
Foto: Joachim Lagercrantz/OX2
In Schweden boomt die Windenergie
07.11.2018
Nach Angaben des Branchenverbands Schwedische Windenergie (Svensk Vindenergi) wird die jährliche Windstromproduktion in Schweden zwischen 2017 und 2021 um ein Drittel auf etwa 29 Terrawattstunden steigen. In den Kapazitätsausbau könnten mittel- bis langfristig 4,5 Milliarden Euro fließen. Laut Markus Selin, Analytiker der Schwedischen Energiebehörde (Energimyndigheten), macht Windkraft den größten Teil der aktuell realisierten erneuerbaren Energieprojekte aus.
Auslöser für den Investitionsboom sind die Verlängerung der Förderung durch das Energiezertifikatsystem sowie ein parteiübergreifendes Abkommen. Dieses wurde 2016 von der Linksregierung um die Sozialdemokraten mit dem bürgerlichen Oppositionsblock, der Allianz, geschlossen. Es sieht vor, dass die Energienutzung bis 2030 um 50 Prozent effizienter wird. Zehn Jahre später soll die Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Bis 2045 sollen die Nettoemissionen von Treibhausgasen auf null sinken.
Damit die Ziele nicht nur auf dem Papier bleiben, wurden Fördermaßnahmen sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen und Kommunen eingeplant: Für 2018 stehen 85 Millionen Euro, für die beiden Folgejahre etwa 92 und 150 Millionen Euro zur Verfügung.
Rentenfonds wittern sichere Renditen
Die rechtliche Sicherheit, verbunden mit den ambitionierten Plänen der öffentlichen Hand, zieht immer mehr Investoren an. Die Rentenfonds AMF und KLP aus Schweden und Norwegen kauften sich Mitte 2018 mit 200 Millionen Euro beim Energieunternehmen Stena Renewable ein. Zusammen mit dem Stena-Gründer Sten Olsson wollen sie bis spätestens 2022 etwa 600 Millionen Euro in den Ausbau von Windkraftkapazitäten investieren. Die ersten beiden Projekte gehen bereits in die Realisierung und umfassen insgesamt 19 Windturbinen im Wert von 70 Millionen Euro, die 2019 ans Netz angeschlossen werden sollen.
Der dänische Rentenfonds PKA ist zu 30 Prozent an einem 350 Millionen Euro teuren Vorhaben des Energieversorgers Vattenfall und des Technologielieferanten Vestas beteiligt. Der Fondschef Peter Damgaard glaubt, dass die Renditen solcher Vorhaben durch die sinkenden Kosten attraktiver werden. „Für uns ist es gutes Geschäft und gesunder Menschenverstand. Deswegen wird dies wohl nicht unser letztes Projekt in Onshore-Wind sein“, kündigte er bei einer Pressekonferenz Mitte Mai 2018 an.
Die zunehmend dominierende Rolle von Kapital- und Rentenfonds bei der Finanzierung von Windprojekten bestätigt auch die schwedische Projektentwicklungsfirma OX2. So wird ihr neuestes, etwa 400 Millionen Euro großes Vorhaben Valhalla vom Hamburger Investitionsfonds Aquila Capital getragen. Paul Stomoen, Vorsitzender von OX2 Wind, zählt auch Rentenfonds aus Europa und Asien zu den willigen Geldgebern. Unter anderem dank mehrjähriger Abnahmeverträge hätte man hier gut abgesicherte Aussichten auf relativ hohe Renditen.
Deutsche Firmen mischen mit
Aquila Capital ist nicht das einzige deutsche Unternehmen, das sich vom schwedischen Wind treiben lassen will. Siemens Gamesa hat seit 1992 mehr als 500 Turbinen in Schweden aufgestellt, deren installierte Leistung sich auf etwa 1,3 Gigawatt summiert. Ende Juli 2018 bekam das Unternehmen einen weiteren Zuschlag auf die Lieferung von 56 Windrädern. Dem Auftraggeber Green Investment Group lag vor allem an der regionalen Erfahrung. „Die Expertise von Siemens Gamesa in Bezug auf die nordischen Staaten war besonders wichtig, um die Finanzierung des Projektes abzuschließen“, unterstrich Mark Dooley, Leiter für grüne Energien beim GIG-Mutterkonzern Macquarie Capital.
Auch der deutsche Energieversorger EnBW baut sein Engagement in Schweden aus. Nachdem er 2016 die dänische CWS übernahm, wurde im Juli 2018 die EnBW Sverige AB gegründet. Das erste Vorhaben der neuen Tochtergesellschaft wird eine 11 Megawatt starke Anlage in der Gemeinde Tidaholm in Südschweden sein. Weitere sollen folgen. Schweden soll für EnBW, neben Deutschland, Frankreich und der Türkei, einen wichtigen Beitrag zur Realisierung der Firmenstrategie sein: 1 Gigawatt installierter Windleistung bis 2020 und 5 Milliarden Euro Investitionen in erneuerbare Energien bis 2025.
Gleich zehn neue Projekte hat der Mischkonzern Baywa AG geplant. Die Münchener betreiben in Schweden bereits acht Windparks. Alle zukünftigen Standorte befinden sich in Südschweden und umfassen maximal knapp 30 Windräder. Für sieben der geplanten Windfarmen erhielt Baywa bereits Baugenehmigungen. Allerdings sollen diese teilweise modifiziert werden, um höhere Türme, bis maximal 210 Meter samt Rotor, installieren zu können.
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