Anne Goergens, Gründerin und Eigentümerin von LinguService

Anne Goergens.

Foto: LinguService

Containerschiff vor Hamburgs Hafen. Text: #WirtschaftLebt; Unsere Mitglieder berichten; eine Kampagne der Deutsch-Schwedischen Handelskammer (Wirtschaft lebt)

#WirtschaftLebt – Linguservice: „Vielfalt ein Erfolgsrezept in der Krise“

05.06.2020

Wer als Unternehmer alles auf eine Karte setzt und sich stark spezialisiert, steht in einer Krise wie der aktuellen möglicherweise vor einem Problem, wenn die eigenen Produkte oder Dienste plötzlich nicht mehr gefragt sind. Das meint die Übersetzerin, Linguistin und Sprachenthusiastin Anne Goergens, die mit ihrem Unternehmen Linguservice breit aufgestellt ist und die Coronazeit so bisher gut überstanden hat.

Seit 2019 bietet Linguservice Übersetzungen, inhaltliche und kulturelle Anpassungen sowie zahlreiche andere Dienstleistungen rund um Texte und Sprachen an. Gründerin Anne Goergens, die seit über 10 Jahren im südschwedischen Malmö lebt, übersetzt aus dem Englischen, Französischen und Schwedischen in ihre Muttersprache Deutsch. In unserem Interview berichtet sie, welche Auswirkungen die Coronakrise auf sie als Freiberuflerin hat und wie sie mit der aktuellen Situation umgeht.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Wie geht es Linguservice?

Anne Goergens: Schon im Februar, als Corona sich gerade ausbreitete, habe ich einen größeren Kunden aus der Tourismusbranche verloren. Ansonsten hat sich die Krise glücklicherweise nicht negativ auf Linguservice ausgewirkt – im Gegenteil. In den letzten zwei Monaten konnte ich im Zusammenhang mit der Coronakrise sogar zwei neue Kunden gewinnen. Einer davon wollte eigentlich eine deutsche Übersetzerin einstellen, ist aufgrund der aktuellen Lage dann aber auf eine flexiblere Lösung ausgewichen und hat stattdessen mich als Freiberuflerin engagiert. Der andere Kunde ist eine Übersetzungsagentur, die hauptsächlich im Bereich IT und Online-Kommunikation tätig ist, wo es in letzter Zeit eher mehr Aufträge gibt. Ich übersetze außerdem viele Artikel über Forschungsprojekte, in denen Corona jetzt natürlich ständig Thema ist.

„Ich übersetze viele Artikel über Forschungsprojekte, in denen Corona jetzt natürlich ständig Thema ist.“

Wie haben Sie Ihr Unternehmen an eine eventuell länger anhaltende Krise angepasst?

Da mein Unternehmen noch so jung ist, gibt es für mich noch kein „Business as usual“. Vielleicht ist es das, was mir gerade hilft: Ich befinde mich noch immer im Aufbaumodus und halte ständig nach neuen Kunden und Möglichkeiten Ausschau. Ich denke, dass etablierte Unternehmen es schwerer haben, wenn sie sich auf wenige Stammkunden verlassen oder sehr spezialisiert in einer bestimmten Nische arbeiten. Zurzeit arbeite ich mit Texten aus Tourismus, Marketing, IT, verschiedenen wissenschaftlichen Fachgebieten und bin auch offen für neue Bereiche. Diese Vielfalt hat es mir ermöglicht, bisher unbeschadet durch die Krise zu gehen. Hätte ich mich beispielsweise nur auf Tourismus spezialisiert, dann hätte es bestimmt düsterer ausgesehen.

Haben Sie eine Botschaft oder Erkenntnis, die Sie mit unserem Netzwerk teilen möchten?

Eine Krise bietet oft auch neue Möglichkeiten. Wenn wirklich keine Aufträge reinkommen, kann man die Zeit zum Beispiel für Weiterbildung nutzen. Außerdem gibt uns die Coronakrise einen Vorgeschmack auf die größere Krise, die vor der Tür steht – die Klimakrise. Hoffentlich gibt die gegenwärtige Situation viele Denkanstöße, damit mehr Unternehmen sich der Dringlichkeit zum Handeln bewusst werden und sich dieser viel umfassenderen Herausforderungen, die auf unsere Gesellschaft zukommen, annehmen.

 

In unserer Serie #WirtschaftLebt berichten unsere Mitglieder, wie sie die aktuelle Coronakrise erleben und welche Erfahrungen, Tipps und Erkenntnisse sie mit dem Netzwerk teilen möchten.