Das schwedische Unternehmen Academedia ist Nordeuropas größter Betreiber von Bildungseinrichtungen und expandiert auch in Deutschland. Mit dem 2019 in Kraft getretenen „Gute-Kita-Gesetz“ soll die Qualität der Früherziehung zwischen Nordsee und Alpen langfristig verbessert werden. Academedia will daran mitwirken und damit Teil des gesellschaftlichen Wandels in Deutschland sein. Die Coronakrise und die damit verbundenen Einschränkungen stellen das Unternehmen jedoch vor Herausforderungen. Lars Falke, Country Manager Germany, gibt uns einen Lagebericht.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Wie läuft ihr deutsches Geschäft in diesen Zeiten?

Lars Falke: Es läuft gut, aber während der Coronapandemie war es zeitweise hart, da in den ersten Phasen der Krise in Deutschland alles geschlossen wurde. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg haben relativ strikte Regeln unseren Betrieb eingeschränkt. Nur Kinder von einigen wenigen Arbeitnehmern in systemrelevanten Berufen durften die Kindertagesstätten besuchen. Dadurch ist die Zahl der Kinder in unseren Kitas im März drastisch gesunken. Nun gibt es in Deutschland Lockerungen und die nächste Phase mit „restricted regular care“ hat begonnen. Auch andere Berufsgruppen können ihre Kinder jetzt wieder in die Kita bringen, wobei Fünf- bis Sechsjährige bevorzugt werden. Wir schätzen, dass im Juni ungefähr die Hälfte unserer Kinder zurück in die Kita kommen können und im Juli bis zu 80 Prozent – wobei dies in Bayern und Baden-Württemberg etwa zwei bis drei Wochen länger dauern kann. Nach den Sommerferien rechnen wir damit, dass alle in Deutschland zur „neuen Normalität“ zurückkehren und unsere Kitas, mit zahlreichen Vorsichtsmaßnahmen, wieder so gut wie voll belegt sein werden.

Wie haben Sie Ihr Unternehmen an eine eventuell länger anhaltende Krise angepasst?

Da unsere Kitas für die Kinder von Familien mit systemrelevanten Berufen geöffnet waren, haben wir den Betrieb fortgeführt, anfangs mit voller Besetzung. Unsere Einnahmen sind gesunken, aber wir schaffen es, einen überschaubaren Zeitraum zu überbrücken. In der ersten Phase haben auf Kurzarbeit verzichtet, da wir unseren Mitarbeitern eine Lohnkürzung ersparen wollten. Nach Ostern, in der zweiten Phase, haben wir in Süddeutschland in einem kleineren Ausmaß von Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Nun in der dritten Phase, in der die Familien Schritt für Schritt wieder Kitaangebote nutzen, wird auch wieder mehr Personal benötigt. Wir haben die ganze Zeit in einem tollen Dialog mit allen Familien gestanden und versuchen, ihnen so gut wie möglich zu helfen.

Haben Sie eine Botschaft oder Erkenntnis, die Sie mit unserem Netzwerk teilen möchten?

Academedias Kitas in Deutschland laufen unter vier verschiedenen Marken in acht Regionen, die alle von München und Berlin aus geleitet werden. Da wir als Schweden nicht zu Meetings mit unseren deutschen Kollegen reisen und sich diese innerhalb Deutschlands ebenfalls nur eingeschränkt bewegen konnten, sind wir zu Video-Besprechungen übergegangen. Es war eine schwierige Zeit. Jeden zweiten Tag hatten wir im deutschen Management ein Meeting über Microsoft Teams.

„Dies lief viel besser als erwartet und nun können wir sogar sagen, dass die Kontakte zwischen uns trotz Krise und digitaler Kommunikation gestärkt wurden.“

Dies lief aber viel besser als erwartet und nun können wir sogar sagen, dass die Kontakte zwischen uns trotz Krise und digitaler Kommunikation gestärkt wurden. In der „neuen“ Normalität nach dem Sommer, auf die wir alle hoffen, werden wir wahrscheinlich überdenken, wie wir reisen und welche Reisen wirklich notwendig sind.

Über Academedia:
Um die 80.000 Schüler und Eltern haben sich für Kitas, Grundschulen und Gymnasien von Academedia entschieden. Weitere 100.000 Erwachsene nutzen jährlich die Weiterbildungsangebote des Unternehmens. Academedia ist in ganz Schweden sowie mit Kindertagesstätten in Norwegen und Deutschland vertreten. Das Unternehmen arbeitet folglich mit dem gesamten Bildungsspektrum in allen Altersklassen, vom Kindergarten bis zur Erwachsenbildung. Insgesamt gibt es über 655 Einheiten mit rund 16.900 Mitarbeitern.

In Deutschland betreibt Academedia rund 50 Kitas in Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Gut 900 Mitarbeiter kümmern sich dort um fast 3500 Kinder. Das Unternehmen verfolgt einen ambitionierten Wachstumsplan, bei dem ungefähr 12 bis 15 Kitas pro Jahr hinzukommen sollen. Die deutschen Marken sind Stepke in Norddeutschland sowie Joki, Kita Luna und Espira im Süden.

In unserer Serie #WirtschaftLebt berichten unsere Mitglieder, wie sie die aktuelle Coronakrise erleben und welche Erfahrungen, Tipps und Erkenntnisse sie mit dem Netzwerk teilen möchten.