Oliver Blume besöker Tysk-Svenska Handelskammarens årsmöte i Stockholm. Foto: Porsche Sverige

Oliver Blume besucht die Jahrestagung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Stockholm. Foto: Porsche Sverige

Foto: Deutsch-Schwedische Handelskammer

Sverker Lundkvist erhält die Ehrenmedaille von Staffan Bohmann.

Sverker Lundkvist erhält die Ehrenmedaille von Staffan Bohman.

Bild: Oliver Blume

Håkan Matson (moderator), Oliver Blume (Porsche AG), Anna Storm (Omegapoint), Marc Hoffmann (E.ON Sverige) och Sabina Jeschke (Arctic Brains) diskuterade viktiga förändringar inom bilindustrin.

Oliver Blume: „Wir wollen mehr Porsche-Fahrerinnen sehen und jüngere Menschen erreichen“

29.04.2022

Porsche, eine der stärksten Sportwagenmarken der Welt, befindet sich wie auch die Gesellschaft in einem Wandel und spricht nun neue Zielgruppen an. Die Zusammenarbeit mit Lieferanten ist ein Schlüsselfaktor für Porsches Erfolg. Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, hat auf der Jahrestagung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer am Mittwoch über wichtige Veränderungen im Unternehmen und in der Automobilindustrie gesprochen.

Die Sonne schien über Blasieholmen in Stockholm als Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG und Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG, auf der Jahrestagung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer einen Vortrag hielt. Vor dem Grand Hôtel standen Porsche-Modelle in Reihe, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu empfangen. Schweden war eines der ersten Länder, das 1950 mit dem Verkauf von Porsche-Fahrzeugen begann und ist heute mit vielen leidenschaftlichen Kundinnen und Kunden der größte Markt in Skandinavien. Gleichzeitig ist Schweden Basis vieler Zulieferer und Innovationen. Das Unternehmen öffnet sich nun für eine verstärkte Zusammenarbeit bei innovativen Lösungen in den Bereichen Elektrifizierung, Nachhaltigkeit und Konnektivität.

In seinem Vortrag betonte Blume, wie wichtig es sei, Innovation und Tradition aufeinandertreffen zu lassen. Ebenso richtete er seinen Blick über das Unternehmen hinaus auf eine Gesellschaft, die sich in einem rasantem Tempo verändert.

Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann (Charles Darwin). Deshalb konzentrieren wir uns darauf die Herausforderungen und Chancen zu meistern, die sich uns jetzt bieten. Die Erfolgsfaktoren von Porsche sind eine Mischung aus Tradition und Innovation. Wir wollen Höchstleistungen erbringen und dabei auch soziale Faktoren und Nachhaltigkeit berücksichtigen. Ein wesentlicher Faktor ist die Öffnung für neue Zielgruppen, beispielsweise wollen wir noch mehr Porsche-Fahrerinnen sehen und jüngere Menschen stärker ansprechen“, so Oliver Blume.

Ein nervöser Energiemarkt in Sorge

In der anschließenden Podiumsdiskussion zeichnete Moderator und Motorjournalist Håkan Matson zunächst das Bild einer Welt in Aufruhr. Der seit zwei Monaten andauernde Krieg in der Ukraine führt zu Unterbrechungen der Lieferketten und steigenden Energiepreisen. Es besteht Ungewissheit darüber, wie sich die Entwicklungen auf die Geschäftstätigkeit der Automobilindustrie auswirken werden. In Deutschland wird darüber diskutiert, wie die Abhängigkeit von Russland bei der Rohstoffversorgung verringert und gleichzeitig die umweltpolitischen Ziele aufrechterhalten werden können. In Schweden könnte die NATO-Mitgliedschaft in greifbare Nähe rücken. Einstimmig wurde festgestellt, dass die globalen Turbulenzen zu Unsicherheiten in der Zukunft führen.

„Wir haben es mit einem nervösen Energiemarkt zu tun, mit hoher Nachfrage und steigenden Preisen in vernetzten Märkten. Die Entwicklungen haben sich aufgrund des Krieges intensiviert. Viele Länder Europas, darunter auch Deutschland, sind in hohem Maße von russischem Gas abhängig – sowohl die Industrie als auch die privaten Haushalte. Daher treffen die Auswirkungen besonders Unternehmen sowie Kundinnen und Kunden. Der Weg in die Zukunft muss darin bestehen den Klimawandel zu bekämpfen und die Energieinfrastruktur auszubauen, um die enorme Nachfrage zu decken sowie in fossilfreie und erneuerbare Energiequellen zu investieren", sagte Marc Hoffmann, CEO von E.ON in Schweden.

Konnektivität, Elektrifizierung und neue Geschäftsmodelle

Laut Oliver Blume werde sich die Automobilindustrie in den kommenden Jahren stärker denn je verändern. Es sei eine Revolution, bei der Elektrifizierung, Digitalisierung und Konnektivität die drei großen Trends darstellen.

„Wir wählen Partner, die uns herausfordern und Partnerschaften, in denen wir voneinander lernen.“

„Wir müssen flexibel sein. Wir können uns nicht von heute auf morgen ändern. Deshalb investieren wir in dieser Übergangsphase in großem Umfang in Batterietechnologie, Hybridmodelle, Infotainment oder synthetische Kraftstoffe. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Wir wählen Partner, die uns herausfordern und Partnerschaften, in denen wir voneinander lernen. Klar ist, dass die Ära des Verbrennungsmotors zu Ende geht und elektrifizierte Autos einen immer größeren Anteil am Markt einnehmen. Ein wichtiges Ziel für uns ist es, die Zahl der Ladestationen in Europa von derzeit 400 auf 1.000 zu erhöhen. Daran arbeiten wir gerade stark mit anderen Akteuren aus dem Automobil- und Energiesektor. Darüber hinaus soll der Anteil der verkauften elektrifizierten Porsche-Neufahrzeuge bis 2025 auf 50 Prozent und jener der vollelektrischen Fahrzeuge bis 2030 auf mehr als 80 Prozent ansteigen – hierbei werden wir jedoch keine Kompromisse bei unseren Kernthemen Nutzungserlebnis, Nachhaltigkeit und Leistung eingehen“, so Blume.

Die Diskussionsgäste waren sich darüber einig, dass die neuen Trends und globalen Probleme das Spielfeld neu gestalten würden – nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch gesellschaftlich betrachtet. Die Forscherin, Gründerin und Unternehmerin Sabina Jeschke, CEO des Innovationszentrums KI Park Berlin und von Arctic Brains AB, betonte unter anderem die Bedeutung von Change Leadership:

„Schweden ist ein gutes Vorbild. Vielleicht fällt es in einem etwas kleineren Land als Deutschland leichter, sich von alten Vorstellungen zu lösen und nach vorne zu schauen."

„Ich sehe ein enormes Potenzial für die Zukunft, in der sich das Management, das Arbeitsleben und die Gesellschaft verändern werden. Künstliche Intelligenz wird Geschäftsmodelle revolutionieren, die wir bisher als selbstverständlich angesehen haben. Ein Beispiel sind Lieferketten, bei denen die Fähigkeit der KI, riesige Datenmengen zu analysieren, zu einer besseren Entscheidungsfindung für den Hersteller führen wird. Daneben wird die Kundin oder der Kunde einen völlig anderen Informationsstand haben als bisher. Ingenieurinnen und Ingenieure müssen den Schritt wagen, sich zu ebenso qualifizierten Datenwissenschaftlern zu entwickeln. Es geht um einen Mentalitätswandel und wir haben bereits gesehen, dass es gelingt, wenn man ihnen Vertrauen schenkt und Freiheiten lässt. Schweden ist ein gutes Vorbild. Vielleicht fällt es in einem etwas kleineren Land als Deutschland leichter, sich von alten Vorstellungen zu lösen und nach vorne zu schauen", erklärte Sabina Jeschke.

Zukunft und Sicherheit

Anna Storm, CEO des auf IT-Sicherheit spezialisierten Unternehmens Omegapoint in Göteborg, wies auf die weltweiten Cyberangriffe hin, die den Unternehmen und der Gesellschaft sehr viel Geld kosten. In Bezug auf die Automobilindustrie zeigen Umfragen, dass viele Menschen befürchten, dass ihre Fahrzeuge manipuliert werden könnten.

„Bedrohungen und Chancen gehen bei der Digitalisierung oft Hand in Hand und wir müssen uns dessen bewusst sein. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass diese Angriffe nicht von gelegentlichen Hackern durchgeführt werden, sondern zu organisierter Kriminalität gehören. Die Zahl der Cyberangriffe und Datenlecks ist geringer als erwartet. Über die Gründe dafür können wir nur spekulieren. In der Ukraine als starkes IT-Land ist es den Menschen gelungen, die Kommunikation trotz des Krieges aufrechtzuerhalten. Das zeigt, dass es auch gute Kräfte da draußen gibt“, so Anna Storm.

Abgerundet wurde die Diskussion mit einem Blick in die Kristallkugel, bei dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig waren, dass vernetzte selbstfahrende Autos, längerfristig auch Drohnen und fliegende Fahrzeuge die Gesellschaft mehr verändern werden, als wir uns vorstellen können. Bei den Entwicklungen müssten stets die Anliegen und Bedürfnisse der Menschen nach Sicherheit in einer sich rasch verändernden Welt berücksichtigt werden.