Stephanie Gibbs, Head of Business Development Berlitz Seminars Nordic.

Stephanie Gibbs, Head of Business Development Berlitz Seminars Nordic.

Foto: Berlitz

Containerschiff vor Hamburgs Hafen. Text: #WirtschaftLebt; Unsere Mitglieder berichten; eine Kampagne der Deutsch-Schwedischen Handelskammer (Wirtschaft lebt)

#WirtschaftLebt – Berlitz: „Wachsendes Interesse an Geschäftsdeutsch“

08.10.2020

Berlitz bietet seit über 140 Jahren Sprachkurse an und betreibt heute mehr als 500 Sprachzentren in über 70 Ländern. Doch wie wirkt sich eine Pandemie auf das Interesse der Kunden aus, neue Sprachen zu lernen und somit neue Kulturen zu entdecken? Um dieser Frage nachzugehen, traf die Deutsch-Schwedische Handelskammer Stephanie Gibbs, Head of Business Development Berlitz Seminars Nordic, in Göteborg.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Wie geht es Berlitz? Können Sie feststellen, dass sich das Interesse an Ihren Sprachkursen, insbesondere Deutschkursen, in den vergangenen Monaten verändert hat?

Stephanie Gibbs: Ich arbeite seit fast 15 Jahren bei Berlitz und kann die Situation daher gut einschätzen. Der Markt ist definitiv ähnlich betroffen wie während der Finanzkrise vor zehn Jahren. Wir arbeiten hauptsächlich B2B. Im März und April war die Unsicherheit groß und wir konnten beobachten, dass viele abgewartet haben, bevor sie Kurse gebucht haben. Aber ein wichtiger Teil unserer Kundenbasis sind Fachkräfte, die Sprache und Kultur für ihre Arbeit brauchen. Diese haben unser Angebot schnell wieder in Anspruch genommen, da wir ihnen die Flexibilität und die Resultate bieten, die sie benötigen.

Ausländische Ärzte und Pflegepersonal, die Schwedisch für die Arbeit lernen müssen, machen eine weitere wichtige Kundengruppe aus. Diese Sprachkurse sind Teil einer langfristig angelegten Strategie, um den Mangel an medizinischem Personal in Schweden auszugleichen. Hier hatte die Pandemie keinen negativen Einfluss. Was Deutschkurse angeht, können wir diese für jedes Budget anbieten und haben daher keine wesentlichen Veränderungen festgestellt.

„Wir verzeichnen sogar ein wachsendes Interesse an Geschäftsdeutsch.“

Wir verzeichnen sogar ein wachsendes Interesse an Geschäftsdeutsch.

Wie passen Sie Ihr Geschäft an die aktuelle Situation an?

Zum Glück hatten wir bereits etablierte Plattformen, um virtuellen Unterricht für praktisch jede Sprache anbieten zu können. Dass wir unsere Kurse ohne Probleme von Face-to-Face auf digitale Formate umstellen konnten, zeigte unseren Kunden, dass Berlitz proaktiv und anpassungsfähig ist. Hinter den Kulissen haben wir intensiv daran gearbeitet, Lehrpersonal auszubilden, das noch nie zuvor virtuell unterrichtet hatte. Da Berlitz jedoch eine so große Organisation ist, war es einfach, die erforderliche Expertise intern zu finden und global einzuführen.

Persönlich denke ich, dass unsere Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie die „Berlitzer“ die Herausforderung wirklich auf bewundernswerte Weise gemeistert haben! Allmählich sind wir in unseren Zentren in Göteborg, Stockholm und Malmö wieder zu Vor-Ort-Unterricht übergegangen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden ihren Unterricht aber virtuell fortsetzen. In dieser Hinsicht hat sich also vieles verändert.

„Persönlich fehlt mir das Gewimmel in einer ausgebuchten Sprachschule.“

Persönlich fehlt mir das Gewimmel in einer ausgebuchten Sprachschule und ich vermisse besonders den sozialen Kontakt mit unserem Team aus fantastischen Lehrkräften, die das Herz aller Berlitz-Zentren bilden.

Haben Sie einen Rat oder andere Erfahrungen, die Sie mit unserem Netzwerk teilen möchten?

Durch die Pandemie wurde deutlich, dass es wichtig ist, eine Mischung aus kurz- und langfristigen Projekten zu haben, damit der stetige Strom an Aufträgen nicht abreißt. Wenn die Situation unsicherer wird, können Sie sich so auf umfangreichere Projekte konzentrieren. Bei Berlitz verstehen wir uns als einen lebenslangen Lernpartner. Wir begleiten sowohl den 4-Jährigen, der möglicherweise mit der Familie in ein anderes Land ziehen muss, als auch etablierte Geschäftsleute, die mitten im Berufsleben stehen.

Unser zweiter Ratschlag ist, Trends, die sich auf Ihr Unternehmen auswirken können, wirklich im Auge zu behalten. Nur weil Sie bisher auf eine bestimmte Art und Weise gearbeitet haben, heißt das nicht, dass diese Arbeitsweise nicht umstrukturiert werden kann. Wie offen Sie dafür sind, sich auf diese Veränderung einzustellen, entscheidet, wie erfolgreich Sie sein werden. Sie können sich definitiv antrainieren, anpassungsfähiger zu werden, aber dies muss ein stetiger Prozess sein und nicht erst mit dem Beginn einer Krise angegangen werden. Jeder glaubt, dass er mit Veränderungen gut umgehen kann, aber nur diejenigen, die sich darauf vorbereitet, analysiert und geplant haben, meistern sie erfolgreich.
 

In unserer Serie #WirtschaftLebt berichten unsere Mitglieder, wie sie die aktuelle Coronakrise erleben und welche Erfahrungen, Tipps und Erkenntnisse sie mit dem Netzwerk teilen möchten.