
Rebelle bringt Luxus-Secondhand-Mode an die Stockholmer Börse
03.03.2022
Die deutsche Online-Plattform Rebelle ist ein digitaler Marktplatz für den Handel mit gebrauchter Designermode und Accessoires. Ende Februar wurde Rebelle an der Stockholmer Börse notiert.
Die beiden Gründer der Hamburger StyleRemains GmbH, CEO Max Schönemann und Head of Communications Cécile Wickmann, die hinter dem E-Commerce-Store Rebelle.com stehen, waren gerade in Stockholm, um die Glocke an der Stockholmer Börse zu läuten. Es ist das erste Mal, dass ein deutsches Unternehmen in die First North-Liste aufgenommen wurde. Cécile Wickmann erklärt, wie die Idee hinter dem Konzept entstanden ist und warum man sich für eine Notierung an der Stockholmer Börse entschieden hat.
Das in Hamburg ansässige Unternehmen Rebelle wurde gerade an der Stockholmer Börse am First North Growth Market notiert. Warum haben Sie diesen Schritt getan?
Cécile Wickmann: Wir haben mit Rebelle in den letzten Jahren dazu beigetragen den Fashion Re-Sale-Markt in Europa zu digitalisieren und auf eine neue Ebene zu heben. Der Börsengang ist ein wichtiger Schritt, um unser Unternehmen auf europäischer Ebene weiter zu skalieren. Das insgesamt hohe und stetig wachsende Interesse an nachhaltigen Investments, der hohe Digitalisierungsgrad, sowie das designaffine Umfeld in Skandinavien machen den Nasdaq First North Growth Market in Stockholm zu einem großartigen Ort für unseren IPO.
Was macht Rebelle im Vergleich zu anderen digitalen Marktplätzen für Secondhand-Mode so einzigartig?
Als “Managed Marketplace” bietet Rebelle Verkäuferinnen von Secondhand-Designermode einen bequemen und zeitsparenden Verkaufs-Service: Vom Erstellen professionellen Text- und Bildmaterials bis hin zu Verpackung, Versand, Lagerung und Zahlungsabwicklung übernehmen wir den gesamten Verkaufsprozess.
„Käuferinnen bietet Rebelle eine große Auswahl an Produkten der führenden Designermarken sowie eine high-end Shopping-Experience.“
Käuferinnen bietet Rebelle eine große Auswahl an Produkten der führenden Designermarken sowie eine high-end Shopping-Experience. Kern der Rebelle-DNA ist eine strenge Echtheits- und Qualitätsprüfung aller Designerstücke.
Als reiner Online-Player setzen wir auf ein skalierbares und Kapital schonendes Marktplatz-Modell ohne eigenes Inventar. Starke KPIs und eine stetig wachsende Kundenzahl von loyalen Käuferinnen und Verkäuferinnen stärken die Marke weiter.
Sie haben Rebelle im Jahr 2013 gegründet. Wie sind Sie auf die Geschäftsidee gekommen?
Die Idee ist mir gekommen, als ich den Keller meiner Eltern von meinen dort – während des Studiums – eingelagerten einst geliebten Kleidern befreien sollte. Ich hatte gerade einen neuen Job angefangen und der Verkauf auf dem Flohmarkt oder über bestehende Online-Portale war mir zu aufwändig und zeitintensiv. Bei der Recherche im Internet habe ich keinen adäquaten Verkaufsservice gefunden, der Privatkunden dabei hilft, gut erhaltene Kleidungsstücke komfortabel zu Geld zu machen und sie gleichzeitig bei einem nachhaltigen und verantwortungsvollen Fashion-Konsum unterstützt.
Ich habe sofort eine Geschäftsidee darin gesehen. Zusammen mit meinem Kollegen Max Schönmann gründeten wir im März 2013 die StyleRemains GmbH und launchten im selben Sommer Rebelle.com.
Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur tragen wir ein Kleidungsstück im Durchschnitt sieben Mal, bevor wir es wegwerfen. Der Textilverbrauch hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen und bleibt auf einem konstant hohen Niveau, während die Preise sinken. Dies ist kein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Maßnahmen, um diesen Trend zu ändern?
Die Fashionindustrie ist eine der schmutzigsten Branchen der Welt. Das kommt langsam auch bei den Konsumenten an. Insbesondere die jungen Generationen verlangen immer stärker nach nachhaltigeren Produkten und Services. Durch den Wiederverkauf ehemaliger Lieblingsstücke verlängern wir die Lebensdauer und sparen so Wasser, Energie und reduzieren Treibhausgase, die bei der Produktion von Neuware entstehen.
Wir möchten Konsumentinnen und Konsumenten ermutigen, von Anfang an bewusste Kaufentscheidungen zu tätigen und lieber in weniger, dafür aber in hochwertige Artikel und Marken zu investieren. Denn diese büßen im Laufe der Zeit wenig an Qualität und Wert ein, während sich der Geschmack oder die Größe manchmal verändert. So ist das Thema Re-Sale ein wichtiger und nachhaltiger Faktor geworden, wenn es um Kreislaufwirtschaft in der Mode geht.
Sie sind bisher erfolgreich in Deutschland aktiv. Können Sie den deutschen Markt für Secondhand-Mode beschreiben und welche Strategie verfolgen Sie, um die schwedischen Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewinnen?
Der deutsche Markt war bis vor einigen Jahren sehr stark durch offline Secondhand-Shops geprägt. Online-Angebote außerhalb von Ebay gab es kaum. Das hat sich heute massiv geändert. Einen ähnlichen Trend sehen wir dabei überall auf der Welt. Rebelle’s Kernmarkt ist die Europäische Union. Wir sehen, dass sich unsere beliebtesten Marken wie Chanel, Gucci, Louis Vuitton, Hermès oder Prada überall einer ähnlich großen Beliebtheit erfreuen – natürlich mit leichten regionalen Unterschieden. In Skandinavien sehen wir ein hohes Maß an Design-Affinität. Dem möchten wir mit unserem Angebot natürlich Rechnung tragen. Darüber hinaus sprechen wir von der schwedischen Kundin als Teil einer sehr aufgeklärten und nachhaltigkeitsbewussten Zielgruppe. Das macht keine große Aufklärung mehr nötig, wenn es um das Thema Circular Economy geht.
Frau Wickmann, wir danken Ihnen für das Gespräch!