Eine Gasturbine vom Typ SGT-800 von Siemens in der Fabrik des Unternehmens i Finspång

Foto: Siemens

Energiewirtschaft treibt Schwedens Maschinenbau an

03.03.2017

Deutschlands Maschinenbaubranche konnte die Exporte nach Schweden vom ersten bis zum dritten Quartal 2016 um 8 Prozent steigern. Der Zuwachs bei den Bruttoanlageinvestitionen wird vor allem durch den Wohnungsbau getragen. Neben Ventil- und Lüftungstechnik besteht außerdem ein hoher Bedarf an Energie- und Kraftwerkstechnik. Mit einem 2016 beschlossenen Handlungsplan will die schwedische Regierung nun die vernetzte Produktion vorantreiben.

Der Maschinen- und Anlagenbau hat in Schweden eine lange Tradition und ist ein wichtiger Industriezweig des Landes. Im Jahr 2015 waren in dem Bereich knapp 64.300 Mitarbeiter beschäftigt. Etwa 85 Prozent des Branchenumsatzes werden durch Exporte erwirtschaftet, die Hauptabsatzmärkte liegen im EU-Raum.

Die Nachfrage nach Erzeugnissen der Maschinenbaubranche ist in Schweden vergleichsweise schwach, viele Industriebetriebe beschränken sich auf Rationalisierungs- und Ersatzinvestitionen. Im Hoch- und Wohnungsbau besteht jedoch große Nachfrage nach Technologien wie Ventil- und Lüftungstechnik, gefragt sind außerdem Hebe- und Fördertechnik für die Nahrungsmittelindustrie.

Energie- und Kraftwerkstechnik hoch im Kurs

Der Zuwachs bei den Bruttoanlageinvestitionen (2016 knapp 7 Prozent) sowie bei Ausrüstungsinvestitionen (mehr als 5 Prozent) entsteht neben dem Wohnungsbau auch durch Infrastrukturprojekte. Für 2017 wird ein relativ schwaches Investitionsplus von 2 Prozent vorausgesagt, das hauptsächlich von der Energiewirtschaft getragen wird.

Während die Automobilhersteller, die in den letzten Jahren viel Geld für die Entwicklung neuer Modelle bereitgestellt haben, ihre Ausgaben in Schweden voraussichtlich etwas zurückfahren werden, ergeben sich umso mehr neue Chancen für Produzenten und Berater der Energietechnikbranche. Hersteller elektrotechnischer Ausrüstungen schauen auf den Stromnetzbetreiber Svenska Kraftnät, der in den nächsten Jahren hohe Summen in den Netzausbau investieren will, vor allem für neue Windkraftanlagen.

Auch werden im Bereich der Automatisierungstechnik hohe Umsätze erwartet. Neben Automobilzulieferern investieren zum Beispiel Unternehmen der Unterhaltungselektronikbranche in die Prozessautomation.

Testmarkt für Sicherheitsinnovationen

Schweden ist ein Testbed für Sicherheitstechnologien – auch deshalb halten große einheimische Technologielieferanten ihr Engagement in dem Land aufrecht. Neue Möglichkeiten bietet außerdem die Bioökonomie, für deren Ausbau Innovationen im Maschinenbau ein wichtiger Treiber sind. Um mehr biobasierte Rohstoffe zu entwickeln, kooperieren in den letzten Jahren insbesondere Chemieunternehmen enger mit der heimischen Holzindustrie.

Dank der vielen in Schweden ansässigen Softwarefirmen könnte sich das Land schon bald auch als Testmarkt für Innovationen der Industrie 4.0 präsentieren. Vom Arbeitgeberverband für Unternehmen in der technischen Industrie (Teknikföretagen) wurde gemeinsam mit mehreren Hochschulen eine Vision für die Produktion in Schweden im Jahr 2030 entwickelt, um die Digitalisierung künftig noch besser zu fördern. Bereits Ende Januar 2016 hat die Regierung einen Handlungsplan mit 45 Maßnahmen beschlossen, die zu einer smarten, digitalisierten und automatisierten Industrie beitragen sollen.

Deutsche Maschinen sind gefragt

Deutschland lieferte 2015 Maschinen im Wert von gut 988 Millionen Euro nach Schweden und ist damit vor Finnland, Italien, den USA und China weiterhin das mit Abstand wichtigste Lieferland. Die schwedische Maschinen- und Anlagenbaubranche erzielt traditionell hohe Ausfuhrüberschüsse, aber auch die Einfuhren in diesem Bereich sind insgesamt hoch: Der Import von Maschinen und Anlagen ist 2015 um knapp 5 Prozent und vom ersten bis zum dritten Quartal 2016 nochmals um rund 4 Prozent gestiegen.

Überdurchschnittlich stark war die Nachfrage nach Pumpen (+8 Prozent) und Kompressoren (+6 Prozent). Deutsche Hersteller konnten insbesondere im Bereich der Bau-, Baustoff- und Bergbaumaschinen Exportsteigerungen verzeichnen. Insgesamt lieferte Deutschland von Januar bis September 2016 rund 8 Prozent mehr Maschinen nach Schweden.

 

Den ausführlichen Artikel über die Entwicklung der Maschinenbaubranche finden Sie bei Germany Trade & Invest.