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Foto: privat/Unsplash

Deutsch-schwedisches Talentprogramm als Startschuss für Ebbas Karriere

11.10.2021

Ebba Tiger Nilson ist mit einem Praktikum in ihre Karriere gestartet. Nachdem die Schwedin sich für das Talentprogramm der Deutsch-Schwedischen Handelskammer beworben hatte, erhielt sie einen Praktikumsplatz bei Remondis, einem international führenden Dienstleister für Recycling, Service und Wasser.

Direkt nach Abschluss ihres Studiums wurde Ebba eine Festanstellung in Deutschland angeboten. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen aus dem interkulturellen Arbeitsleben und mit der deutschen Kultur.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Was hat dich motiviert, dich für ein Praktikum in Deutschland zu bewerben?

Ebba Tiger Nilson: Ich habe darin die perfekte Gelegenheit gesehen, mein Schuldeutsch zu verbessern. Das wollte ich schon seit vielen Jahren tun, aber es ist schwer, eine Sprache zu lernen, wenn man sie nicht im Alltag anwendet. Zudem habe ich auf verschiedenen Reisen deutschsprachige Freunde kennengelernt, die meine Neugier an der deutschen Kultur geweckt haben. Da Schweden und Deutschland in vielerlei Hinsicht miteinander kooperieren, war ich besonders interessiert daran, mehr über die Kultur zu lernen. Ich wollte auch meine Deutschkenntnisse verbessern, damit ich sie in Zukunft bei der Arbeit einsetzen kann.

Wie liefen der Bewerbungsprozess und der Kontakt mit Unternehmen ab, nachdem du deine Bewerbung an die Deutsch-Schwedische Handelskammer geschickt hattest?

Nach meiner Bewerbung wurde ich von Remondis AB kontaktiert. Das Unternehmen war an meinem Profil interessiert und hat mich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, bei dem ich den Geschäftsführer der schwedischen Niederlassung und einen Mitarbeiter aus der deutschen Zentrale getroffen habe. Letzterer war nach Schweden gezogen, um einige Jahre bei der Tochtergesellschaft zu arbeiten.

Nach diesem Gespräch ging es zum nächsten Schritt, einem Wissenstest. In diesem Rahmen wurde ich von zwei Managern aus dem deutschen Büro interviewt. Sie haben mir verschiedene Fragen zu ihren jeweiligen Fachgebieten gestellt und sich erkundigt, wie gut mein Deutsch sei und warum ich in Deutschland arbeiten wollte.

Aufgrund der Pandemie konntest du dein Praktikum nicht in Deutschland absolvieren, sondern hast stattdessen ein Praktikum bei der schwedischen Tochtergesellschaft in Borås bei Göteborg gemacht. Erzähl uns ein wenig über deine Erfahrungen. Wie „deutsch“ hat sich dein Praktikum angefühlt? Konntest du die kulturellen Unterschiede auch zu Hause in Schweden erleben? Konntest du deine deutschen Sprachkenntnisse anwenden?

Zunächst einmal war ich sehr dankbar, dass mein Praktikum überhaupt stattfinden konnte, nachdem ich gehört hatte, dass die Praktika einiger Kommilitoninnen und Kommilitonen abgesagt wurden. Alle im Büro in Borås waren sehr freundlich und hilfsbereit und haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen, so dass ich meine Zeit dort sehr genossen habe.

Mein deutscher Kollege hat natürlich dazu beigetragen, dass sich die Arbeit internationaler und „deutscher“ angefühlt hat. Wir haben viel zusammengearbeitet und uns über die Unterschiede zwischen den beiden Ländern unterhalten – meist auf Englisch, aber manchmal auch auf Deutsch (damals hatte ich allerdings erst A1/A2). Videobesprechungen mit der deutschen Zentrale fanden meist auf Englisch statt, da die übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kein Deutsch sprachen, aber ich habe dennoch einen Eindruck von der deutschen Kultur bekommen.

Erzähl uns etwas über deine Aufgaben während des Praktikums. Haben sie deinen Erwartungen entsprochen?

Als ich mich für das Praktikum beworben hatte, habe ich Corporate Finance im Master studiert. Die ursprüngliche Idee für das Praktikum in Deutschland war daher, das Finanzteam bei internen und externen Prozessen zu unterstützen. Da mein Praktikum wegen der Coronasituation verlegt werden musste, habe ich stattdessen das Controlling-Team des schwedischen Büros unterstützt.

Die Zeit war sehr lehrreich und hat mir erlaubt, beide Seiten der verschiedenen Prozesse zu sehen: zum einen, wie die Tochtergesellschaft in Schweden arbeitet, und zum anderen, wie die Muttergesellschaft in Deutschland die Arbeit überprüft, was mein Verständnis für die Zusammenhänge vertieft hat.

„Ob ich weiter im Unternehmen arbeiten und ein Traineeprogramm in der deutschen Zentrale beginnen wollte? Natürlich!“

Als das Praktikum im August letzten Jahres zu Ende ging, wurde ich gefragt, ob ich weiter im Unternehmen arbeiten und ein einjähriges Traineeprogramm in der deutschen Zentrale beginnen möchte. Das wollte ich natürlich! Nachdem ich im Juni dieses Jahres meinen Abschluss gemacht habe, bin ich nach Deutschland gezogen. Nach dem Traineeprogramm werde ich zurück nach Schweden ziehen und von der Niederlassung in Borås aus die Verbindung zwischen Deutschland und Schweden stärken.

Du befindest dich nun im Traineeprogramm. Wie gefällt es dir in Deutschland? Fühlt sich die Unternehmenskultur anders an als in Borås? Wie ist der Umzug verlaufen?

Sowohl mein Job als auch das Leben in Deutschland machen mir Spaß. Auch meine Kolleginnen und Kollegen sind sehr nett. Ich bin erst seit etwas mehr als einem Monat hier, also ist alles noch sehr neu. Dennoch habe ich das Gefühl, dass dies ein sehr guter Start in das Berufsleben und eine großartige Chance für mich ist. Außerdem habe ich mein Deutsch verbessern können. Dabei hat zum einen der Deutschunterricht, den ich während des Jahres genommen habe, geholfen. Zum anderen höre ich die Sprache ständig bei und außerhalb der Arbeit, was sehr hilfreich ist.

Was die Unternehmenskultur angeht, ist es sehr wichtig, dass die Beschäftigten verstehen, was wir tun und eine Vorstellung davon haben, wie der operative Teil sowohl in Schweden als auch in Deutschland abläuft. Remondis ist ein Unternehmen in der Recyclingbranche. Wir neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden deshalb durch verschiedene Anlagen geführt. So können wir sehen, wie alles funktioniert und mit welchen Materialien wir arbeiten und warum. Ziel ist es, dass die Büroangestellten nicht zu weit vom eigentlichen Geschäft entfernt sind und die richtigen Entscheidungen über unter anderem Investitionen treffen können.

„In Deutschland ist es üblicher, auch privat Zeit mit Kolleginnen und Kollegen zu verbringen und die Kontakte nicht in Freizeit und Arbeit aufzuteilen, wie es in Schweden der Fall ist.“

Wie in Borås waren alle Kolleginnen und Kollegen sehr gastfreundlich und aufgeschlossen. Vor dem Umzug war ich etwas nervös, weil ich befürchtete, dass es schwierig sein würde, Freunde zu finden. Aber darüber brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Hier in der Zentrale sind wir ein junges Team, das eng zusammenarbeitet und gerne auch spontan nach Feierabend ein Bier trinken geht.

Ich habe ich den Eindruck, dass es in Deutschland üblicher ist, auch privat Zeit mit Kolleginnen und Kollegen zu verbringen und die Kontakte nicht in Freizeit und Arbeit aufzuteilen, wie es in Schweden der Fall ist. Ob das an der Kultur oder am Altersdurchschnitt des Teams liegt, weiß ich nicht. Ich würde sagen, es ist eine Mischung aus beidem.

Der für mich größte Unterschied waren die hierarchischen Strukturen, die ich aus Schweden nicht in der Form kannte. Hier in Deutschland siezt man Kollegen, die man noch nicht kennt, vor allem Führungskräfte mit höherem „Rang“ als man selbst. Das kann selbst für Deutsche verwirrend sein.

Mir ist auch aufgefallen, dass die Menschen in Deutschland ihre Meinung schneller und öfter äußern als in Schweden. Wenn jemand anderer Meinung ist, ist es üblich, dies einfach offen anzusprechen – ganz ohne Beschönigungen oder Verschleierungen, wie es in Schweden der Fall ist. Anfangs war ich davon überrascht und fand solche Situationen unangenehm, doch mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Oft erleichert Klarheit die Arbeit und macht sie effizienter. Manchmal kann es mir allerdings auch ein bisschen zu viel sein.

Der Umzug nach Deutschland ist reibungslos verlaufen. Remondis hat mich mit allen notwendigen Informationen versorgt. Außerdem durfte ich in den ersten Tagen einen Firmenwagen nutzen, was sehr praktisch war.

Was würdest du anderen Studierenden raten? Kannst du das Talentprogramm der Deutsch-Schwedischen Handelskammer empfehlen?

Ich kann das Programm nur empfehlen! Die Möglichkeit, für einige Monate oder Jahre im Ausland zu arbeiten, bereichert die eigene Karriere extrem. Mich hat die Zeit in Deutschland schon jetzt sowohl persönlich als auch beruflich gestärkt. Es gibt mir eine neue Perspektive auf das Leben, die ich zu Hause in Schweden, wo man oft in seinen sicheren Routinen feststeckt, nur schwer finden kann.

„Aus Routinen auszubrechen und an einem völlig anderen Ort etwas Neues auszuprobieren, trägt zur eigenen Entwicklung bei und stärkt die Motivation.“

Aus diesen Routinen auszubrechen und an einem völlig anderen Ort etwas Neues auszuprobieren, trägt zur eigenen Entwicklung bei und stärkt die Motivation. Natürlich kann sich eine so große Entscheidung anfangs beängstigend anfühlen, aber das gilt für alles, was neu ist. Das Leben ist, was man daraus macht. Eine positive und offene Einstellung ist der Schlüssel, um so viel wie möglich von der Erfahrung mitzunehmen.
 

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