
Foto: Rothenburg Tourismus Service, W. Pfitzinger/Privat
Traumjob über Deutsch-Schwedisches Talentprogramm gefunden: Martina Eichler und Electrolux
14.10.2019
Martina Eichler ist Studentin der Königlichen Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm. Die gebürtige Schwedin mit deutschen Wurzeln nutzte das Deutsch-Schwedische Talentprogramm, um ihren Horizont zu erweitern, Vorurteilen auf den Grund zu gehen und letztendlich ihren Traumjob zu finden. Sie bewarb sich für ein Praktikum, als klar wurde, dass sie durch ihre Masterarbeit in Schweden keine Berufserfahrung sammeln würde. „Neben der praktischen Erfahrung bedeutete eine Teilnahme am Programm auch, dass ich ins Ausland ziehen konnte, was für mich ein großes Plus war“, sagt Martina.
Nach ihrer Bewerbung über das Portal der Deutsch-Schwedischen Handelskammer wurde Martina von mehreren Unternehmen kontaktiert, darunter Bosch, Volkswagen und Electrolux. Die Bewerbungsverfahren liefen bei den verschiedenen Unternehmen unterschiedlich ab. Während sie von einigen direkt zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, baten andere um zusätzliche Unterlagen. Der Starttermin des Praktikums sowie der genaue Aufgabenbereich waren bei allen Unternehmen flexibel und wurden im Interview besprochen, um eine für beide Seiten passende Lösung zu finden. Martina und Electrolux verstanden sich von Anfang an gut und unterzeichneten schnell den Praktikumsvertrag.
„Natürlich war ich ein wenig aufgeregt, nach Deutschland und somit ins Ausland zu ziehen. Noch viel nervöser war ich allerdings, zum ersten Mal einen Job zu haben, in dem ich anwenden konnte, was ich im Studium gelernt habe. Ich wusste nicht wirklich, was von mir erwartet werden würde. Ich hatte Angst, dass die Arbeit zu schwierig für mich sein würde und dass die deutsche Direktheit, Effizienzdenken und die relativ hierarchische Organisationsstruktur mir das Gefühl geben würden, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können“, erinnert sich Martina.
Maßgeschneidertes Praktikum in Rothenburg
Die Sorge war jedoch unbegründet: Zu ihrer Freude wurde sie sehr herzlich und professionell bei Electrolux empfangen. „Ich finde, dass die Deutschen viel offener und freundlicher sind als die Schweden. Ich fand unglaublich schnell Freunde in der neuen Stadt, sowohl Kollegen als auch Menschen, die ich in anderen Kontexten traf. Die Bürokratie ist jedoch eine Klasse für sich! Deutsche scheinen Papierkram zu lieben, wenn es um formelle Dinge wie Registrierungen, die Eröffnung eines Bankkontos oder das Abschließen eines Handyvertrags geht. Obwohl immer klar und deutlich ist, welche Formulare ausgefüllt werden sollen, kann es sich zunächst etwas überwältigend anfühlen“, kommentiert Martina ihre ersten Eindrücke.
Bei Electrolux arbeitete Martina im internationalen Portfolio-Team für die Produktgruppen Herde, Öfen, Kochfelder, Mikrowellen und Küchenabzüge. Das Team unterstützt die verschiedenen internationalen Niederlassungen dabei, die Produktportfolios für unterschiedliche Regionen zu gestalten. Dabei muss von der Anzahl an Geräten und technischen Spezifikationen bis hin zu Kundenwünschen und Kochgewohnheiten vieles beachtet werden.
„In meinem Team bei Electrolux agiert man als Vermittler. Auf der einen Seite stehen die Ingenieure, die innovative Produkte entwickeln, die es uns ermöglichen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Auf der anderen Seite steht das Marketing-Team, das sicherstellt, dass unsere Produkte auch der Nachfrage auf dem Markt entsprechen. Diese besondere Rolle passt sowohl auf akademischer als auch auf persönlicher Ebene unglaublich gut zu mir, da ich einen Abschluss in Maschinenbau mit einem Master in Produktentwicklung und Innovationsmanagement habe. Außerdem interessiere ich mich sehr für Marketing und die Analyse von Kundenbedürfnissen und -verhalten“, sagt Martina.
Mehrsprachigkeit am Arbeitsplatz – eine willkommene Herausforderung
Der Übergang vom Studium in Schweden zum Praktikum in Deutschland stellte sich als weniger schwierig heraus, als Martina eingangs befürchtete: „Ich habe die Arbeit in einem Unternehmen in Deutschland als gar nicht so anders erlebt, als ich es von einem Arbeitgeber in Schweden erwartet hätte. Stattdessen war ich überrascht, wie wichtig eine gesunde Work-Life-Balance war.“
Die Sprache war für Martina kein großes Problem, da sie in einem internationalen Team mit Mitarbeitern aus Italien, Brasilien und Australien arbeitete. Außerhalb der Arbeit verbrachte sie außerdem viel Zeit mit anderen Praktikanten aus aller Welt, darunter Marokko, Mexiko, Frankreich, den USA und Russland.
„Vor meiner Abreise lagen meine Deutschkenntnisse außerdem auf C1-Niveau und waren damit bereits relativ gut, was bedeutete, dass ich mit meinem Chef und deutschen Kollegen Deutsch sprechen konnte. Dadurch wiederum war es meiner Meinung nach noch einfacher für mich, anderen Aktivitäten nachzugehen und Freunde außerhalb der Arbeit zu finden. Ich habe immer versucht, alle Gelegenheiten zu nutzen, Deutsch zu sprechen und würde definitiv sagen, dass mein Deutsch sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext besser geworden ist.“
„Es ist vielleicht noch etwas zu früh, das zu sagen, aber ich glaube, ich habe meinen Traumjob gefunden!“
Martina war mit dem Team und ihren Arbeitsaufgaben so zufrieden, dass sie sich entschied, auch nach ihrem Praktikum im Unternehmen zu bleiben. „Im Moment arbeite ich zwei Tage die Woche vom Büro in Stockholm aus, während ich meinen letzten Kurs an der Universität abschließe. Wenn ich fertig bin, werde ich wieder nach Deutschland zurückziehen und dort in Vollzeit arbeiten. Es ist vielleicht noch etwas zu früh, das zu sagen, aber ich glaube, ich habe meinen Traumjob gefunden!“, erzählt Martina.
Anderen Studierenden, die über ein Praktikum in Deutschland nachdenken, rät Martina:
„Bewirb dich einfach! Hab‘ keine Angst davor, die Sprache nicht perfekt zu beherrschen. Viele internationale Unternehmen haben Englisch als Unternehmenssprache und es gibt eine Menge Leute, die Deutsch auch nicht perfekt sprechen und die sich gegenseitig bei der Vermittlung von Unterkünften oder der Wahl des passenden Handyvertrags helfen. Ich persönlich liebe die deutsche Mentalität, die sich gar nicht so sehr von der schwedischen unterscheidet, wie man vielleicht denkt. Die Deutschen schätzen Auslandserfahrung sehr, und auch auf dem schwedischen Arbeitsmarkt wird man dadurch attraktiver.“
Kontakt
