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Schwedische Sicherheitsbranche im starken Wachstum – neue Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen
18.08.2024
Die schwedische Sicherheits- und Verteidigungsindustrie befindet sich in einer Phase dynamischen Wachstums. Laut aktuellen Zahlen des Branchenverbands SOFF wuchs der Markt im Jahr 2024 um beeindruckende 55 Prozent – das entspricht einem Umsatz von nahezu 100 Milliarden Kronen (ca. 8,95 Mrd. Euro). Dieses Wachstum eröffnet bedeutende Geschäftschancen, insbesondere für deutsche Exportunternehmen mit technologischer Expertise.
Das Wachstum wird durch mehrere Faktoren begünstigt: steigende Verteidigungsinvestitionen in Schweden und bei Verbündeten, eine veränderte Sicherheitslage in Europa sowie der schrittweise Aufbau der Gesamtverteidigung. Seit der russischen Invasion in die Ukraine ist die Nachfrage nach in Schweden hergestelltem Verteidigungsmaterial deutlich gestiegen – nicht nur bei großen Systemanbietern, sondern auch bei kleinen und mittleren Unternehmen, die Komponenten und Teilsysteme liefern.
Der Export schwedischer Verteidigungstechnik stieg im Jahr 2024 um 26 Prozent, wobei Deutschland weiterhin zu den wichtigsten Empfängerländern zählt. Dies unterstreicht eine bereits etablierte Partnerschaft, die weiter vertieft werden kann. Besonders starkes Umsatzwachstum verzeichnen mittelständische Hersteller und Zulieferer im Verteidigungsbereich.
„Wir sehen nun die Auswirkungen der Investitionen in die militärische Verteidigung – auch bei Zulieferern und entlang der gesamten Wertschöpfungskette.“
„Wir sehen nun die Auswirkungen der Investitionen in die militärische Verteidigung – auch bei Zulieferern und entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, sagt Robert Limmergård, Generalsekretär des Branchenverbands für Sicherheits- und Verteidigungsunternehmen, SOFF.
„Allerdings sehen wir noch keine vergleichbaren Effekte beim Aufbau der Gesamtverteidigung für Unternehmen, die im öffentlichen Sektor wie für Kommunen und Regionen tätig sind. Das könnte daran liegen, dass diese Akteure Unsicherheiten hinsichtlich Anforderungen und Finanzierung wahrnehmen und die Investitionen noch nicht bei den Ausführenden angekommen sind.“
Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten in der Branche belief sich 2024 auf 28.416 gegenüber 22.250 im Jahr 2023 – ein Zuwachs von über 500 Mitarbeitenden pro Monat.
Regierung stellt Strategie zur Verteidigungsindustrie vor
Im Juni 2025 präsentierte die schwedische Regierung eine umfassende Strategie, um die nationale Sicherheit zu stärken, Innovationen zu fördern und die industrielle Leistungsfähigkeit auszubauen. Für das laufende Jahr ist ein Verteidigungsbudget von mehr als 135 Milliarden Kronen (etwa zwölf Milliarden Euro) geplant. Die Strategie fokussiert drei prioritäre Bereiche:
Innovation: Investitionen in Verteidigungsinnovationen mit Testumgebungen und internationalen Forschungsprogrammen;
Produktion: Ausbau der Munitionsherstellung, verbesserter Zugang zu Kapital und Unterstützung für KMU;
Zusammenarbeit: Förderung strategischer Partnerschaften zwischen Industrie, Wissenschaft und öffentlichem Sektor in Schlüsselbereichen.
Die Strategie sendet ein klares Signal: Schweden will eine widerstandsfähige und wettbewerbsfähige Verteidigungsindustrie aufbauen – mit langfristigen Chancen für internationale Akteure. Der schwedische Reichstag hat die Strategie als Teil der sicherheitspolitischen Ausrichtung des Landes bestätigt. Ziel ist es, die industrielle Basis zu stärken und internationale Kooperationen zu fördern.
Investitionen in Verteidigungsinfrastruktur gefragt
Die Behörde für Gesamtverteidigungsanalyse (MTFA) hat in den Jahren 2024 und 2025 mehrere Berichte veröffentlicht, die den Bedarf an einem umfassenden Ausbau des zivilen und militärischen Verteidigungssystems aufzeigen. Besonders gefragt sind Investitionen in Verteidigungsimmobilien – etwa in die Modernisierung von Kasernen, den Bau von Logistikzentren oder geschützten Lagerhallen für strategische Reserven – sowie in die Struktur der Krisenvorsorge, was indirekt die Nachfrage nach Sicherheitslösungen beeinflusst.
Geschäftschancen für deutsche Unternehmen
„Für deutsche Unternehmen mit Kompetenzen in Bereichen wie Cybersicherheit, Schutz kritischer Infrastruktur, Sensor- und Kommunikationstechnik sowie Logistiklösungen für Verteidigung und Krisenvorsorge bieten sich derzeit Möglichkeiten, sich als strategische Partner schwedischer Akteure zu positionieren.
„Der schwedische Markt verlangt nach Innovation, Skalierbarkeit und dem Zusammenspiel technischer Systeme – Felder, in denen deutsche Unternehmen oft führend sind.“
Der schwedische Markt verlangt nach Innovation, Skalierbarkeit und dem Zusammenspiel technischer Systeme – Felder, in denen deutsche Unternehmen oft führend sind“, so Ninni Löwgren Tischer, Bereichsleiterin bei der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, die aktuell eine Studienreise von Sicherheits- und Verteidigungsunternehmen nach Schweden organisiert.
Erstmals seit sechs Jahren steigen auch die Investitionen in Technologie- und Produktentwicklung – ein Zeichen für langfristiges Engagement.
Mehrere Möglichkeiten für den Aufbau von Partnerschaften
Schweden blickt auf eine lange Tradition internationaler Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit und Verteidigung zurück. Durch Partnerschaften oder lokale Präsenz können Unternehmen Teil der schwedischen Wertschöpfungskette werden – von der Produktentwicklung bis zur Lieferung. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer organisiert zahlreiche Geschäftsaktivitäten zur Förderung von Partnerschaften zwischen deutschen und schwedischen Unternehmen. Vom 15. bis 17. September findet eine Studienreise für deutsche Akteure nach Stockholm statt, um schwedische Spitzenkompetenz im Bereich Sicherheit und Verteidigung kennenzulernen.
Fördermöglichkeiten für deutsch-schwedische Innovationspartnerschaften
Die deutsch-schwedische Innovationspartnerschaft wurde im Mai 2024 von Ministerpräsident Ulf Kristersson und dem ehemaligen Bundeskanzler Olaf Scholz erneuert. Sie ist ein strategisches Bündnis mit Fokus auf Sicherheit, Digitalisierung und grüne Transformation. Die Partnerschaft umfasst eine vertiefte Zusammenarbeit in der Verteidigungstechnik – etwa bei Kampfflugzeugen, Unterwassersysteme, bewaffneten Fahrzeugen, Sensoren, Cyberabwehr und Schutz vor chemischen, biologischen und radiologischen Bedrohungen. Sie beinhaltet auch die gemeinsame Entwicklung von Verteidigungsfähigkeiten und Forschung im Bereich Sicherheitsinnovationen sowie eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber hybriden Bedrohungen und den Schutz kritischer Infrastruktur.
Deutsche und schwedische KMU, die zusammenarbeiten möchten, können gemeinsame Förderanträge für F&E-Projekte über Vinnova und das deutsche ZIM-Programm stellen.
Links:
Branchenstatistik 2024 (auf Schwedisch)
Gemeinsame Absichtserklärung zur Innovationspartnerschaft für Sicherheit, grünen und digitalen Wandel zwischen Deutschland und Schweden (auf Englisch)