
v.l.n.r.: Siegfried Russwurm, Jacob Wallenberg, Ulf Kristersson, Therese Larsson Hultin

Ministerpräsident Ulf Kristersson

Ulf Kristersson, Therese Larsson Hultin


Prof. Dr.-Ing. Siegfried Russwurm

Jacob Wallenberg, Ulf Kristersson


Ulf Kristersson, Jan Brockmann

Ulf Kristersson, Ralph-Georg Tischer, Geschäftsführer der Deutsch-Schwedischen Handelskammer
Ministerpräsident Ulf Kristersson: „Kein Zufall, dass Deutschland und Schweden in Schicksalsfragen gemeinsam an vorderster Front stehen“
08.05.2023
Auf der Jahrestagung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer am 4. Mai sprach Ministerpräsident Ulf Kristersson über ein grüneres, sichereres und freieres Europa. Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion mit dem BDI-Präsidenten Siegfried Russwurm und Jacob Wallenberg, dem Vorsitzenden von Investor AB, bei der es um die Wettbewerbsfähigkeit Europas ging.
Kristersson hob in seiner Rede die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Schweden hervor, die bis ins Mittelalter zurückreichten und heute stärker und wichtiger denn je seien.
„Dank eines dynamischen Handelsaustauschs und erstklassigen Innovationen haben Schweden und Deutschland Marktwirtschaften entwickelt, die weltweit Vorbildcharakter haben.“
„Die Handelsbeziehungen zwischen unseren Ländern reichen mehrere hundert Jahre zurück und haben stets gezeigt, dass das Prinzip der Freizügigkeit, das Leben unserer Bürgerinnen und Bürger verbessert. Dank eines dynamischen Handelsaustauschs und erstklassigen Innovationen haben Schweden und Deutschland Marktwirtschaften entwickelt, die weltweit Vorbildcharakter haben. Es ist daher kein Zufall, dass wir in Schicksalsfragen, wie den geopolitischen Herausforderungen, der Klimakrise und der digitalen Transformation, gemeinsam an vorderster Front stehen", sagte Kristersson.
Kristersson betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit in unsicheren Zeiten. China und Russland hätten imperialistische Bestrebungen, und Europa müsse Widerstandskraft und Einigkeit zeigen. Neue Geschäftsmöglichkeiten würden aber auch mit neuen Risiken einhergehen.
Europa sollte daher den freien Dienstleistungsverkehr verbessern und sich auf eine hervorragende, grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Unternehmen konzentrieren. Viele deutsch-schwedische Joint Ventures seien hierfür gute Beispiele. Er versicherte auch, dass Schweden die Ukraine so lange wie nötig unterstützen werde.
Europas Wettbewerbsfähigkeit wieder auf der politischen Agenda
An der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Therese Larsson Hultin von der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet moderiert wurde, nahmen auch Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), und Jacob Wallenberg, Vorsitzender der Investor AB, teil.
Kristersson betonte, dass die Wettbewerbsfähigkeit Europas während der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft ganz oben auf der politischen Agenda stünde, was auch von den Podiumsteilnehmenden begrüßt wurde.
Das europäische Krisenmanagement, geprägt durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine, habe sich in den vergangenen Jahren zwar als erfolgreich erwiesen, jetzt wäre es aber wichtig, in die Zukunft zu blicken und eine weitere Fragmentierung zu verhindern.
„Für mich ist die aktuelle Entwicklung ein Weckruf, wir müssen in Europa deutlich mehr in Bildung und Forschung investieren.“
„Wir müssen einsehen, dass der globale Wettbewerb ein Phänomen ist, das uns auch in Zukunft beschäftigen wird. Wenn Europa nicht aufpasst, werden die USA und China weiter davonziehen. Für mich ist die aktuelle Entwicklung ein Weckruf, wir müssen in Europa deutlich mehr in Bildung und Forschung investieren, nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Innerstaatliche Schwellenwerte müssen abgebaut werden, wir stehen im Wettbewerb mit riesigen Märkten“, so Siegfried Russwurm.
Jacob Wallenberg stimmte dem zu:
„Die Wirtschaft muss Führung übernehmen, wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch wir ausdrücklich auf Unterstützung seitens der Politik angewiesen sind. Im letzten Wahlkampf hat sich keine Partei getraut, klar zu formulieren, wie innovative Unternehmen in Schweden gefördert werden können, weil das nicht zu mehr Stimmen an den Wahlurnen führt. Und dass, obwohl die Unternehmen den Löwenanteil der staatlichen Steuereinnahmen sichern. Politik und Wirtschaft müssen an einem Strang ziehen, damit wir nicht den Anschluss verlieren.“
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass Europa dem US-Klimaschutzprogramm IRA, das darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und industrielle Produktivität der USA zu steigern, folgen sollte. Ein positiver Aspekt sei, dass die USA zeigten, dass der Klimawandel ein zentrales Thema für das Land ist, aber Europa müsse alles in seiner Macht stehende tun, um zu verhindern, dass immer mehr europäische Unternehmen sich dort, anstatt im eigenen Land, ansiedelten und investierten.
Der Handel mit China werde weitergehen, da die Alternative, keinen Handel zu treiben, die Schlechtere sei, es müsse aber einen größeren europäischen Konsens darüber geben, wo Grenzen gezogen werden müssten.
Neuer Präsident gewählt
Die Mitgliederversammlung wählte Jan Brockmann, CEO der Bosch Home Comfort Group, zum neuen Präsidenten. Er folgt auf Staffan Bohman, der das Amt nach sechs Jahren übergibt. Von der Bühne aus, ließ Brockmann das Publikum im vollbesetzten Saal an seinen Gefühlen teilhaben.
„Das ist eine ehrenvolle Aufgabe, die ich mit großem Vertrauen annehme. Die deutsch-schwedischen Beziehungen sind stark, und ich freue mich darauf, den von meinem Vorgänger eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Dementsprechend soll die Kammer auch zukünftig bei Investitionen im Bereich künstliche Intelligenz und der Förderung unserer Sprachinitiative 'Deutsch - Ditt Val' an der Spitze stehen. Ich hoffe, dass ich unter meiner Führung das Beste aus der deutschen und schwedischen Geschäftskultur vereinen kann", sagte Brockmann.