Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer

Immer wieder ein Thema – die notorische Schwäche der Schwedenkrone

21.10.2019

Zum wiederholten Male ist es angebracht, die notorische Schwäche der schwedischen Krone etwas näher zu analysieren. Seit meinem letzten Währungsartikel Mitte Februar hat die Krone weiter gegenüber dem Euro verloren und verzeichnet momentan die niedrigsten Kurse seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren.

Schwedens Wirtschaft ging es in den letzten Jahren relativ gut. Deshalb können viele Unternehmen und Währungsexperten den schon recht lange nach unten weisenden Trend der schwedische Krone nicht so recht nachvollziehen. Eigentlich lassen sich die wirklichen Ursachen dafür auch nicht richtig identifizieren oder gewichten. Es hat sich aber schon früher gezeigt, dass die Schwedenkrone bei internationalen Unruhen und Krisen nicht gerade als Zufluchtwährung (“safe haven currency”) fungieren kann. Und internationale Probleme gibt es seit geraumer Zeit mehr als genug.

Vielerorts wird die schwedische Reichsbank (Sveriges Riksbank oder Riksbanken) wegen ihrer mehrjährigen Niedrigzinspolitik zum alleinigen Sündenbock gemacht. Kritik an der schwedischen Zentralbank ist teilweise berechtigt, aber eben nur teilweise.

Trilemma

Vor allem die anfangs erkennbare intellektuelle Vernachlässigung der “unmöglichen Dreifaltigkeit” (“impossible trinity“ oder “trilemma“) muss der Reichsbank angekreidet werden. Die ”unmögliche Dreifaltigkeit” beinhaltet generell, dass von drei Zielen nur zwei gleichzeitig erreicht werden können.

Aus Sicht einer Zentralbank heißt dies, dass von den drei Prämissen – Inflationsziel, Wechselkursziel und freie grenzüberschreitende Geldströme – nur zwei gleichzeitig erreicht werden können. Das Inflationsziel sowie freie Kapitalbewegungen haben sich in Schweden in den letzten Jahrzehnten definitiv bewährt. Das bedeutet mit anderen Worten, dass sich die Steuerung der Krone – auch ohne numerisches Wechselkursziel – logischerweise als besonders schwierig oder gar unmöglich erweisen muss. Dies war voraussehbar – und so ist es auch gekommen.

Ziel der Reichsbank war es zunächst, durch sehr niedrige Zinsen oder gar Minuszinsen die Krone begrenzt zu schwächen und durch erhöhte Importpreise die allzu niedrige Inflation langsam in Richtung Inflationsziel (zwei Prozent) zu hieven. Wie nicht anders zu erwarten, ließ sich eine derartige Feinsteuerung aufgrund des Trilemmas nicht lange durchhalten. Es kam stattdessen zu einer übertriebenen Kursentwicklung nach unten. Eine deutliche Wende dieser Entwicklung ist noch nicht zu sehen. Auch psychologisch kommt die schwedische Krone auf den Devisenmärkten nicht gut an.

Nachteilig für die schwedische Krone ist außerdem eine Anzahl an Faktoren, die der Reichsbank gewiss nicht zum Vorwurf gemacht werden können. Hierzu gehören die Abschwächung der schwedischen Konjunktur und die in den Augen der Märkte nach wie vor zu niedrige Inflation. Mit 1,5 Prozent im September für die Konsumentenpreise (KPI) bleibt die schwedische Inflation weiterhin deutlich unter der Zielmarke von zwei Prozent. Damit könnten auch die Aussichten für eine baldige Zinserhöhung in einem ungünstigeren Licht erscheinen – und gleichzeitig die Perspektiven für eine sichtbare Verstärkung der Krone.

So sehen es jedenfalls die Märkte. Ob sie mit dieser Einschätzung richtig liegen werden, bleibt abzuwarten.    

Prognosen für die schwedische Krone bleiben unsicher

Inzwischen sind die Devisenmärkte so desillusioniert, dass man vorläufig kein Ende der schwedischen Währungsschwäche sehen will oder kann. Mancherorts wird von einer stärkeren Krone im nächsten Jahr gesprochen. Dabei handelt es sich aber mehr um Hoffnung als um eine fundierte Prognose. Allzu viele Parameter können sich kurzfristig verändern, oder neue können sich zeigen.

Überraschende Entwicklungen können plötzlich in vielen Bereichen auftauchen, sowohl auf dem Heimatmarkt als auch auf den internationalen Märkten. Währungsprognosen können dadurch schnell hinfällig werden und müssen deswegen entweder nach oben oder unten korrigiert werden. Auch die Schwäche der Krone wird kein Dauerzustand sein. Ein nennenswerter Wendepunkt lässt sich aber nicht prognostizieren.

Wie schon mehrmals an dieser Stelle diskutiert, lassen sich Währungsprognosen wissenschaftlich überhaupt nicht begründen. Das bedeutet auch, dass Währungsrisiken und offene Währungspositionen unbedingt vermieden werden sollten. Spekulationen können böse enden.

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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