Zugschienen

Foto: Steve Garfield/Flickr.com

Einsteigen bitte: Investitionen ins Schienennetz

07.10.2016

Wer in Schweden in nächster Zeit mit der Bahn unterwegs ist, könnte neben einem gültigen Fahrschein vor allem eines brauchen: Geduld. Wie der schwedische Fernsehsender SVT berichtet, müssen Bahnreisende in Zukunft vermehrt mit Verspätungen und Ausfällen rechnen. Schuld daran ist das marode Schienennetz, dessen versäumte Instandhaltung sich nun bemerkbar macht. Es stehen Investitionen in Milliardenhöhe auf dem Plan.

Innerhalb Schwedens werden 68 Prozent der Langstreckenfahrten mit dem Pkw absolviert. Eine umweltfreundliche Alternative dazu stellt Reisen mit dem Zug dar. Diese Transportmöglichkeit wird jedoch lediglich für 11 Prozent der Langstreckenreisen genutzt. Den Anteil gilt es zu erhöhen, damit Schweden seine langfristigen Klimaziele erreichen kann.

Witterungsbedingte Schäden an Gleisen, Weichen und Oberleitungen haben jedoch dazu geführt, dass die Züge stellenweise nur noch mit verlangsamter Geschwindigkeit fahren können. Insgesamt 69 (Teil-)Strecken sind laut der schwedischen Verkehrsbehörde Trafikverket betroffen. Bei zahlreichen Eisenbahnbrücken gibt es zudem Tragfähigkeitsprobleme. Züge ab einem bestimmten Gewicht dürfen auf den entsprechenden Strecken dann gar nicht mehr verkehren.

Millionen für Sanierung

Die schwedische Regierung kündigte schnelle Hilfe an. Mehrere Millionen Euro werden in den kommenden Jahren in eine umfangreiche Sanierung des Schienennetzes investiert. Wie Finanzministerin Magdalena Andersson bekannt gab, sollen für Wartung und Erneuerung ab sofort jedes Jahr 132 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, 66 Millionen Euro sogar noch bis Ende diesen Jahres.

Neben der Instandhaltung des bestehenden Netzes stehen aber auch dessen Ausbau und grundlegende Modernisierung auf der Agenda, die eine Stärkung des gesamten öffentlichen Nahverkehrs vorsieht. Bereits im April 2014 hat die schwedische Regierung einen multimodalen Masterplan, den sogenannten Nationalen Transportplan (NTP), vorgestellt. Dieser beinhaltet alle wichtigen Vorhaben, die bis 2025 für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Angriff genommen werden sollen. Umgerechnet 57,4 Milliarden Euro will sich der schwedische Staat dies in den nächsten 10 Jahren kosten lassen.

Ausschreibungen online

Für den Aufbau eines europaweit einheitlichen Zugmanagementsystem (ERTMS) ist geplant, im ganzen Land neue Unterwerke und Basisstationen zu errichten, Stellwerke und Steuerzentralen auszubauen sowie jährlich 100 bis 200 Weichen auszutauschen. Zusätzlich zur Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung soll das vorhandene Schienennetz ausgebaut und um mehrere neue Strecken erweitert werden.

Zu diesem Zweck schreibt der schwedische Staat jährlich zahlreiche neue Aufträge aus. Die Vergabe der Verträge erfolgt wiederum durch Trafikverket. Ein Beispiel ist das Großprojekt „Västlänken“ in Göteborg, ein Zugtunnel mit drei neuen Stationen unter der Innenstadt. Die Vorbereitungen für den 2018 geplanten Baustart laufen bereits auf Hochtouren. Bauunternehmen aus der ganzen Welt können sich für die Umsetzung des Vorhabens auf der Internetseite der Verkehrsbehörde bewerben.

Hochgeschwindigkeitsstrecken in Planung

Doch auch in Stockholm wird gebaut. Das deutsche Bauunternehmen Züblin beteiligt sich beispielsweise an der Fertigstellung der neuen Citybahn, einem 6 km langen S-Bahntunnel durch die Innenstadt, der im kommenden Jahr eingeweiht werden soll.

Eines der aktuell umfangreichsten Bauvorhaben in Schweden stellt jedoch die Erweiterung des Schienennetzes um neue Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Stockholm und Göteborg sowie Stockholm und Malmö dar. Aufgrund der Größenordnung des Projekts wird es in mehreren Teilabschnitten geplant und gebaut.

Auf der Teilstrecke zwischen Göteborg und Borås sollen die Bauarbeiten im Jahr 2020 beginnen. Für den Streckenabschnitt zwischen Järna und Linköping, auch „Ostlänken“ genannt, laufen die Vorbereitungen gerade an. Hierfür sucht Trafikverket aktuell nach Zulieferern sowie Dienstleistern verschiedenster Bereiche und vergibt Aufträge an externe Bauunternehmen. Insgesamt über 40 Aufträge hat die Verkehrsbehörde momentan online ausgeschrieben, weitaus mehr sollen noch folgen.