
Hubert Fromlet. Foto: Magnus Hjalmarson Neideman/SvD/TT
Schwedens Haushalt im Zeichen der Hoffnung
22.09.2025
Am 22. September präsentierte die schwedische Regierung ihren Haushaltsentwurf und die Makroprognose für 2026. An Optimismus mangelt es nicht. Schließlich soll die Finanzpolitik deutlich expansiver werden, was in erster Linie den seit etlichen Jahren gebeutelten privaten Haushalten zugutekommen soll. Die Maßnahmen sind auch im Licht der bevorstehenden Parlamentswahlen zu sehen, meint Prof. Hubert Fromlet, Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.
Insgesamt wird für 2026 offiziell mit einem Wachstum des BIP von 3,1 Prozent gerechnet – nach einem bescheidenen Plus von 0,9 Prozent in 2025. Ein derart beachtlicher Anstieg des BIP von über 3 Prozent im nächsten Jahr setzt sicherlich erfüllte Hoffnungen sowohl außerhalb als auch innerhalb Schwedens voraus.
„Ein derart beachtlicher Anstieg des BIP von über 3 Prozent im nächsten Jahr setzt sicherlich erfüllte Hoffnungen sowohl außerhalb als auch innerhalb Schwedens voraus.“
Das heißt zum einen, dass sich die kritische internationale Großwetterlage nicht weiter spürbar verschlechtern darf. Zum anderen ist vonnöten, dass viele schwedische Haushalte wieder optimistischer in die Zukunft schauen und mehr Konsum wagen.
Realistische Hoffnungen?
Zur Verbesserung der Konsumlaune will die schwedische Regierung fast 50 Milliarden Kronen (ca. 4,5 Milliarden Euro) – d.h. cirka 0,7 Prozent des BIP – mittels Steuer- und Abgabenerleichterungen einsetzen („Schweden zieht Spendierhosen“ an vom 02.09.2025). Nach Angaben der Regierung sollen vor allem die niedrigeren Einkommensempfänger von den direkten und indirekten Steuersenkungen profitieren. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass die Halbierung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel zeitlich begrenzt ist (von April 2026 bis Dezember 2027).
Weitere 9 Milliarden Kronen (ca. 810 Millionen Euro) sollen in den Unternehmensbereich fließen – nicht gerade großzügig. Hierbei dreht es sich vor allem um temporär reduzierte Arbeitgeberbeiträge für Jugendliche und Steuererleichterungen für kleinere Unternehmen. Darüber hinaus sind im Budget insgesamt 10 Milliarden Kronen (ca. 900 Millionen Euro) für Investitionen in das Schul- und Gesundheitswesen vorgesehen. Aber auch Schweden hat relativ ehrgeizige Pläne zur Verbesserung von Verteidigung und Infrastruktur außerhalb der hier diskutierten Haushaltsplanungen.
„Offensichtlich soll der private Konsum nach den Plänen der Regierung in absehbarer Zeit als Konjunkturlokomotive fungieren.“
Offensichtlich erhofft sich die bürgerliche Regierung zusammen mit ihrer budgetpolitischen Stützpartei – den „Schwedendemokraten“ (SD) – dass die geplante Steuer- und Abgabenstimulanz für die privaten Haushalte wirklich in den privaten Konsum geht und nicht – oder nur sehr beschränkt – in erhöhtes Sparen. Das sind nun mal die beiden Alternativen für die Verwendung der kommenden Einkommensverbesserungen, in hohem Maße eine Funktion psychologischer Faktoren auf mikro- und makroökonomischer Ebene („Wieviel wollen Schwedens Haushalte konsumieren?“ vom 12.09.2025).
Über 3 Prozent Wachstum in 2026 – schon sehr optimistisch
Abschließend sollten auch einige Zahlen der aktuellen Makroprognose der schwedischen Regierung präsentiert werden. Dabei fallen vor allem folgende Indikatoren besonders auf:
Eckwerte der offiziellen schwedischen Makroprognose (September 2025):
2025 | 2026 | 2027 | |
BIP (Veränderung in %) | +0,9 | +3,1 | +2,6 |
Privater Konsum (Veränderung in %) | +0,9 | +3,5 | +3,0 |
Öffentlicher Konsum (Veränderung in %) | +0,5 | +1,9 | -0,2 |
Bruttoinvestitionen (Veränderung in %) | -2,1 | +5,0 | +3,7 |
Exporte (Veränderung in %) | +3,9 | +2,6 | +3,9 |
Importe (Veränderung in %) | +1,7 | +3,3 | +3,6 |
Arbeitslosigkeit (in %) | 8,7 | 8,3 | 7,8 |
Inflation (in %) | 0,7 | 0,6 | 2,0 |
Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) | 35,1 | 35,8 | 36,8 |
BIP-Wachstum in Euroland | 1,2 | 1,0 | 1,4 |
Fazit: Offensichtlich soll der private Konsum nach den Plänen der Regierung in absehbarer Zeit als Konjunkturlokomotive fungieren. Hier könnten verbesserte Exportchancen für eine Vielzahl konsumnaher deutscher Unternehmen liegen. Relativ stark scheinen sich auch die schwedischen Exporte aufgrund guter Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten auszunehmen.
Insgesamt dürfte sich die schwedische Wirtschaft auch zukünftig mit guter makroökonomischer Balance offenbaren. Auch die öffentliche Verschuldung sieht weiterhin stabil aus. Allerdings bereitet die relativ hohe Arbeitslosigkeit nach wie vor erhebliche Sorgen.
Trotz des optimistischen Gesamteindrucks für 2026 sollte nicht übersehen werden, dass noch immer erhebliche internationale Risiken bestehen und die finanziellen Erleichterungen für die schwedischen Haushalte trotz offensichtlicher Lichtblicke noch nicht in trockenen Konsumtüchern sind.
„In unsicheren Zeiten steht Sparen immer verstärkt in Konkurrenz zum Konsum.“
In unsicheren Zeiten steht Sparen immer verstärkt in Konkurrenz zum Konsum. Hier finden sich die zwei hauptsächlichen Risikofaktoren für die optimistische Regierungsprognose.
Hubert Fromlet
Kontakt
