinzu: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg, wie wir gesellschaftliche Herausforderungen lösen können. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Deutschland und Schweden zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen, um die Früchte der Digitalisierung gemeinsam zu ernten.“

Handelskriege werden Datenkriege

„Allerdings ist Digitalisierung nicht nur ein Teamsport, der viele Chancen bietet, sondern auch ein Marathon“, ergänzte Nils Herzberg, Global Head Strategic Partnerships, Digital Supply Chain beim Softwarekonzern SAP und Gründungsmitglied der Open Industry 4.0 Alliance, die darauf abzielt, die Digitalisierung in der Fertigung, der Verarbeitung sowie der Logistik zu beschleunigen. Herzberg sprach sich für europäische Standards für die Bereitstellung von und den öffentlichen Zugang zu wichtigen Daten (Open Data) aus, um zu den auf diesem Gebiet führenden Ländern aufzuschließen. „Sowohl Deutschland als auch Schweden sind Exportnationen. Die Handelskriege der Zukunft werden Datenkriege sein. Um mit solchen weltweiten Konflikten fertig zu werden, muss Europa vereint auftreten – und eine transatlantische Kooperation erwägen.“

„Der europäische digitale Binnenmarkt hat enormes Potenzial und gehört zu den Stärken der EU. Auf diese sollte sich Europa fokussieren“, sagte der Ständige Vertreter an der Deutschen Botschaft Stockholm, Manfred Schüler. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass die EU oftmals als ‚Überregulator‘ wahrgenommen wird, der Entwicklungen verhindert oder zumindest verlangsamt.

Im Bereich der Digitalisierung wurde dies jedoch nicht von den Panelteilnehmern bestätigt. Im Gegenteil: „Regeln und Rahmenbedingungen auf EU-Ebene sind wichtig, um die Digitalisierung voranzutreiben und innovative Geschäftsmodelle zu unterstützen“, meinte Johan Svenningsson, Schweden-Chef des Energiekonzerns Uniper. „Bereits heute generieren wir mehr Daten, als wir verarbeiten können. Wenn wir künftig erfolgreich sein wollen, dann müssen wir digitaler denken und revolutionäre Schritte wagen. Schnell lernen, statt führen zu wollen – das sollte die demütige Haltung sein, die Europa bei der Digitalisierung einnimmt.“

Aus Fehlern lernen

Viel experimentieren, Fehler machen, daraus lernen – auf diesen Entwicklungsprozess kamen die Teilnehmer im Laufe der Diskussion immer wieder zurück. „Lebenslanges Lernen zu ermöglichen, ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagte Nicklas Berild Lundblad, Vice President Public Policy Planning bei Google und bis vor kurzem Mitglied des Digitalisierungsrates der schwedischen Regierung. „Wenn wir nicht experimentieren und uns keine Fehler erlauben, gibt es keinen Fortschritt – und das hat schwerwiegende Konsequenzen. Das Land, dem es als erstes erfolgreich gelingt, maschinelles und menschliches Lernen zu kombinieren, wird einen enormen Wettbewerbsvorteil haben.“

„In Deutschland spricht man von einer sogenannten Fehlerkultur“, sagte Dr. Peter Parycek. „Wenn wir daraus eine Lernkultur entwickeln und diese auch so benennen, ist schon einmal ein großer Schritt in die richtige Richtung getan.“

Partner des Seminars und des darauffolgenden Get-togethers der Deutsch-Schwedischen Handelskammer während der diesjährigen Almedalen-Woche waren Audi, Giesecke + Devrient, SAP, Uniper, Volkswagen und die Deutsche Botschaft Stockholm.