Foto: Miele

Containerschiff vor Hamburgs Hafen. Text: #WirtschaftLebt; Unsere Mitglieder berichten; eine Kampagne der Deutsch-Schwedischen Handelskammer (Wirtschaft lebt)

#WirtschaftLebt – Miele: „Wir wachsen gegenüber dem Vorjahr“

17.06.2020

Die schwedische Tochtergesellschaft des Familienunternehmens Miele hat die Krise bisher gut überstanden. Durch Investitionen in Digitalisierung konnte der Dialog mit den Kunden schnell auf ein digitales Format umgestellt werden. Außerdem nutzen viele Menschen die Coronazeit dafür, ihr Haus auf Vordermann zu bringen. Entsprechend hat Miele im Vergleich zum Vorjahr sogar ein Umsatzwachstum zu verzeichnen. Holger Keisinger, Geschäftsführer von Miele AB, spricht über die Veränderung und die Lehren, die das Unternehmen aus der Krise gezogen hat.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Wie geht es Miele? Wie läuft das Geschäft in Schweden?

Holger Keisinger: Die letzten Monate waren von einer hohen Unsicherheit geprägt, die wir so in unserer Branche nicht kennen. Diese Unsicherheit rührte von unterschiedlichen Aspekten: Wie stark werden unsere Mitarbeiter betroffen sein und wie können wir sie bestmöglich schützen? Wird das Arbeiten von zu Hause unsere Prozesse nachhaltig negativ beeinflussen? Wie verändert sich das Verhalten unserer Kunden durch Covid-19 – werden geplante Käufe verschoben oder stattdessen online getätigt? Inwiefern ist die Wertschöpfungskette betroffen, wenn man bedenkt, dass bestimmte Länder, aus denen wir Teile beziehen, in den vollständigen Lockdown gegangen sind?

Im Nachhinein können wir feststellen, dass viele Dinge nicht so schlimm gekommen sind, wie wir zunächst befürchtet hatten. Unsere Mitarbeiter sind sehr gut durch die aktuelle Situation gekommen. Die Investitionen in Digitalisierung, die wir in den vergangenen Jahren getätigt haben, haben sich ausgezahlt und es uns ermöglicht, anpassungsfähig zu bleiben. Die befürchtete Zurückhaltung unserer Kunden ist ausgeblieben – im Gegenteil: Wir haben den Eindruck, dass die vermehrte Zeit zu Hause dazu genutzt wird, Projekte, die schon lange geplant, aber immer wieder verschoben wurden, jetzt umgesetzt werden, wie etwa die Renovierung der Küche oder das Anschaffen neuer Haushaltsgeräte. In der Summe führen diese unterschiedlichen Punkte dazu, dass wir gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum zu verzeichnen haben und auch dem verbleibenden Jahr positiv entgegensehen. Durch die Krise ist die Affinität zu digitalen Services noch weiter gestiegen – dieser Entwicklung wollen wir auch in Zukunft Rechnung tragen.

„Durch die Krise ist die Affinität zu digitalen Services noch weiter gestiegen – dieser Entwicklung wollen wir auch in Zukunft Rechnung tragen.“

Wie passt sich das Unternehmen an die aktuelle Situation und eine eventuell länger anhaltende Krise an?

Die Kreativität unserer Mitarbeiter in den vergangenen Monaten hat uns neue Möglichkeiten aufgezeigt, die wir in dieser Form in der Vergangenheit nicht berücksichtigt haben. Informationsveranstaltungen, Trainings und Produktschulungen bieten wir nun auch digital an und drehen, sofern erforderlich, die Filme dazu selbst. Konsumenten beraten wir mit Hilfe von Video-Funktionen jetzt auch online und helfen ihnen dabei, das richtige Produkt zu finden. Hier sehen wir viele positive Aspekte, die wir weiterführen und zusätzlich in unser Service-Programm aufnehmen werden. Durch die Krise ist die Affinität zu digitalen Services noch weiter gestiegen – dieser Entwicklung wollen wir auch in Zukunft Rechnung tragen.

Eine Herausforderung bleibt das Arbeiten von zu Hause für die Firmenkultur, die Integration neuer Kollegen und den informellen Austausch unter Kollegen. Auch wenn wir über die letzten Monate eine deutlich positivere Einstellung gegenüber dem Arbeiten von Zuhause entwickelt haben, freuen wir uns dennoch darauf, hoffentlich nach dem Sommer schrittweise wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Was hat gut funktioniert? Welche Erfahrungen möchten Sie mit unserem Netzwerk teilen?

Beeindruckt bin ich von der Flexibilität der Mitarbeiter, die sich hervorragend an die neue Arbeitsweise angepasst haben. Dies gilt sowohl für die Kollegen, die von zu Hause arbeiten als auch für diejenigen, die nach wie vor im Service den Kunden vor Ort geholfen und mit viel Feingefühl auf die Unsicherheiten durch Covid-19 reagiert haben. Alle Kollegen haben auf ihre Weise dazu beigetragen, dass wir als Unternehmen diese Herausforderungen erfolgreich bewältigt haben. Das Vertrauen, kombiniert mit einer hohen Eigenverantwortung, Disziplin und starken Kundenorientierung, hat hier den entscheidenden Unterschied gemacht.

 

In unserer Serie #WirtschaftLebt berichten unsere Mitglieder, wie sie die aktuelle Coronakrise erleben und welche Erfahrungen, Tipps und Erkenntnisse sie mit dem Netzwerk teilen möchten.