Dr. Glenny und Dr. Jürgen Holdhof mit einer Pumpe von Edur

Dr. Glenny Holdhof mit ihrem Mann und Co-Geschäftsführer Dr. Jürgen Holdhof.

Foto: Edur

„Digitalisierung geht alle an“

03.05.2017

Dr. Glenny Holdhof ist Geschäftsführerin der EDUR-Pumpenfabrik Eduard Redlien GmbH & Co. KG in Kiel und seit 2014 Mitglied im Vorstand der Deutsch-Schwedischen Handelskammer. Im Interview erklärt sie, wie der Mittelstand beim Thema Industrie 4.0 mithalten kann und was sie am Nachbarland Schweden fasziniert.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Industrie 4.0 ist sowohl in Deutschland als auch in Schweden ein Zukunftsthema und es ist wichtig, dass gerade auch kleine und mittelgroße Unternehmen bei der Umstellung dabei sind. Wie gehen Sie bei Edur die Digitalisierung Ihrer Produktionsprozesse an?

Dr. Glenny Holdhof: Diese Frage ist nicht in drei Sätzen zu beantworten. Digitalisierung in den Produktionsprozessen ist ein umfassendes und komplexes Projekt. Edur arbeitet bereits seit mehr als 12 Jahren mit einem ERP-System, das alle kaufmännischen Prozesse im Unternehmen abdeckt. Den Übergang zur Produktion liefern die bei der Buchung der Kundenaufträge erstellten und vom systemeigenen Planungstool erzeugten Fertigungsaufträge, die dann an den betreffenden Arbeitsplätzen bearbeitet werden. Um dies schnell, effizient und qualitativ einwandfrei tun zu können, benötigen die Mitarbeiter darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Informationen, die teilweise unstrukturiert, teilweise in anderen Datenbanken zur Verfügung stehen. Ziel der Digitalisierung ist, der ständig wachsenden Komplexität dadurch zu begegnen, dass an jedem Arbeitsplatz alle für die Ausführung notwendigen Informationen zur Verfügung stehen und dort erzeugte Daten wieder zurückfließen. Zu diesem Zweck sind umfängliche Prozess- und Datenanalysen in allen Bereichen notwendig. Edur wird im Rahmen des Projekts Edur 4.0 diese Informationen in standardisierten Apps an die Arbeitsplätze bringen.

Welche Herausforderungen sehen Sie für mittelständische Unternehmen in Sachen Digitalisierung?

Zunächst einmal muss gerade in kleinen und mittelgroßen Unternehmen das Bewusstsein geweckt werden, dass Digitalisierung nicht ein Thema allein für große Unternehmen ist, sondern alle angeht. Dann ist sicherlich die Komplexität der Thematik ein Problem. Es werden Experten benötigt, die dieses Projekt – das meines Erachtens keines mit einem definierten Enddatum sein kann – voranbringen und bearbeiten. Gerade IT-Fachleute sind jedoch Mangelware, sodass viele mittelständische Unternehmen externe Lösungen einführen (müssen). Damit steigt gleichzeitig die Abhängigkeit von Softwarehäusern weiter an.

Sie sind neben Ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin von Edur auch Honorarkonsulin Schwedens in Kiel. Was verbindet Sie mit Schweden?

Diese Frage wurde mir schon häufig gestellt – besonders kurz nach meinem Amtsantritt als Konsulin. Zum einen hat unser Unternehmen traditionell gute Verbindungen nach Skandinavien, damit auch nach Schweden. Zum anderen hat jeder, der in Kiel wohnt, eine Beziehung zu Schweden, da es – verbunden durch die Ostsee – ein Nachbarland ist. Der Blick über die Ostsee zeigt nicht nur ein wunderschönes Urlaubsland, sondern auch gesellschaftspolitische Entwicklungen, zum Beispiel Gleichberechtigung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in denen uns Schweden voraus ist. Durch mein Ehrenamt als Konsulin sind natürlich die Verbindungen zu Schweden noch enger geworden. Für mich ist es immer noch sehr bereichernd, sich so intensiv mit einem anderen Land auseinandersetzen zu dürfen.

Wie bewerten Sie die Rolle der Deutsch-Schwedischen Handelskammer für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren beiden Ländern?

Die Deutsch-Schwedische Handelskammer ist meines Erachtens ein sehr guter Beförderer der deutsch-schwedischen Wirtschaftsbeziehungen, da sie in beiden Richtungen aktiv ist. Zum einen ist das Netzwerk in Schweden hilfreich für die Markteinführung deutscher Unternehmen. Zum anderen hilft auch die Expertise der Handelskammer, Klippen sprachlicher, rechtlicher oder verhaltensbedingter Art zu umschiffen. Durch die Einbindung in das System der AHKs und der damit engen Verbindung zu den IHKs in Deutschland gilt das Gleiche auch für schwedische Unternehmen, die in Deutschland aktiv werden wollen.