DSHK-Präsident Olof Persson, Botschafter Michael Bock, Uwe Kubach, SAP, Lars Hjälmered, Konservative, Lotta Gröning, Expressen.

Olof Persson begrüßte die Teilnehmer und leitete das Seminar ein.

Uwe Kubach ist bei SAP für die Plattfom für das Internet der Dinge verantwortlich. Hier mit Moderatorin Therese Larsson Hultin.

Die Diskussion „Industrie 4.0 ist Deutschlands neuer Jobmotor. Was können wir vom deutschen Modell lernen?“ war mit 200 Gästen gut besucht.

Nach dem Seminar lud die Handelskammer zum deutsch-schwedischen Get-together mit Mitgliedsunternehmen und Partnern.

Der Caterer NioEvent bot den Gästen ein gotländisches Büffet mit regionalen Speisen.

Von links: Botschafter Michael Bock, Michael Vassiliadis, Vorsitzender IG BCE, und Ralph Tischer, Geschäftsführer DSHK.

Gastredner Uwe Kubach mit seiner schwedischen SAP-Kollegin Susanne Kapfer.

Olof Persson, Gunilla Franzén Sivard, KTH, Thomas Stetter, Siemens, und Thomas Lundholm, KTH.

Tina Hélin von Eon mit Per Ola Bosson von JKL und Marcus Thomasfolk von Volkswagen Group Sverige.

Christopher Eckerberg, SKB, Olof Faxander, Sandvik, und Sophie Nachemson-Ekwall, Handelshochschule Stockholm.

Magnus Hall, Geschäftsführer Vattenfall, mit Olof Persson (re).

Lars Hjälmered unterhielt sich mit Thomas Lundholm, KTH, und Thomas Stetter, Siemens.

Die Abendsonne strahlte über dem Garten vor dem Gotländischen Kunstmuseum.

Foto: DSHK

Alexander Widén, Bazooka, Katrien Vanhaverbeke, Arena för tillväxt, und Anna-Lena Beckman, Kemi-Intressen.

Evalena Falck von der Volkswagen Group Sverige (li) mit Irene Bernald von Audi.

Maria Baldin, verantwortlich für Nachhaltigkeitsarbeit bei Siemens, einem der Partnerunternehmen des Abends.

Johan Stahre mit seiner Kollegin Malin Blomqvist von der Technischen Hochschule Chalmers.

Foto: DSHK

Ola Asplund und Alexandar Zuza von der Gewerkschaft IF Metall in Stockholm.

Therese Larsson Hultin, Valle Wigers, Deutsche Botschaft Stockholm, und Elin Löfblad, Siemens.

Industrie 4.0 in Almedalen: Ohne Digitalisierung verschwinden die Jobs

03.07.2015

Was würde passieren, wenn wir die Digitalisierung der Wirtschaft einfach sein lassen? Wir würden unsere globale Wettbewerbsfähigkeit und unzählige Jobs verlieren, warnte Dr. Uwe Kubach von SAP auf dem Industrie-4.0-Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer während der traditionellen Almedalen-Woche in Visby.

„Es gibt zahlreiche Studien, die entweder vorhersagen, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze schaffen oder eine gewisse Anzahl an Stellen vernichten wird. Aber es ist weniger wichtig, ob am Ende ein Nettogewinn oder -verlust stehen wird. Entscheidend ist die Frage, was passieren würde, wenn wir überhaupt nichts tun – und da würden wir auf lange Sicht eindeutig verlieren“, sagte Dr. Uwe Kubach.

Neue Möglichkeiten durch Digitalisierung

Kubach, der bei SAP für die konzernweite Entwicklung einer Plattfom für das Internet der Dinge verantwortlich sowie als Honorarprofessor an der Technischen Universität Dresden tätig ist, nahm als Gastredner am Seminar „Industrie 4.0 ist Deutschlands neuer Jobmotor. Was können wir vom deutschen Modell lernen?“ teil. Dieses wurde von der Deutsch-Schwedischen Handelskammer mit Partnern als Teil der Almedalen-Woche veranstaltet, im Rahmen derer sich schwedische Politiker, Unternehmensrepräsentanten und Interessensvertreter jeden Sommer in Visby auf der Ostseeinsel Gotland treffen.

Kubach betonte, die Digitalisierung sei ein Muss und bringe viele Möglichkeiten mit sich: „In Deutschland hat die Industrie 18,5 Millionen Angestellte und erwirtschaftet 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Globalisierung setzt unsere Volkswirtschaft unter immer größeren Druck, aber wir werden niemals den Kampf um die niedrigsten Produktionskosten gewinnen. Dagegen haben wir Fachkompetenz, wir können extrem komplexe Systeme managen. Deshalb müssen wir jetzt diesen Innovationsschritt machen, damit unsere Industrie überleben kann. Gleichzeitig bedeutet die Digitalisierung eine Chance für eine alternde Gesellschaft wie die deutsche. Körperlich anstrengende Arbeit wird weniger werden und als älterer Angestellter kann man dann länger produktiv sein“, so Uwe Kubach.

Breites Bündnis hinter Industrie 4.0

Unter dem Überbegriff Industrie 4.0 arbeiten deutsche Unternehmen, Gewerkschaften, Forscher und Politiker gemeinsam daran, die Digitalisierung gesamter Produktionsprozesse zu ermöglichen und zu meistern. Moderatorin Therese Larsson Hultin merkte an, dass kaum ein Tag vergeht, ohne dass neue Artikel zum Thema in der deutschen Presse erscheinen. Industrie 4.0 stößt aber auch außerhalb Deutschlands auf großes Interesse. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion in Visby zeigten sich von der deutschen Strategie jedenfalls beeindruckt.

„Ich bin ziemlich neidisch auf Deutschland. Warum haben wir keine Angela Merkel, die eine solche Frage vorantreibt?“, fragte Lotta Gröning, Kolumnistin bei der schwedischen Tageszeitung Expressen. „Eine ähnliche Initiative hätte enormes Potenzial für die schwedische Industrie“, ergänzte Olof Persson, Präsident der Deutsch-Schwedischen Handelskammer und nach dem Seminar als Mitglied des neuen Advisory Board der schwedischen Regierung für Re-Industrialisierungsfragen ernannt.

Lotta Gröning forderte vor allem Veränderungen im Schulsystem, um Schweden in Sachen Digitalisierung auf die Füße zu helfen: „Es gab mal eine Zeit, in der Schweden rund um Internet und digitale Fragen sehr gut aufgestellt war. Nun haben wir 20.000 Stellen für Programmierer alleine in Stockholm, aber niemanden, der sie antreten kann. Die Schulen lehren nicht das, was die Unternehmen wirklich benötigen, und die Schüler riskieren, in Arbeitslosigkeit zu enden. In beinahe allen Schulen haben die Kinder ihren eigenen Computer, aber die Lehrer wissen nicht, was sie mit der Technik anfangen sollen. Häufig werden die Geräte nur als bessere Schreibmaschinen genutzt.“

Engagement aus der Poltik fehlt

Eine erfolgreiche Umstellung auf eine digitalisierte Wirtschaft erfordert mehr politisches Engagement, nicht nur in der Bildung. Lars Hjälmered, Parlamentsabgeordneter der Konservativen und stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, gab zu, dass Schweden in diesem Punkt noch nicht so weit gekommen ist wie Deutschland:

„Viele Politiker diskutieren die Frage und versuchen, in diese Richtung zu denken. Aber wir sind noch nicht ganz so weit in Schweden. Darüber hinaus müssen wir neue Gesetze und Regeln dafür einführen, wie die Digitalisierung in der Praxis funktionieren soll. Hier brauchen wir mehr Input, unter anderen aus der Wirtschaft, welche Veränderungen benötigt werden.“

Deutschlands Botschafter Michael Bock hatte dagegen ein deutlich positiveres Bild von der aktuellen Situation im Land: „Die Schweden auf diesem Podium sollten viel stolzer sein. Die digitale Revolution ist ein Faktum und Schweden viel dafür getan, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Dies ist ein relativ kleines Land, welches verschiedenen Problemen schnell und flexibel begegnet. Die Digitalisierungsfrage steht noch nicht allzu lange auf der Tagesordnung und schon reagiert man auf die Entwicklung. Das Glas ist definitiv mehr als halbvoll in Schweden.“

Voneinander lernen

Der Botschafter betonte, dass es nicht darum gehe, was Schweden von Deutschlands Industrie-4.0-Strategie lernen könne, sondern was beide Länder voneinander lernen könnten. Allerdings müsse man schnell reagieren, bevor der Digitalisierungszug abgefahren sei.

Olof Persson stimmte Bock darin zu, dass man die Entwicklung nicht verschlafen dürfe. Er forderte mehr Unterstützung aus der Politik sowie eine europäische Initiative, um Standards für die neue Technik festzulegen. Aber im Großen und Ganzen blickt der neue Ratgeber der schwedischen Regierung für Industrialisierungsfragen optimistisch auf die digitale Zukunft:

„Wir haben einen großen Vorteil in Schweden: unsere Neugierde, was neue Technik angeht. Wir testen gerne neue Produkte und sind gut darin, Anwendungsmöglichkeiten für die Praxis zu finden. Zum ersten Mal in der Geschichte kann die junge Generation besser mit Technik umgehen als die ältere. Das lässt mich optimistisch in die Zukunft schauen.“