Ninni Löwgren Tischer, Deutsch-Schwedische Handelskammer, und Robert Andrén, Gerneraldirektor schwedische Energiebehörde, bei der Eröffnung des Swedish Energy Pavilion.

Am Mittwoch diskutierten Schwedens Wirtschaftsminister Ibrahim Baylan und Claudia Dörr-Voß, Staatssekretärin im BMWi, über die Zusammenarbeit zwischen den Ländern.
Der schwedische Energiepavillon hatte während der gesamten Messewoche viel Zulauf.
Am Montag besuchte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig den Pavillon.

Handelskammer-Präsident Staffan Bohman (Mitte) und die beiden Vizepräsidenten Ulf Troedsson (links) und Jan Brockmann (rechts) waren ebenfalls in Hannover vor Ort.
Am Messestand von Ericsson trafen die Besucher auf Roboter, die über 5G gesteuert werden.
Das PMH Application Lab stellte u.a. sein Swedish-German Testbed for Smart Production vor.
In Halle 11 waren zahlreiche schwedische Automationsunternehmen versammelt.

Hannover Messe 2019: Schwedisch-deutsche Innovationen im Spotlight
11.04.2019
Schweden als Partnerland der größten Industriemesse der Welt – das garantiert Aufmerksamkeit. Fünf intensive Tage lang standen schwedische Innovationen für Digitalisierung, Automatisierung, 5G, Energieeffizienz und zahlreiche weitere Bereiche im Mittelpunkt der Hannover Messe. Schwedens Motto für die Partnerschaft war „Sweden Co-Lab“ und viele der vorgestellten Lösungen sind Ergebnisse konkreter schwedisch-deutscher Zusammenarbeit.
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel und Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven die Messe am 31. März eröffneten, betonten sie die engen Beziehungen und die intensive Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus beiden Ländern.
„Schwedische Unternehmen genießen einen ausgezeichneten Ruf [in Deutschland]. […] Ob Produkte rund um das Automobil, ob Maschinen, Mobilfunk oder Möbel – schwedische Produkte sind hierzulande sehr gefragt. Aber das beruht auch auf Gegenseitigkeit. Und so war Deutschland im letzten Jahr erneut der wichtigste Handelspartner Schwedens. Insofern ist es nahezu folgerichtig – man fragt sich, warum dies so lang nicht passiert ist –, dass Schweden einmal Partnerland der Hannover Messe ist“, sagte Angela Merkel in ihrer Eröffnungsrede.
Stefan Löfven nannte in seiner Rede die deutschen Strategien für Industrie 4.0, die Digitalisierung der Gesellschaft und künstliche Intelligenz (KI) als Inspirationsquellen für die Entwicklung in Schweden. „Wir freuen uns, an diesen Projekten gemeinsam mit Deutschland arbeiten zu dürfen – durch unsere Innovationspartnerschaft, die die Bundeskanzlerin und ich morgen unterzeichnen werden und bei der KI sowie die Entwicklung nachhaltiger Batterien als neue Kooperationsbereiche hinzugefügt wurden“, sagte der Ministerpräsident.
Zusammenarbeit in vielen Bereichen
Konkrete deutsch-schwedische Zusammenarbeitsprojekte für neue Produkte und Lösungen gab es auf der diesjährigen Hannover Messe zahlreiche zu entdecken. Zum Beispiel zeigten Ericsson, Audi und der deutsche Sensorenhersteller Sick wie Menschen und Roboter, mithilfe von an ein 5G-Netz angeschlossenen Sensoren, in Echtzeit miteinander interagieren können. Dank der hohen Übertragungsgeschwindigkeit und den kurzen Latenzzeiten im Mobilnetz der neuen Generation wird es bald möglich sein, dass sich Arbeiter und Roboter buchstäblich die Hände reichen und zusammenarbeiten können.
Eine weitere deutsch-schwedische Innovation, die die Arbeit für Industriearbeiter erleichtert, wurde am Stand des Softwarekonzerns SAP vorgestellt. In Zusammenarbeit mit unter anderem dem schwedischen Unternehmen Tobii, weltweit führend in Sachen Eye Tracking, hat man eine Lösung entwickelt, die die Bedienung von Computern und anderen Steuergeräten nur über den Blick des Nutzers ermöglicht. Das neue System kann die Effizienz im Betrieb steigern und zum Beispiel Menschen mit Behinderungen den Arbeitsalltag erleichtern.
Auf dem Außengelände vor der Halle mit dem nationalen schwedischen Pavillon wurde außerdem das Kooperationsprojekt von Siemens und Scania für elektrifizierten Lkw-Verkehr präsentiert. Die Besucher konnten sich einen mit Stromabnehmer ausgestatteten Scania-Lastwagen genauer ansehen und sich über die zugrunde liegende Technologie sowie die sogenannten E-Highways informieren. Eine Teststrecke mit Oberleitungen für Hybrid-Lkws besteht bereits in Mittelschweden (bei Sandviken) und bald sollen weitere in Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg in Betrieb gehen.
Schweden und Deutsche vertrauen einander
Auch darüber hinaus fanden innovative E-Mobility-Lösungen auf der Messe große Beachtung. Zum Beispiel nahm der Geschäftsführer des schwedischen Batterieherstellers Northvolt, Peter Carlsson, an mehreren Podiumsdiskussionen teil und betonte dabei das gute Zusammenarbeitsklima mit deutschen Partnern.
„Zwischen deutschen und schwedischen Unternehmen besteht allgemein großes Vertrauen – gute Voraussetzungen für eine noch engere Zusammenarbeit zwischen den Ländern. In Deutschland gibt es außerdem einige der besten Universitäten in diesem Bereich, zahlreiche Lieferanten und einen sehr großen Markt“, sagte Peter Carlsson auf der Bühne des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, wo am Messe-Mittwoch die deutsch-schwedische Zusammenarbeit im Mittelpunkt stand.
Northvolt hatte im März bekannt gegeben, dass das Unternehmen zusammen mit dem Volkswagen-Konzern die neugebildete European Battery Union leiten wird. Außerdem arbeitet man bereits seit letztem Herbst auch mit BMW zusammen.
„Der Stand stach aus der Masse heraus“
Über 20 kleinere schwedische Unternehmen aus dem Energie- und Cleantech-Bereich präsentierten sich auf der Messe auf dem Gemeinschaftsstand Swedish Energy Pavilion, den die schwedische Energiebehörde, unter anderem mithilfe der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, auf die Beine gestellt hatte. Der Energiepavillon war wie eine kleine Stadt konzipiert und gestaltet. In dieses Design waren die verschiedenen schwedischen Energieinnovationen integriert, um zu verdeutlichen, welchen Nutzen diese für das Gesamtsystem haben können.
„Das Ganze hat als wilde Idee für ein Standdesign begonnen und sich zu einem großartigen Projekt mit einem tollen Team entwickelt, zu dem alle mit ihren jeweiligen Stärken beigetragen haben. Auf der Messe hat sich dann gezeigt, dass es sogar noch besser funktionierte als erwartet. Der Stand hat aus der Masse herausgestochen und großes Interesse angezogen“, sagte Ludvig Lindström, Projektleiter bei der schwedischen Energiebehörde.
Der Energiepavillon wurde während der Messetage unter anderem von Schwedens Prinz Carl Philip, Energie- und Digitalisierungsminister Anders Ygeman, Außenhandelsministerin Ann Linde und mehreren deutschen Delegationen besucht. Vor allem war er aber Schauplatz für zahlreiche Geschäftskontakte der Aussteller mit anderen Messeteilnehmern.
„Es war eine sehr erfolgreiche Ausstellungswoche für Chargestrom auf der Hannover Messe 2019. Wir haben viele potenzielle neue Kunden und eine Reihe von möglichen neuen Distributionspartnern aus mehreren Ländern getroffen. Das ganze Arrangement und all die professionelle Hilfe von Seiten der Energiebehörde, der Deutsch-Schwedischen Handelskammer und von Business Sweden waren unschätzbar wichtige Faktoren für unseren Erfolg“, erklärte Tomas Wolf, Director Global Energy & Facilities bei Chargestrom, wo man Ladestationen für Elektroautos entwickelt.
„Der Swedish Energy Pavilion war mit seinem hochwertigen und einzigartigen Design ein wichtiger und vielbeachteter Treffpunkt auf der Messe. Wir haben alte und neue Kunden aus dem öffentlichen und privaten Sektor gewinnen können, konnten die Zusammenarbeit mit unseren deutschen Partnern stärken und neue Ideen für unser Geschäftsmodell entwickeln. Durch die Geschäftsabschlüsse vor Ort hat sich das Engagement direkt rentiert“, sagte Benjamin Georg, Deutschlandchef beim Lastenradhersteller Velove Bikes.
Optimistisch in die Zukunft
Auch am Forschungszentrum PMH Application Lab, das von der Königlich Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm, der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft und den schwedischen Forschungsinstituten RISE gemeinsam betrieben wird, zog man eine positive Bilanz der von der Deutsch-Schwedischen Handelskammer organisierten Messeteilnahme. Am Stand des PMH Application Lab hatte man unter anderem eine Live-Demonstration des Swedish-German Testbed for Smart Production gezeigt.
„Das Ergebnis unseres Einsatzes auf der Hannover Messe hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir sind mit zahlreichen internationalen Unternehmen in Kontakt gekommen, die an einer Kooperation mit uns interessiert sind. Zudem hat uns die Partnerlandinitiative dabei geholfen, den in Schweden sehr starken Industriesektor der Motor- und Getriebefertigung hervorzuheben und für politische Unterstützung zu werben, Ausbildung und Spitzenforschung in diesem Bereich weiter auszubauen“, erklärte Dr. Jannik Henser, Geschäftsführender Direktor des PMH Application Lab.
Mit der großen Aufmerksamkeit, die Schweden vor Ort erhalten hat, den gut besuchten Messeständen und den vielen konkreten Meetings und Gesprächen kann die Hannover Messe also als Erfolg für die teilnehmenden Unternehmen und Organisationen sowie für Schweden als Land betrachtet werden. Und dank der großen Innovationskraft auf beiden Seiten der Ostsee und dem hohen Kooperationswillen sieht auch die Zukunft rosig aus.
Oder wie es der schwedische Wirtschaftsminister Ibrahim Baylan in einer seiner Reden auf der Messe ausdrückte: „Wenn wir es richtig anstellen, steht die Industrie in Schweden und Deutschland vor einem goldenen Zeitalter. Ich erlebe sehr viel Optimismus auf dieser Messe – wir stehen am Anfang von etwas ganz Neuem.“