Eine Wolke mit regnenden Zahlen

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Zuwachs bei SaaS-Unternehmen mit starkem Interesse am deutschen Markt

06.04.2022

Die deutsch-schwedische Handelskammer beobachtet eine starke Zunahme schwedischer und deutscher Unternehmen in der Kategorie SaaS (Software as a Service), die sich auf Exportmärkten etablieren wollen. Für das Jahr 2022 wird für diese Art von Dienstleistungen laut Statista ein weltweites Wachstum von 18,6 Prozent erwartet. Das bedeutet ein großes Potenzial auf einem Markt wie Deutschland, und auf einem Markt wie Schweden, der in der IT-Anwendung sehr vorne ist. Warum wächst dieses Segment so stark? Lesen Sie die Ratschläge unserer Expertinnen und Experten.

In der Vergangenheit mussten Unternehmen für den Zugang zu verschiedenen IT-Diensten Software vor Ort kaufen und installieren. Darüber hinaus mussten Serverkapazitäten bereitgestellt und Ressourcen für die Wartung eingeplant werden. Ein mühsamer und kostspieliger Ansatz, der zudem ständige und umständliche Aktualisierungen erforderte. Doch das Aufkommen von SaaS revolutioniert nun diese IT-Dienste: Softwareunternehmen verkaufen ihre Software über eine Cloud, Kundinnen und Kunden benötigen lediglich eine Internetverbindung. Privatpersonen, kleine Unternehmen bis hin zu Großkonzernen entscheiden sich zunehmend für dieses Vertriebsangebot der SaaS-Dienste.

Deutschland ist ein wichtiger Markt für SaaS-Unternehmen

Cecilia Bratt ist Business Coach bei Sting in Stockholm – ein Unternehmen, das seit 20 Jahren schwedische Start-ups unterstützt. Generell hat Sting in den letzten Jahren eine Zunahme von Unternehmen festgestellt, die SaaS-Dienste anbieten. Sie sagt, dass es heutzutage nur noch selten darum gehe, ob man einen SaaS-Dienst kauft, sondern eher welchen, wie und wann.

„SaaS-Lösungen spielen in den Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Einerseits sehen wir dadurch einen geringeren Bedarf an bestimmten IT-Fähigkeiten. Auf der anderen Seite ist jedoch Wissen darüber erforderlich, wie Cloud-Dienste funktionieren und wie Systeme manchmal integriert werden sollten, um effizientere Arbeitsmethoden zu schaffen. Außerdem ist der Sicherheitsaspekt wichtig, vor allem in unruhigen Zeiten, wie wir sie gerade erleben“, sagt Cecilia Bratt.

„Für viele unserer Unternehmen ist der Export nach Deutschland ein natürlicher nächster Schritt in ihrem Internationalisierungsprozess.“

Wenn Unternehmen wachsen und regelmäßig Kapital von Investoren erhalten, ist der nächste Schritt häufig die Internationalisierung.

„Deutschland ist ein großer und wichtiger Markt für schwedische Unternehmen. Für viele unserer Unternehmen ist der Export nach Deutschland ein natürlicher nächster Schritt in ihrem Internationalisierungsprozess“, sagt Cecilia Bratt.

Wissen über die Geschäftskultur beim Verkauf von Dienstleistungen wichtig

Die Deutsch-Schwedische Handelskammer freut sich über das starke Wachstum der SaaS-Firmen unter den Mitgliedsunternehmen, möchte aber auch betonen, wie wichtig eine sorgfältig durchdachte Strategie für sowohl den deutschen Markt als auch den schwedischen Markt ist. Ausgehend von den Geschäftsschwerpunkten der Unternehmen ist es wichtig, eine Marktanalyse durchzuführen, z. B. welche Regionen in Frage kommen und welche Cluster bereits vorhanden sind.

„Wir unterstützen immer mehr schwedische und deutsche Unternehmen in diesem Bereich mit individueller Beratung zur Existenzgründung und bieten auch Studienreisen an“, sagt Ninni Löwgren Tischer, Business Area Manager Market Entry & Business Development.

Auch das Wissen um interkulturelle Unterschiede ist unverzichtbar: Studien zu Unternehmenskulturen weisen auf verschiedene Faktoren hin, die sich landesspezifisch stark unterscheiden können. Im Allgemeinen haben Deutsche und Schweden ein unterschiedliches Verhältnis zum Faktor Risiko. In der schwedischen Geschäftskultur gibt es eine gewisse Scheu vor Risiken und die Einstellung: „Das wird schon“.

„Deutsche wollen hingegen sichergehen, dass alles funktioniert und sicher ist, bevor sie das Produkt oder die Dienstleistung kaufen. Das ist auch ein Aspekt, der wichtig ist, wenn Unternehmen ihre SaaS-Dienste verkaufen wollen“, so Ninni Löwgren Tischer.

Die mit SaaS-Diensten verbundenen Risiken sind für Unternehmen, die die Dienste kaufen wollen unbedingt zu berücksichtigen. IT-Sicherheit ist ein Thema, auf das sich die schwedische Firma Omegapoint spezialisiert hat. Das Unternehmen sieht keinen direkten Unterschied zwischen Software, die in der Cloud oder vor Ort läuft.

„Sie müssen ein Risikomodell auf alle Systeme anwenden, unabhängig davon, ob Sie sich vor Ort oder in der Cloud befinden.“

„Sie müssen ein Risikomodell auf alle Systeme anwenden, unabhängig davon, ob Sie sich vor Ort oder in der Cloud befinden. Einige Sicherheitspraktiken werden in der Cloud jedoch deutlicher, z. B. die Klassifizierung von Informationen, das Identitätsmanagement und Transfersicherheit. Nach unserer Erfahrung sind einige der Problembereiche, auf die wir häufig stoßen, die starke Authentifizierung, die Zugangskontrolle und die öffentliche Zugänglichkeit interner Ressourcen“, sagt Martin Altenstedt, CTO des Unternehmens.

Die eigentliche Beschaffung von SaaS-Produkten in der Cloud unterscheide sich nicht von installierten Produkten vor Ort, erklärt Altenstedt.

„Die SaaS-Firma muss ein System entwickeln, das auf Dauer sicher ist.“

„Die SaaS-Firma muss ein System aufbauen, das auf Dauer sicher ist. So können Sie etablierte Regelwerke zur Bewertung von Produkten und SaaS-Unternehmen anhand branchenüblicher Best Practices verwenden, z. B. die Cloud Security Alliance (CSA) und den Consensus Assessments Initiative Questionnaire (CAIQ).“

Dienstleistungsexporte nach Deutschland auf Rekordniveau

Viele schwedische Dienstleistungsunternehmen richten ihr Augenmerk auf den südlichen Nachbarn. Das Jahr 2021 endete mit einem weiteren Anstieg des schwedischen Dienstleistungshandels. Im vierten Quartal übertraf er das Gesamtniveau vor dem Ausbruch der Coronapandemie. Bei den Einfuhren belief sich der Dienstleistungsverkehr mit Deutschland auf 66 Mrd. SEK (2020: 61,4 Mrd. SEK), und die Ausfuhren beliefen sich 2021 auf 46,5 Mrd. SEK (2020: 44 Mrd. SEK) – ein Rekordniveau. Die Kategorie „Computerdienstleistungen“ weist hierbei ein starkes Wachstum auf.

Beispiele von unseren Mitgliedsunternehmen, die SaaS-Dienste anbieten

Axelsson Cloud Consulting AB, Göteborg

Billogram AB, Stockholm

Celonis AB, Stockholm

CSV Rating AB, Stockholm

Deversify AB, Uppsala

Junglemap AB, Stockholm

Lime Technologies, Lund

Lobster DATA GmbH, Tutzing

MultiQ Products AB, Lund

Promosoft AB, Sävedalen

Savr AB, Stockholm

Sluonics GmbH, München

Software AG, Darmstadt

Stackable GmbH, Wedel

Storykit, Stockholm

Lesen Sie auch die Interviews mit den SaaS-Unternehmen Junglemap und Promosoft.