
Foto: Gage Skidmore/Flickr.com
So reagiert man in Schweden auf die US-Präsidentenwahl
10.11.2016
Donald Trumps Triumph bei der Präsidentschaftswahl in den USA wurde auch in Schweden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Wir haben einige Reaktionen von schwedischen Politikern, Wirtschaftsvertretern und Kommentatoren zusammengestellt.
Stefan Löfven, schwedischer Ministerpräsident:
„Dies ist ein Wahlergebnis, vor dem sich viele gefürchtet haben, aber auf das wir uns vorbereitet haben. Schweden hat eine lange Tradition, mit amerikanischen Regierungen, ungeachtet der politischen Farbe, gut zusammenzuarbeiten. Die schwedische Regierung wird frühzeitig Kontakt mit der neuen amerikanischen Regierung aufnehmen, um schwedische und europäische Interessen zu schützen sowie die globale Sicherheit und Stabilität zu fördern.“
Margot Wallström, schwedische Außenministerin:
„Ich denke, es ist wichtig, dass wir zusehen, unseren derzeitigen Gefühlen von Sorge und ähnlichem Ausdruck zu verleihen. Es ist unklar, was jetzt unter anderem in der Sicherheitspolitik und der Klimapolitik passieren wird.“
Carola Lemne, Geschäftsführerin des schwedischen Wirtschafts- und Arbeitgeberverbandes Svenskt Näringsliv:
„Mit Donald Trump als Präsident steigt das Risiko, dass die USA einen protektionistischen und isolationistischen Kurs einschlagen. Dies wäre fatal für ein kleines und exportabhängiges Land wie Schweden. (…) Wenn sich Staaten nach innen wenden und das Risiko besteht, dass die Weltwirtschaft schrumpft, ist es natürlich umso wichtiger, dass wir in Schweden für Offenheit und Zusammenarbeit einstehen. In dieser Situation wird es außerdem noch dringlicher, dass wir es wagen und die Kraft aufbringen, auf Reformen zu setzen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken.“
Karl-Petter Thorwaldsson, Vorsitzender des schwedischen Gewerkschaftsbundes LO:
„Zunehmender amerikanischer Protektionismus wird Arbeitsplätze vernichten, sogar hier in Schweden. Unsere Wirtschaft ist sehr exportabhängig. Jede Tendenz Mauern zu bauen trifft die schwedischen Arbeitnehmer. (…) Es wird jetzt eine Politik benötigt, die dafür sorgt, dass alle Menschen, nicht nur ein paar, das Gefühl haben, dass sie die Zukunft mitgestalten können.“
Maria Rankka, Geschäftsfüherin der Stockholmer Handelskammer:
„Aus schwedischer Perspektive haben wir jetzt natürlich eine schwierige Lage. Trump hat eine sehr deutliche negative Position, was den Handel betrifft. Er spricht von einer Mauer zu Mexiko, darüber die Welthandelsorganisation WTO zu verlassen und mehrere Freihandelsabkommen zu stoppen. (…) Wenn er dann ins Weiße Haus einzieht, wird er mit der Wirklichkeit konfrontiert. Ein erfahrender Diplomat hat mir gesagt, dass er nach einem halben Jahr, wenn sich der Trubel des Wahlkampfes gelegt hat, moderatere Positionen wird annehmen müssen. Lassen Sie uns hoffen, dass er Recht hat.“
Hubert Fromlet, deutsch-schwedischer Wirtschaftsprofessor und ehemaliger Chefvolkswirt der Swedbank:
„Ganz klar ist, dass Trump eine Erhöhung der deutschen und europäischen Verteidigungshaushalte (NATO) fordern wird – zumindest nach derzeitigem Wissensstand. (…) In welchem Maße er die Wirtschaftspolitik verändern wird, ist jedoch unklar. Die USA brauchen umfassende wirtschaftliche und soziale Reformen. Trumps Aussagen während des Wahlkampfes waren, was dies angeht, nicht gerade sehr konkret. Hier muss er aber liefern, nicht zuletzt für die ‚normalen Leute‘. Das wird alles andere als einfach werden.“