Foto: Södra

Die Rolle der schwedischen Forstwirtschaft für eine fossilfreie Gesellschaft

09.10.2020

Schwedens Forstindustrie hält nachhaltige Lösungen bereit und spielt dementsprechend eine wichtige Rolle bei der Umstellung auf klimaneutrales Wirtschaften. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten für branchenübergreifende Kooperationen, die sogar notwendig sind, um neue Wertschöpfungsketten zu schaffen.

Darüber waren sich die Teilnehmer aus der Industrie und dem Finanzsektor bei einem von der Deutsch-Schwedischen Handelskammer veranstalteten Webinar zur ökonomischen Bedeutung des Waldes einig. Dennoch gibt es einige Herausforderungen, die auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft bewältigt werden müssen.

Schweden als erster fossilfreier Wohlfahrtsstaat der Welt – dieses Ziel hat Ministerpräsident Stefan Löfven benannt. Das skandinavische Land verfolgt das ehrgeizige Ziel, bis 2045 fossilfrei zu werden. Die Initiative „Fossilfreies Schweden“ (Fossilfritt Sverige) unterstützt unterschiedliche Wirtschaftsbereiche dabei, sich in Richtung nachhaltige Gesellschaft zu entwickeln und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

„Heute verstehen, wie wir uns auf die Zukunft vorbereiten können“: Schweden als Vorreiter

Schwedens Fläche ist zu 70 Prozent mit Wald bedeckt – ein Rohstoff, der kaum ignoriert werden kann. Zudem ist Schweden ein Land, das für innovative Ideen bekannt ist. Die Voraussetzungen für eine nachhaltigere Entwicklung sind somit vorhanden, doch Schwedens Rolle als Pionier birgt auch Herausforderungen.

„Wir müssen verstehen, wie die Welt unserer Entwicklung folgen kann“, betonte Henrik Brodin, Strategic Business Development Manager beim schwedischen Unternehmen Södra, einem der größten europäischen Unternehmen in der Forstwirtschaft.

In Sachen Nachhaltigkeit ist Schweden zudem schneller als andere Länder. Dies kann zu Problemen beim Export führen, da nicht alle Teile der Wertschöpfungskette in allen Ländern aufeinander abgestimmt sind. Kosten, die dadurch für Produzenten und Konsumenten entstehen, müssen ebenfalls bedacht werden.

„Heute verstehen, wie wir uns auf die Zukunft vorbereiten können“, fasste René Backes, Business Development Specialist Renewables, BASF Nordic, die aktuellen Herausforderungen zusammen.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Innovative Ideen sind vorhanden, bei der Umsetzung müssen dennoch einige Faktoren bedacht werden. Dabei geht es vor allem um die Finanzierung von nachhaltigen Projekten in der Forstindustrie.

„An Kapital für nachhaltige Finanzierungen mangelt es nicht, ganz im Gegenteil.“

„An Kapital für nachhaltige Finanzierungen mangelt es nicht, ganz im Gegenteil“, erklärte Roger Josefsson, Head of Sustainability, Danske Bank.

Eine größere Herausforderung benannte Henrik Brodin: „Der Übergang ist mehr eine Frage des Risikos als des Kapitals.“ Vorreiter zu sein, wenn das Ergebnis ungewiss ist, erfordert Mut. Daher ist langfristiges Vertrauen aus politischer Sicht erforderlich.

Ein Portfolio bereits etablierter Produkte zu verändern birgt einige Risiken. Dennoch lohnt es sich, da der Übergang dem Zeitgeist entspricht.

„Menschen und Unternehmen treiben die Bewegung.“

„Menschen und Unternehmen treiben die Bewegung, Politik und Banken folgen“, sagte René Backes.

Kann der schwedische Wald den weltweiten Bedarf decken?

„Eine Ressource aus einem Land kann nicht die Probleme in der ganzen Welt lösen“, so Henrik Brodin. Wichtig sei, dass jedes Land seine Kernkompetenz für nachhaltige Lösungen finde.

„Da die Forstwirtschaft nicht in jedem Land nachhaltig gestaltet ist, eignet sich Schweden als Ausgangspunkt“, ergänzte René Backes.

Potenzial für deutsch-schwedische Zusammenarbeit

Die schwedischen Ansätze bieten eine gute Basis für Kooperationen mit Deutschland. Um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, muss bestimmt werden, welche Kompetenzen gebraucht werden und in welcher Form die Zusammenarbeit stattfinden soll.

„Die Innovation muss das nächste Level erreichen.“

„Die Innovation muss das nächste Level erreichen“, meinte Henrik Brodin. „Dafür muss auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette gearbeitet werden.“

Die Stimmung ist optimistisch. Die Teilnehmer des Webinars waren sich einig: Der Wald als Rohstoffquelle, innovative Ideen, Finanzierung und Nachfrage sind vorhanden. Nun müssen die Ideen umgesetzt werden. Dafür werden auch Richtlinien und Mittel von politischer Seite benötigt.

„Es ist wichtig, dass die staatlichen Mittel nicht auf zu viele Projekte verteilt werden, sondern in Technologien investiert werden, die Schweden führend auf dem Weltmarkt machen können, wie Grundlagenforschung und CCS-Technologien“, so Roger Josefsson.

 

 

 

Das Webinar wurde im Rahmen des German Swedish Tech Forum veranstaltet. Das German Swedish Tech Forum ist eine Innovationsplattform, die zu mehr Zusammenarbeit zwischen Industrieunternehmen in Deutschland und Schweden beitragen soll, und im Januar 2017 von Angela Merkel und Stefan Löfven eingeweiht wurde. Initiatoren des Forums sind die Deutsch-Schwedische Handelskammer und die Königlich Schwedische Akademie der Ingenieurwissenschaften (IVA).

Lesen Sie hier mehr über das Forum.

Haben Sie das Webinar verpasst? Sie können sich die Sendung auch im Nachhinein auf unserem YouTube-Kanal anschauen.