Arta plasts labb  (Cleanroom)

Foto: Arta Plast AB

Foto: Matsmart in Scandinavia AB

So gehen unsere Mitglieder mit der Coronakrise um

20.03.2020

Viele Unternehmen in der deutsch-schwedischen Wirtschaft hat der Ausbruch des Coronavirus schwer getroffen. Andere stehen unter hohem Druck, wichtige Aufträge rechtzeitig ausliefern zu müssen. Wir haben in unserem Netzwerk nachgefragt, welche Auswirkungen der Krise aktuell zu spüren sind. 

Noch nie in der Nachkriegszeit mussten der Handel und die Bewegungsfreiheit zwischen unseren Ländern so drastisch eingeschränkt werden. Geschlossene Grenzen, die Empfehlung, Reisen zu unterlassen, und nicht länger funktionierende Lieferketten in der Fertigungsindustrie bestimmen diese Zeit. Wörter wie Depression kommen ins Spiel und eine Massenarbeitslosigkeit droht.

Diese Woche musste Stena Line 950 Mitarbeiter über ihre möglicherweise bevorstehende Entlassung informieren, Scandic Hotels 2 000. Volvo und Scania gaben bekannt, dass die Produktion an mehreren Standorten in Schweden, Deutschland bzw. Europa aufgrund fehlender Materialien vorerst eingestellt werden muss. Die Werke von Volkswagen werden zwei Wochen lang geschlossen bleiben – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Bundesregierung schätzt, dass bald zwei Millionen Deutsche von Kurzarbeit betroffen sein könnten. Mehrere Fluggesellschaften, darunter auch SAS, sollen durch die Bereitstellung staatlicher Rettungspakete unterstützt werden, um die Krise bewältigen zu können.

Auch viele kleinere Unternehmen sind stark betroffen und dringend auf staatliche Unterstützungsmaßnahmen angewiesen. Hinzu kommen Unternehmen die unter hohem Druck arbeiten, um bestellte Waren rechtzeitig liefern zu können, beispielsweise für das Gesundheitswesen. Dazu gehört zum Beispiel Dräger, wo sowohl die deutsche als auch die schwedische Regierung umfangreiche Bestellungen von Schutzmaterialien und Atemschutzgeräten in Auftrag gegeben haben.

Lesen Sie hier, wie einige unserer Mitgliedsunternehmen mit der Coronakrise umgehen.

„Business as usual“

Arta Plast AB entwickelt, entwirft und fertigt Produkte im Spritzgussverfahren in der Kunststoffverarbeitung und vertreibt diese an Kunden weltweit.

Helge Steg, Geschäftsführer Arta Plast AB:

In unseren beiden Geschäftsbereichen Lebensmittelverpackungen und MedTech-Komponenten sinkt die Nachfrage nicht, eher im Gegenteil. Die Herausforderung ist entsprechend, die steigenden Auftragszahlen zu bewältigen. Insbesondere im Bereich Medizintechnik arbeiten wir mit einer Reihe von Unternehmen zusammen, die Produkte für das Gesundheitswesen liefern, vor allem Verbrauchsmaterialien wie Filter und andere Komponenten für Beatmungsgeräte. Auch aus der Lebensmittelindustrie bekommen wir mehr Aufträge, vor allem zur Lageraufstockung. Damit soll die Materialversorgung trotz eventueller Transportprobleme oder einer zunehmenden Zahl von „Hamsterkäufen“ gewährleitet werden können.

Ein Risiko, mit dem wir uns schon in naher Zukunft konfrontiert sehen werden, ist eine erhöhte krankheitsbedingte Abwesenheit unserer Angestellten. Dazu kommen die drastischen Maßnahmen, die die Behörden in Schweden und ganz Europa derzeit ergreifen. Unser Plan ist es, die Fehlzeiten mit flexiblem Mitarbeitereinsatz und Überstunden zu bewältigen. Die Materialversorgung ist weitgehend gesichert, da wir bereits im Januar reagiert und die Lagerbestände für bis zu ein Jahr im Voraus aufgefüllt haben. So konnten wir gute Konditionen nutzen und uns frühzeitig absichern. Was bleibt, ist das Risiko, dass Transporte von sowohl eingehenden als auch ausgehenden Lieferungen von Fertigwaren und Kunstrohstoffen eine Zeit lang ausfallen könnten. Dann wird es auch für uns schwieriger werden, Liefersicherheit zu gewährleisten.

Wir hoffen, dass die unternommenen Anstrengungen und Maßnahmen den gewünschten Effekt haben und dass sich die Situation bald wieder normalisiert.

 

„Die Krise verdeutlicht, wie wichtig eine funktionierende Lebensmittelversorgung ist“

Matsmart ist ein Onlineshop, der Lebensmittel zu ermäßigten Preisen verkauft. Dabei handelt es sich um Produkte, die sonst aufgrund eines kurzen Mindesthaltbarkeitsdatums, einer Überproduktion oder veränderten Verpackungen weggeworfen werden würden. Nun plant das Unternehmen, Lebensmittelverschwendung weiter zu bekämpfen und seinen Service unter dem Namen Motatos GmbH auch auf dem deutschen Markt anzubieten.

Hanna Thofelt Lindström, Head of Communication Matsmart in Scandinavia AB:

Momentan erhalten wir viel mehr Bestellungen. Wenn Menschen weniger unterwegs sind und ihre sozialen Kontakte einschränken müssen, erfüllt der Onlinehandel eine wichtige Funktion.

Obwohl derzeit drastische Maßnahmen ergriffen werden, sollte sich niemand um Engpässe in der Lebensmittelversorgung sorgen. Wir folgen den Anweisungen der Behörden und können zusichern, dass alle Lager weiterhin ausreichend beliefert werden. Auch wenn Transporte von der aktuellen Situation betroffen und die Kontrollen an den Grenzen streng sind, haben Lebensmittellieferungen Vorrang.

In den letzten Wochen hat sich die Situation stark verändert. Wir müssen aktuell mehr planen, weil Lieferungen etwas länger unterwegs sind und wir Besprechungen mit physischer Präsenz vermeiden.

Diejenigen, die sich jetzt mehr zurückziehen wollen oder müssen, können vielleicht die Gelegenheit nutzen, einen Blick in die heimischen Vorratsschränke zu werfen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen: Suppen, Nudelgerichte oder verschiedene „Bowls“ mit beispielsweise Reis oder Bulgur als Grundlage, ergänzt mit verschiedenen Gewürzen und Beilagen, können beliebig variiert werden. Die Krise verdeutlicht, wie wichtig eine funktionierende Lebensmittelversorgung ist. Vielleicht können wir aus dieser Zeit lernen, nachhaltiger einzukaufen und zu kochen und aus unseren Vorräten Leckeres zu zaubern.

 

„Geschäft wird aus dem Homeoffice geleitet“

CHG-Meridian ist ein einer der weltweit führenden herstellerunabhängigen Anbieter von Managementlösungen für IT, Telekommunikation, Industrie und Gesundheitswesen.

Lukas Tränkle, Geschäftsführer CHG-Meridian Sweden AB:

Wir verfolgen sowohl die Entwicklung des Coronavirus (Covid-19) als auch die Empfehlungen der Regierung zum Umgang mit der Situation aktiv. Bei CHG-Meridian in Schweden läuft der Betrieb normal weiter. Letztes Jahr haben wir glücklicherweise den gesamten Betrieb umgestellt und ein digitales Arbeitsumfeld geschaffen. Gerade in dieser Zeit genießen wir die positiven Effekte dieser Umstellung. So können wir flexibel außerhalb des Büros arbeiten und den Betrieb von zu Hause aus normal weiterführen.

Wir haben von Anfang an proaktive Änderungen vorgenommen, zum Beispiel Reisebeschränkungen ausgesprochen und unsere Mitarbeiter schon frühzeitig ermuntert, von zu Hause aus zu arbeiten. Unsere eigene digitale Lösung, Digital Workplace, wird durch die aktuellen Entwicklungen hart auf die Probe gestellt. Bisher funktioniert sie ausgezeichnet. Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und das Arbeitsleben den Umständen entsprechend so angenehm wie möglich für alle zu gestalten.

 

„Zweischichtbetrieb entlang der gesamten Wertschöpfungskette“

Edur-Pumpenfabrik Eduard Redlien GmbH & Co. KG entwickelt und produziert passgenaue Kreiselpumpen und ist Berater und Technologiepartner mit internationaler Ausrichtung und umfassendem Service für den Kunden.

Dr. Glenny Holdhof, Geschäftsführerin Edur-Pumpenfabrik:

Auch in Zeiten von Corona bleibt Edur ein zuverlässiger Ansprechpartner und Pumpen-Lieferant für seine Kunden. Aufgrund der aktuellen Covid-19-Entwicklungen haben wir unter anderem mithilfe räumlicher und zeitlicher Trennung einen Zweischichtbetrieb entlang der gesamten Wertschöpfungskette, das heißt von der Verwaltung über die Fertigung und Montage bis hin zum Versand, geschaffen. Damit bleibt Edur auch im Falle einer bestätigten Virusinfektion handlungsfähig, da beide Schichten sowie die einzelnen Funktionsbereiche vollkommen isoliert voneinander arbeiten. Darüber hinaus sind wir durch eine langfristige Lagerplanung weiterhin in der Lage, Aufträge in hoher Qualität zu erfüllen und termingerecht zu versenden.

 

„Viele Stornierungen durch Corona“

AV-Huset Rental AB stellt Komplettlösungen für Ton, Licht und Bild bereit und unterstützt Kunden bei der Durchführung von Events und Konferenzen.

Kenneth Rising, Geschäftsführer AV-Huset Rental AB:

AV-Huset wurde vom Ausbruch des Coronavirus sehr hart getroffen. Etwa 95 Prozent der Aufträge, die wir bis Mittsommer eingeplant hatten, wurden storniert. Einige Veranstaltungen wurden vorläufig in den Herbst verschoben. Doch solange es keine Prognose gibt, wie lange die Coronakrise noch andauern wird, ist es höchst ungewiss, ob diese auch tatsächlich stattfinden werden. Um die Krise überwinden zu können, werden wir auf die von der schwedischen Regierung bereitgestellten Unterstützungsmaßnahmen zurückgreifen.

Außerdem werden in der nächsten Zeit weniger Mitarbeiter vom Büro aus arbeiten. Vieles kann auch aus dem Homeoffice erledigt werden. Ansonsten nutzen wir die Zeit, um unser Lager, Büro und die technische Ausstattung zu überprüfen. Die wenigen Aufträge, die jetzt bei uns eingehen, bewegen sich hauptsächlich im Bereich von Videokonferenz- und Streaming-Lösungen. Derzeit erreichen uns keinerlei Buchungen von Technikausstattung für größere Gruppen.

 

„Transporte auf die Schiene verlagern“

DB Schenker gehört zur Transport- und Logistiksparte der Deutschen Bahn AG und bietet unter anderem Schienentransporte und multimodale Transportlösungen an.

Patricia Schaller, Head of Rail Services Sweden bei DB Schenker:

Der Güterverkehr auf der Schiene arbeitet unverändert stabil – inklusive des grenzüberschreitenden Verkehrs im europäischen Netzwerk. DB Cargo kann im Moment außerdem, auch im internationalen Netzwerk, kurzfristig weitere Transporte aufnehmen, um die Versorgung im Güterverkehr zu gewährleisten. Unternehmen, die wegen der längeren Grenzabfertigungen kurzfristig Transporte auf die Schiene verlagern wollen, können sich von uns zu Transportalternativen beraten lassen. Als Ansprechpartner steht Ihnen Jerry Lindestam, Head of Multimodal and Dedicated Solutions Sweden, unter +46 40 669 5523 oder jerry.lindestam@dbschenker.com gerne zur Verfügung.