
v.l.n.r.: Karsten Keller (DB Schenker Europe), Jeroen Hempelmann (SmartChain Logistics Nordics AB), Mikko Juelich (Stena Line), Jörgen Nilsson (Trelleborgs Hamn AB), Jerry Lindestam (DB Cargo, Full Load Solutions)

Foto: Femern A-S

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So bereiten sich Logistikunternehmen auf den neuen Fehmarnbelt-Tunnel vor
13.08.2024
Die Fehmarnbelt-Verbindung soll bis Mitte 2029 fertiggestellt werden. Was tun die Unternehmen bereits heute, um sich auf die Veränderungen vorzubereiten? Die Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Schwedischen Handelskammer berichten sowohl über einen stärkeren Wettbewerb und bessere Kapazitäten, aber auch von einer noch rückständigen Infrastruktur.
Die neue Verbindung wird im Wesentlichen auf der gleichen Strecke verlaufen wie die Fährlinie Rødby–Puttgarden. Mit 17,6 Kilometern wird die Strecke der längste verbundene Straßen- und Eisenbahntunnel der Welt sein. Schweden rückt damit einen Schritt näher an den europäischen Kontinent heran. Die Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Schwedischen Handelskammer zeichnen eine teilweise neue Transportkarte, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen bietet.
Karsten Keller, CFO bei DB Schenker Europe sieht die Möglichkeiten:
„Der geplante Fehmarnbelt-Tunnel wird Menschen und Kulturen noch enger miteinander verbinden. Für DB Schenker stellt die Verbindung eine Ergänzung zum bestehenden Fährverkehr dar, die es uns ermöglicht, unsere Märkte und unseren Warenverkehr effizient und flexibel zu gestalten und neue Möglichkeiten zu erschließen. Bis zur Fertigstellung des Tunnels haben wir ausreichend Zeit, uns darauf vorzubereiten, wobei die Anpassungen der Fahrpläne relativ kurzfristig möglich sind.“
„Für DB Schenker stellt die Verbindung eine Ergänzung zum bestehenden Fährverkehr dar, die es uns ermöglicht, unsere Märkte und unseren Warenverkehr effizient und flexibel zu gestalten.“
Mikko Juelich, Trade Director Germany bei Stena Line glaubt, dass fahrerlose Gütertransporte steigen werden:
„Wir bei Stena Line schätzen den Wettbewerb innerhalb eines fairen und gleichberechtigten Rahmens. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, unser Unternehmen auf den zukünftigen engeren Wettbewerb vorzubereiten, und wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem starken Kundenangebot erfolgreich sein werden. Hervorragende Beispiele für unsere Strategie sind die Verbindungen Rostock–Trelleborg und Kiel–Göteborg – hochfrequente, effiziente und flexible Strecken, die den zukünftigen Transportherausforderungen gerecht werden können. Wir bieten beispielsweise eine große Kapazität für fahrerlose Transporteinheiten bei Fahrermangel, den direkten und intermodalen Schienenverkehr als Ergänzung zu den Gleiswegen an Land. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, hohe und schwere Lasten zu transportieren, die die Gewichtvorschriften für feste Verbindungsstrecken überschreiten.“
„Wir bieten beispielsweise eine große Kapazität für fahrerlose Transporteinheiten bei Fahrermangel, den direkten und intermodalen Schienenverkehr als Ergänzung zu den Gleiswegen an Land.“
Jörgen Nilsson, Geschäftsführer der Trelleborg Hamn AB, sieht weiterhin einen großen Bedarf an Transporten von Trelleborg in östliche Richtung:
„Unserer Einschätzung nach wird dies nicht unser Unternehmen und dessen Entwicklung in den nächsten 30 Jahren beeinträchtigen. Die fehlende Infrastruktur, Marktbedürfnisse und die Logistikströme im Allgemeinen bedeuten, dass der Markt für die Verbindung weitgehend derjenige sein wird, der derzeit die Verbindung Rødby–Puttgarden bedient. Wir bemühen uns bereits jetzt um die Optimierung unseres Betriebs und prüfen, wie wir weiterhin der größte grüne Knotenpunkt zwischen Skandinavien und Europa sein können. 75 Prozent unseres Geschäftes bestehen heute aus Transporten von Rostock in Richtung Osten, und in fünf Jahren erwarten wir, dass es etwa 85 Prozent sein werden, vor allem im Hinblick auf die künftigen Logistikströme in ganz Europa.“
„Die fehlende Infrastruktur, Marktbedürfnisse und die Logistikströme im Allgemeinen bedeuten, dass der Markt für die Verbindung weitgehend derjenige sein wird, der derzeit die Verbindung Rødby–Puttgarden bedient.“
Joreon Hempelmann, Geschäftsführer von SmartChain Logistics Nordics AB, Teil der deutschen Robert Kukla Spedition, sieht in der neuen Verbindung mehrere Gewinner: die Region, die Warenbesitzer und die Umwelt:
„2029 wird ein spannendes Jahr! Die Verbindung wird eine größere Kapazität und kürzere Durchlaufzeiten für die Warenströme von und nach Norddeutschland über Dänemark nach Schweden bringen, vor allem für den Zugverkehr. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach einer Kapazitätserhöherung und der Nutzen für die Umwelt erheblich sein wird. Wir von SmartChain Logistics freuen uns über die neuen Transport- und Logistikmöglichkeiten, die sich durch die neue Verbindung ergeben. Insbesondere für Warenbesitzer wird dies interessant werden. Wir arbeiten bereits seit langem im Bereich des Schienengüterverkehr. ‚Von der Straße auf intermodal‘ ist eine Unternehmensinitiative, in der wir alle intermodalen Lösungen wie Containerverkehre über den Kurzstreckenseeverkehr und Container/Trucks auf der Schiene fördern. An dem Tag, an dem der erste Zug auf der neuen Strecke fährt, werden die Region, die Güterbesitzer und die Umwelt Gewinner sein.“
„An dem Tag, an dem der erste Zug auf der neuen Strecke fährt, werden die Region, die Güterbesitzer und die Umwelt Gewinner sein.“
Jerry Lindestam, Head of DB Cargo Full Load Solutions, Nordics, begrüßt den Ausbau der Schieneninfrastruktur:
„Heute arbeiten wir im Schienenverkehr von und nach Skandinavien. Unser Bereich ist Teil von DB-Cargo, dem größten Bahnbetreiber in Europa, der sich ständig auf die Entwicklung seines Netzes konzentriert. Wir sehen den Schienenverkehr als einen wichtigen Teil des Erfolgs der Verkehrswende. Schließlich handelt es sich um einen grünen Verkehrsträger, der bereits existiert. Diese Investitionen in die Infrastruktur können mehr Kapazität bieten und auch die Qualität und Zuverlässigkeit verbessern.“
„Wir sehen den Schienenverkehr als einen wichtigen Teil des Erfolgs der Verkehrswende.“
Die positiven deutsch-dänischen Investitionen in die Infrastruktur schaffen aber auch einen Bedarf an verstärkten Maßnahmen auf schwedischer Seite, der nach Ansicht vieler nicht ernst genommen wird. So ist Swerig, die Branchensorganisation der Bahnindustrie, besorgt über die unzureichenden Vorbereitungen Schwedens auf die Eröffnung des Fehmarnbelts. Der Schienenverkehr sei in den letzten 30 Jahren erheblich gestiegen und werde voraussichtlich weiter wachsen. Doch die Kapazität des Schienennetzes hat sich nicht in gleichem Maße entwickelt. Wenn die neue Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland eröffnet wird, werde die Nachfrage nach Schienentransporten in Schweden die verfügbaren Kapazitäten übersteigen – sowohl in Südschweden als auch nördlicher im Land, so Swerig, ebenfalls Mitglied der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.
„Wenn die neue Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland eröffnet wird, wird die Nachfrage nach Schienentransporten in Schweden die verfügbaren Kapazitäten übersteigen.“