Bauarbeiter auf einer Baustelle in Kalmar

Foto: Sofia Sabel/imagebank.sweden.se

Schwedischer Ausschreibungsmarkt: Potenzial für deutsche Unternehmen

30.03.2016

Die öffentliche Hand in Schweden veröffentlicht jedes Jahr rund 20.000 Ausschreibungen im Wert von umgerechnet bis zu 65 Milliarden Euro. Der vom Volumen her größte Auftraggeber ist dabei die nationale Verkehrsbehörde Trafikverket.

War es in der Vergangenheit schwer für ausländische Anbieter, ins Geschäft zu kommen, ist man jetzt bemüht, den internationalen Wettbewerb zu erhöhen. Das schwedische Trafikverket organisierte beispielsweise auf der internationalen Schienenverkehrsmesse Elmia Nordic Rail in Jönköping 2013 ein Treffen mit potenziellen Zulieferern für große Infrastrukturprojekte.

Auch die Stadtverwaltung Stockholm will für frischen Wind im Ausschreibungsprozess sorgen und organisiert Informationstreffen im Ausland, um so neue Baupartner zu gewinnen. Mehrere ausländische Bieter sind in den vergangenen Jahren in Schweden zum Zuge gekommen, so auch die deutschen Bauunternehmen Züblin (Citybanan Stockholm) und Bilfinger Berger (neue Brücke über den Svinesund zwischen Schweden und Norwegen).

Preis dominierendes Kriterium

„Der Preis ist bei den meisten Vergabeentscheidungen ein sehr wichtiges, wenn auch nicht das allein entscheidende Kriterium“, erklärt Stefan Holm, Experte für Wirtschaftspolitik beim Arbeitgeberverband der schwedischen Dienstleistungsunternehmen, Almega. Es gibt aber auch Vergabesituationen, in denen die Käufer Preiswettbewerbe ausschließen wollen. Dann legt der Käufer einen Preis fest und bittet potenzielle Anbieter um Angebote, was sie zu diesem Preis liefern können. Das ist gängige Praxis im Bausektor.

Eine Sonderrolle spielt das Gesundheitswesen, das nicht dem Vergaberecht unterliegt. Hier haben Auftraggeber Entscheidungsfreiheiten. Bei Gesundheits- und Sozialdiensten entscheidet die Qualität, es gelten feste Stundenpreise.

Mehr Möglichkeiten durch neue EU-Vergaberichtlinien

Mit der Umsetzung der neuen EU-Vergaberichtlinien werden voraussichtlich Anfang des Jahres 2017 in Schweden drei neue Ausschreibungsgesetze in Kraft treten. Neben vielen Änderungen grundsätzlicher Art sind einige auch konkret in der Praxis für öffentliche Auftraggeber wichtig, wie beispielsweise dynamische Einkaufssysteme, mehr Möglichkeiten für Verhandlungen oder die stärkere Regulierung von Konzessionen.

Allerdings läuft die Frist zur Implementierung in nationales Recht bereits Ende April 2016 ab. Danach erlangen die Richtlinien unmittelbare Wirkung. Private Dritte, insbesondere sich benachteiligt fühlende Bieter, können sich dann vor schwedischen Gerichten und Behörden auf Richtlinienvorschriften berufen, die sie begünstigen.

Soziale und ökologische Ziele werden wichtiger

Die Regierung in Stockholm erarbeitet derzeit eine nationale Beschaffungsstrategie, die dazu beitragen soll, soziale und ökologische Innovationsziele des Landes besser zu erreichen. So wird unter anderem darüber diskutiert, ob sich öffentliche Ausschreibungen künftig stärker auf die Funktion von Produkten beziehen sollen, anstatt konkrete Waren und Dienstleistungen zu benennen. Statt „Lärmschutzwand“ könnte eine kommunale Beschaffungsmaßnahme auch „Reduzierung der Anwohner-Lärmbelastung auf maximal x Dezibel“ lauten, wodurch sich neue Chancen für technologische Innovationen eröffnen können.

 

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