Ett collage på tre bilder: En Scania watch på en handled, flera röda bussar i rad på en bussfil, Scania-lastbilar och arbetare i en gruvmiljö

Foto: Scania

„Wir werden mehr und mehr zum Anbieter von Transportdienstleistungen“

14.02.2017

Andreas Renschler, Vorstandsmitglied der Volkswagen AG und Chef von Volkswagen Truck & Bus, ist Gastredner der Jahrestagung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer am 24. April. In unserem Interview berichtet er von Fortschritten in Sachen Elektromobilität und autonomes Fahren und über Synergien zwischen den deutschen und schwedischen Marken des Konzerns.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Der Volkswagen-Konzern hat im vergangenen Jahr den größten Veränderungsprozess seiner Geschichte angestoßen und will bis 2025 einer der weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität werden. Was bedeutet dies für die Truck- und Bus-Sparte, der Sie vorstehen? Wird es bald Elektro-Lkws geben?

Andreas Renschler

Andreas Renschler: Die Geschäftsmodelle von Pkw und Nutzfahrzeugen sind unterschiedlich, aber die strategischen Herausforderungen der Zukunft sind sehr ähnlich. So entwickeln sich auch die Nutzfahrzeugmarken vom hardwareorientierten Fahrzeughersteller mehr und mehr zum Anbieter intelligenter und nachhaltiger Transportdienstleistungen. Was vollelektrische Lkw angeht, so werden wir diese vor allem im innerstädtischen Verteilerverkehr sehen. Ein Vorserienmodell hat MAN auf der IAA 2016 vorgestellt, Scania bietet bereits einen Hybrid-Lkw für den Verteilerverkehr an.

Volkswagen Truck & Bus vereint die Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhões e Ônibus unter einem Dach. Wie bewerten Sie mögliche weitere Synergien und Kooperationen?

Ab dem Jahr 2025 wollen wir – hauptsächlich durch Synergien – jährlich bis zu einer Milliarde Euro einsparen. Neben dem Einkauf gibt es vor allem in der Entwicklung Synergiepotential: Rund 60 Prozent des Werts eines Lkw stecken im Antriebsstrang. Dessen Kernkomponenten entwickeln unsere Marken künftig zusammen. Dafür haben wir klare Zuständigkeiten festgelegt. So entstehen gemeinsame Komponentenplattformen, die von den Marken dann – durch Hardware oder Software – für ihre Bedürfnisse und Kunden adaptiert werden.

Welche kulturellen Unterschiede haben Sie zwischen den schwedischen und deutschen Unternehmen, für die Sie verantwortlich sind, bemerkt?

Ich habe eher Gemeinsamkeiten bemerkt. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten markenübergreifend viel besser zusammen, als ich ursprünglich gedacht hatte. Allen ist klar, dass wir die riesigen Herausforderungen, die in den nächsten Jahren auf uns und die gesamte Branche zukommen, zusammen viel effektiver meistern können.

Die Automobilbranche ist bereits seit Langem Vorreiter in Sachen Digitalisierung und Anpassung an Kundenwünsche. Wie sieht der nächste Schritt für Ihre Branche in diesem Bereich aus?

Beim Thema Vernetzung steht ein großer Schritt bevor. Im Mai bringen wir mit RIO die erste offene digitale Plattform auf den Markt, die alle im Transportgewerbe tätigen Player miteinander vernetzt: vom Versender über Disponenten und Speditionen, den Fahrer bis hin zum Empfänger. Damit können wir noch stärker auf die individuellen Kundenbedürfnisse eingehen.

Wann, glauben Sie, werden wir selbstfahrende Lkws, Busse und andere Nutzfahrzeuge auf unseren Straßen antreffen?

Wenn es um vollautonome Nutzfahrzeuge auf der Straße geht, werden wir noch einige Zeit warten müssen. Das hängt auch von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. Auf dem Weg dorthin werden wir verschiedene Stufen des autonomen Fahrens erreichen. Platooning beispielsweise könnte schon ab 2020 Realität werden. Dabei fährt ein Lkw vorweg, weitere folgen in geringem Abstand vollkommen automatisiert. Das spart bis zu 10 Prozent Sprit, entlastet die Fahrer und bringt mehr Sicherheit. Sowohl MAN als auch Scania haben bereits im Sommer letzten Jahres mit Platoons auf öffentlichen Straßen gezeigt, dass sie die Technik gut beherrschen. Auf abgegrenzten Flächen, etwa in Minen oder Verladeterminals, wird die Automatisierung schneller voranschreiten. Hier sind wir bereits im Kontakt mit verschiedenen Kunden.