Besucher des E-Health-Seminars in der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

Etwa 50 Gäste nahmen am Seminar in der Deutsch-Schwedischen Handelskammer teil.

Markus Müschenich mit seiner Powerpoint-Präsentation während des E-Health-Seminars

Markus Müschenich meint, dass Schweden Deutschland bei E-Health um einiges voraus ist.

Daniel Wänn, Dan Nilsson und Markus Müschenich

V.l.n.r.: Daniel Wänn, Accenture Sweden, Dan Nilsson, SIS, und Markus Müschenich.

Daniel Wänn

In Schweden sind die Voraussetzungen gut für E-Health-Unternehmen, sagte Daniel Wänn.

Dan Nilsson

Ohne Standards wird die Medtech-Branche große Probleme bekommen, meinte Dan Nilsson.

Markus Müschenich und Lena Strömberg

Das Seminar wurde von Lena Strömberg von Medtech4Health moderiert.

Malin Johansson begrüßt die Teilnehmer des E-Health-Seminars

Malin Johansson, Kommunikationschefin der Handelskammer, begrüßte die Zuhörer.

Seminarteilnehmer im Gespräch miteinander

Nach dem Seminar nutzten viele Teilnehmer die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen.

E-Health in Schweden und Deutschland auf dem Vormarsch

12.10.2017

Die Zukunft ist bereits hier, sie ist im Gesundheitswesen nur noch ungleichmäßig verteilt. So fasste Dr. Markus Müschenich vom Flying Health Incubator die aktuelle Lage auf dem Markt für E-Health-Lösungen zusammen. Beim Seminar zum Thema im Rahmen der deutsch-schwedischen Innovationsplattform German Swedish Tech Forum wurde deutlich, dass Schweden für deutsche E-Health-Unternehmen ein sehr interessanter Markt sein kann.

„Ich bin äußerst optimistisch, was die Zukunft der E-Health-Branche angeht. Heute reden wir von ‚Digital Health‘ oder ‚E-Health‘ – in ein paar Jahren werden wir einfach nur noch ‚Health‘ sagen. Ich glaube, dass wir die gleiche Entwicklung wie im Online-Handel erleben werden. Man spricht ja schon gar nicht mehr so viel von E-Commerce, der Handel ist ganz einfach ‚E‘“, sagte Markus Müschenich.

Der Kinderarzt, Gesundheitswissenschaftler sowie Gründer und Managing Partner des in Berlin beheimateten Inkubators Flying Health war Hauptredner beim Seminar der Deutsch-Schwedischen Handelskammer zum Thema E-Health in Deutschland und Schweden im September in Stockholm. Er beschrieb Deutschland als ein Land, das noch einiges an Arbeit vor sich hat, was die Digitalisierung des Gesundheitswesens angeht.

„Wenn wir in Deutschland in dieser Frage auf Schweden blicken, sehen wir, dass ihr weit vor uns liegt. Im Bereich der digitalen Gesundheitspflege bewegen wir uns irgendwo zwischen Bismarck, der Ende des 19. Jahrhunderts die erste allgemeine Krankenversicherung eingeführt hat, und Steve Jobs‘ innovativem Denken – aber wenn wir ehrlich sind, sind wir noch näher an Bismarck als an Jobs. Deutsche Ärzte kommunizieren ja zum Beispiel immer noch am liebsten per Fax oder Brief.“

Gute Voraussetzungen in Schweden

In Schweden ist man in dieser Hinsicht schon einige Schritte weiter. Laut Daniel Wänn, Chief Medical Information Officer bei Accenture Sweden, E-Health-Unternehmer und Arzt, sind die Voraussetzungen in Schweden gut, im Bereich E-Health erfolgreiche Geschäftsmodelle entwickeln und später auch ins Ausland exportieren zu können:

„Die Regierung hat kürzlich ihre Vision vorgestellt, dass Schweden global führend werden soll, wenn es darum geht, die mit E-Health verbundenen Chancen zu nutzen. Das bedeutet, dass Politik und Verwaltung hierzulande hinter der Branche stehen, was positiv für deren weiteres Wachstum ist. Die schwedische Bevölkerung sieht die Digitalisierung auch im Allgemeinen als etwas Positives an und hat großes Vertrauen in digitale Innovationen. Wir haben viele zentralisierte Behörden und Register, die für alle zugänglich sind, und überhaupt eine recht offene Haltung gegenüber der Verwendung von persönlichen Daten. Außerdem gibt es eine große und pulsierende Start-up-Szene in unseren Großstädten, über die man relativ leicht Zugang zu neuer Forschung, Startkapital und möglichen Kooperationspartnern erhält. All das führt dazu, dass sich E-Health-Unternehmen in einer ausgezeichneten Lage befinden, wenn sie hier wachsen und später in andere Länder expandieren wollen.“

Gemeinsame Standards müssen her

Laut Daniel Wänn gibt es aber auch in Schweden noch einige Hürden für E-Health-Unternehmen. So sei der Mangel an Kapital für Unternehmen, die bereits über die Startphase hinausgekommen sind, ein Problem – ebenso wie die vergleichsweise kleine Einwohnerzahl Schwedens, die aktuelle Gesetzgebung rund um die Klassifizierung von Medizinprodukten und die Nutzung von Patientendaten sowie das Fehlen von gemeinsamen Standards.

„Wenn man Nummer eins in Sachen E-Health werden will, braucht man eine Informationsinfrastruktur im Gesundheitswesen. Ohne einheitliche Standards wird die Medtech-Branche in Zukunft große Probleme bekommen. Ich hoffe, dass wir ihr dabei helfen können, die Herausforderungen zu bewältigen. Gemeinsame Standards können eine große Rolle spielen, wenn es darum geht, Gesetzgebung und Regelwerke erfüllen zu können. Sie können den Umstellungsprozess, in dem wir uns momentan befinden, unterstützen. Aber wir müssen noch mehr Arbeit in die Entwicklung neuer Standards stecken. Das dauert einige Jahre“, sagte Dan Nilsson, Standardisierungschef Gesundheitswesen beim Swedish Standards Institute (SIS), der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnahm.

Darauf zu warten, bis Regeln und Standards fertig entwickelt sind, ist für Markus Müschenich jedoch keine Alternative für Unternehmen, die bereits jetzt über innovative Ideen oder Produkte verfügen. Es gelte, die Chancen zu nutzen, die die immer schnellere Digitalisierung im Gesundheitswesen mit sich bringt. „Wenn man wartet, wird jemand anders schneller sein. In der digitalen Welt muss man mutig sein und darf nicht zögern“, sagte er.

Interesse an schwedischen Lösungen

Müschenich ermunterte die anwesenden schwedischen Unternehmensvertreter mit Interesse am deutschen Markt, ihre Pitches an seinen Berliner Inkubator Flying Health zu schicken:

„Wir haben jede Woche ein Meeting, bei dem wir die Vorschläge diskutieren, die neu bei uns eingetroffen sind. Wir schauen dann darauf, ob hier eine wirklich innovative Idee präsentiert wird, ob es sich um ein seriöses Produkt für den Gesundheitsbereich handelt, ob man gesetzliche Vorgaben wie die CE-Kennzeichnung erfüllt und ob alles eine wissenschaftliche Basis hat. Der erste Schritt ist jedoch, ein Produkt zu entwickeln, das die aktuelle Situation im Gesundheitswesen an einer bestimmten Stelle merkbar verbessert“, sagte Markus Müschenich.

Nach der Podiumsdiskussion blieben viele der Seminarteilnehmer noch, um persönliche Gespräche mit den Rednern, den anderen Gästen und den anwesenden Mitarbeitern der Deutsch-Schwedischen Handelskammer zu führen. Die Handelskammer wird den deutsch-schwedischen Dialog zum Thema E-Health auch künftig im Rahmen des bilateralen Innovationsforums German Swedish Tech Forum fortsetzen.

Möchten Sie mit Ihrem Unternehmen auf den schwedischen Markt expandieren? Nehmen Sie gerne Kontakt mit Katrin Kraus aus der Abteilung Market Entry & Business Development der Deutsch-Schwedischen Handelskammer auf und vereinbaren Sie eine kostenlose Erstberatung per Telefon oder ein persönliches Treffen.