Prof. Hubert Fromlet kommentiert für die Deutsch-Schwedische Handelskammer

Schwedischer Immobilienmarkt nunmehr in den Schlagzeilen

22.11.2017

„Platzt Schwedens Immobilienblase?” fragte ich in Form einer zumindest leichte Besorgnis ausdrückenden Überschrift vor einiger Zeit an dieser Stelle. Heute, fünf Wochen später, hat sich der inzwischen abgeflaute Immobilienmarkt zu einem der Hauptthemen in den schwedischen Medien entwickelt.

Vor allem bei Wohnungen in der vielzitierten Stockholmer Innenstadt ist es in den letzten Wochen zu sichtlichen Preisabschlägen und längerer Verweildauer der Verkaufsobjekte gekommen. Gewisse negative Anzeichen kommen nunmehr auch aus den Stockholmer Außenbezirken und anderen Städten. Der Immobilienmarkt stellt sich mit anderen Worten zusehends nervöser dar.

Analysten und Branchenvertreter diskutieren zurzeit drei Szenarien für den Immobilienmarkt:

  • ob die gegenwärtige leichte, aber offenbare Schwäche nur von vorübergehender Dauer sein wird,
  • ob weitere Preisrückgänge verhalten, aber mit längerer Verweildauer ausfallen werden,
  • oder ob es zu einem spürbaren Platzen der Immobilienblase mit längerfristigen Folgen kommen wird.

Konjunktur könnte Schaden nehmen

Die schwedische Konjunktur dürfte auch vom zweiten Szenario nicht allzu negativ beeinflusst werden. Schlimmer sähe es jedoch aus, falls sich die dritte Alternative bewahrheiten sollte. Bei einem solchen Verlauf an den Immobilienmärkten könnten in erster Linie die Bau- und Immobilienkonjunktur spürbar negativ beeinflusst werden – und damit auch der Arbeitsmarkt.

Natürlich kann man sich auch faktische Entwicklungen vorstellen, die zwischen den drei Hauptszenarien liegen. Diese Alternative erscheint sogar alles andere als unwahrscheinlich. Aber könnten sie dabei zwischen eins und zwei oder zwischen zwei und drei liegen? Darauf weiß hier in Schweden momentan niemand eine plausible Antwort.

Streit über verschärfte Amortisationspflicht

Daher gehen auch die Meinungen über eine baldige Einführung eines verschärften Amortisationszwangs für private Immobilienkredite weit auseinander. Die Finanzaufsichtsbehörde sprach sich vor Kurzem deutlich dafür aus, die politische Opposition im Reichstag ist größtenteils dagegen und Finanzmarktminister Per Bolund hält sich bislang eher zurück, obwohl er die größte politische Entscheidungsinitiative für einen solchen Schritt besäße.

Damit scheint klar zu sein, dass sowohl die wirtschaftliche als auch die politische Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung am Immobilienmarkt und auch der Konjunktur zugenommen hat. Grund genug, den schwedischen und insbesondere den Stockholmer Immobilienmarkt weiterhin konsequent im Auge zu behalten – und gleichzeitig die Psychologie der Märkte näher zu betrachten.

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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