
Foto: Milind Alvares/MKH Marketing, flickr
Digitales Marketing: Neue Chancen und Herausforderungen für die Wirtschaft
13.05.2015
Für Unternehmen fast aller Branchen ist es heutzutage unabdingbar, durch Marketingmaßnahmen im Internet auf Produkte und Dienstleistungen aufmerksam zu machen und die Popularität der Marke zu steigern. Doch während früher simple Werbebanner ausreichend waren, sind heute ausgefeilte Marketingkampagnen der Standard. Schweden ist im Bereich des digitalen Marketings führend und viele schwedische Firmen drängen auf den deutschen Markt. Aber auch deutsche Unternehmen sind in Schweden aktiv.
Bei Betrachtung der Werbeausgaben wird die zunehmende Rolle des Internets deutlich. Laut dem Interactive Advertising Bureau (IAB) wurde bereits im Jahr 2012 ein Paradigmenwechsel vollzogen und die Werbeausgaben im Internet übertrafen erstmals die der klassischen Printmedien. 2013 lag der Umsatz für Werbung im Netz in Deutschland bei 4,7 Milliarden Euro, in Schweden wurden 1,1 Milliarden Euro umgesetzt. Bei den jährlichen Ausgaben pro Internetnutzer liegt Schweden mit etwa 106 Euro vor Deutschland (87 Euro). Das New Yorker Marktforschungsinstitut eMarketer prognostiziert, dass die weltweiten Ausgaben für Onlinewerbung von 151 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 224 Milliarden Euro im Jahr 2018 steigen werden.
Internet übertrifft Printmedien
Die zunehmende Erweiterung der Produkte und Dienstleistungen auf eine digitale und auch mobil funktionierende Ebene ist eine große Umstellung. Sie gleicht dem Wandel in den 90er Jahren, als Internetseiten ein Muss für viele Unternehmen wurden. Der Unterschied ist, dass es dieses Mal schneller geht und die Auswirkungen größer sind, auch in Hinblick auf die Art und Weise, wie die digitalen Produkte funktionieren und welche Möglichkeiten sie bieten. Die Stockholmer Softwareentwickler von Slagkryssaren sind Spezialisten für angepasste, technische Lösungen im Web- und Mobilbereich. Die Kompetenz in der Entwicklung von Spiele- und Mobileinheiten, Systemarchitekturen und künstlicher Intelligenz hat sie zu einem wertvollen Beratern für Unternehmen gemacht, die ihr digitales und mobiles Angebot entwickeln möchten.
Komplexität der Technologien nimmt zu
Slagkryssaren unterstützt seine Kunden bei der technischen Planung bereits früh im Projekt und wirbt mit der fristgerechten Umsetzung von fehlerfreien digitalen Diensten. Zum Beispiel für das Flugunternehmen SAS, deren mobile Applikation 1,3 Millionen Anwendern die Möglichkeit gibt, Flüge zu buchen, einzuchecken oder Zeitungen zu lesen. Zu den Kunden gehören aber auch Industrieunternehmen, die ihre Produktinformationen für Verkäufer und Kunden besser zugänglich machen möchten, beispielsweise in Form einer mobilen Entscheidungshilfe zur Produktauswahl auf Smartphones und Tablets. „Zusammen mit steigender technischer Komplexität sehen die Kunden die Notwendigkeit, eng mit Slagkryssaren zusammenzuarbeiten“ sagt Geschäftsführer Markus Pihl. „Die Nähe zu unseren internationalen Kunden in der Projektarbeit ist uns wichtig und treibt uns an.“
Agenturen und Unternehmen arbeiten eng zusammen
Nicola Stockmann bestätigt diese Aussage und ergänzt: "Eine intensive Planung ist entscheidend! Wir betrachten unsere Kunden als Partner - der Austausch ist die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Der Kunde kennt seine gewünschte Zielgruppe und die Herausforderungen an die Kommunikation, die er lösen möchte. Wir können dieses Zielgruppen Know-how intensivieren, indem wir das 'Online User Behaviour' der potenziellen Zielgruppe analysieren und relevante Digitale Marketingmaßnahmen erstellen, die die Kundenbindung und letztendlich die Umsätze steigern. Gute Ergebnisse gibt es nur, wenn das Problem und die potenziellen Lösungen komplett definiert sind." Stockmann ist Gründerin und Geschäftsführerin der international tätigen Marketingagentur Lasting, welche sich auf die Planung, Implementierung und Steuerung von Onlinekampagnen spezialisiert hat. Damit die Kampagnen auch von der Zielgruppe angenommen werden, greift Lasting sogar auf Psychologen zurück.
Neben der Planung spielt auch die Analyse eine große Rolle. "Online ist alles messbar. Mit definierten Zielen, sogenannten KPI's, können die relevanten Daten laufend ausgewertet und der Erfolg gemessen werden, um den Prozess‚ wo notwendig‚ zu optimieren. Auch negatives Feedback durch die Community können wir frühzeitig erkennen und etwa einen 'shit storm' vermeiden“. Denn die Möglichkeit der Internetnutzer, zu interagieren, birgt Chancen und Risiken. Anders als bei klassischer Werbung im Print- und TV-Bereich, erfolgt die Kommunikation im Internet nicht nur in Richtung der Konsumenten, sondern diese haben die Möglichkeit sich zu äußern – positiv wie negativ.
Eine gelungene Kampagne im Web zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die Nutzer sich damit identifizieren und die Inhalte in sozialen Netzwerken 'liken' oder 'teilen'. Doch nicht nur das: Eine Erweiterung ist das sogenannte Word of Mouth Marketing, bei dem die virtuellen Marketingkampagnen in Form von Mundpropaganda in die reale Welt übertragen werden. Dadurch lässt sich die Reichweite ohne zusätzliche Kosten erhöhen. Ein Merkmal des viralen Content Marketings sind aufwändig produzierte Inhalte, etwa Videos oder ganze Webseiten, die oft ausschließlich für eine Kampagne erstellt werden. Dabei sind die Inhalte anders als bei E-Mail- oder Bannerwerbung in vielen Fällen nicht sofort als Werbung erkennbar.
Displaywerbung von Bedeutung
Dennoch spielt die klassische Bannerwerbung nach wie vor eine wichtige Rolle und macht in Deutschland rund ein Drittel der Gesamtausgaben im Onlinemarketing aus. Auch hier haben innovative Technologien in den letzten Jahren völlig neue Standards gesetzt. Zum einen lässt sich die Zielgruppe durch sogenanntes Targeting wesentlich präziser bestimmen als früher, zum anderen hat sich der Handel der Werbeflächen enorm gewandelt. Dieser wird heutzutage vollautomatisch durchgeführt, während sich der Nutzer auf einer Webseite befindet. In Bruchteilen von Sekunden werden durch die Targeting-Informationen die Interessen des Nutzers ermittelt und die Werbeflächen an den Höchstbietenden verkauft. Dieses Verfahren wird Real-Time-Bidding (RTB) genannt und ermöglicht eine effektive, kostengünstige Schaltung von Displaywerbung. Sofia Jansson, Country Managering von Adtech Sweden, sieht im automatisierten Handel von Werbeflächen große Wachstumschancen. Adtech mit Sitz in Frankfurt am Main stellt seinen Kunden Ad Server, Ad Management Tools und Tools zur Ausstrahlung von Werbung zur Verfügung. Große Verlage wie Talentum und Schiebsted, darunter Schweden´s größte Medienseite, aftonbladet.se, verwenden die Technologie von Adtech.
Schweden führend im digitalen Bereich
Die schwedische Internetbranche zeichnet sich durch ein hohes Maß an Innovationsfreudigkeit aus. Neue Ideen werden sofort umgesetzt und weiterentwickelt. "Der schwedische Markt ist ein 'Early Adopter' Markt. In Deutschland wird erstmal geschaut, ob ein Konzept schon in einem anderen Markt erfolgreich ist und funktioniert" stellt Stockmann fest. Ein Blick auf den jährlich erscheinenden 'Global Innovation Index' gibt ihr Recht. Dort steht Schweden hinter der Schweiz und dem Vereinigten Königreich auf Platz drei, Deutschland belegt den 13. Platz. Auch Sofia Jansson von Adtech sieht Schweden leicht vorne: "Der schwedische Markt gehört im Bereich des digitalen Marketing zu den Leadern der Branche".
Beide Märkte haben ihre eigenen Stärken und profitieren voneinander. Der kompakte schwedische Markt ist agil und offen für neue Innovationen, der große deutsche Markt bietet enorme Umsatz- und Wachstumschancen.