Julmarknad i München

Foto: Daniel Sessler / Unsplash

Die Schweden finden langsam den Weg zurück nach Deutschland

22.11.2022

Während der deutsche Tourismus in Schweden im Wesentlichen wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hat, verläuft die Erholung in der anderen Richtung langsamer. Deutschland wird jedoch als zuverlässiges und sicheres Reiseziel angesehen, was sich auf die Besucherzahlen positiv auswirken könnte. 

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden ist die Zahl der schwedischen Übernachtungen in Deutschland im Zeitraum Januar-August 2022 um rund 30 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 zurückgegangen. 

In den ersten acht Monaten des Jahres wurden rund 879.000 schwedische Gästeübernachtungen in Deutschland gezählt, im Vergleich zu 1.265.000 Gästeübernachtungen im gleichen Zeitraum des Jahres 2019. Andererseits gab es einen starken Anstieg 2022 – ganze 360 Prozent – im Vergleich zu Januar-August 2021, als die Reisebeschränkungen aufgrund der Coronapandemie in Deutschland umfangreicher waren als in Schweden und das Reisen begrenzten. 

Auswirkungen der Coronapandemie

Laut Iris Müller, Leiterin des Stockholm-Büros der Deutschen Zentrale für Tourismus, ist der starke Rückgang eindeutig auf die Pandemie zurückzuführen. Sie schätzt, dass die Zahlen für 2022 bei rund 1.200.000 schwedischen Übernachtungen in Deutschland liegen werden, was einem jährlichen Minus von rund 30 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Die Prognose setzt jedoch voraus, dass die Weihnachtsmärkte wie geplant durchgeführt werden können. 

„Die Gründe sind eindeutig, warum die Schwedinnen und Schweden ab März 2019 nicht mehr so oft nach Deutschland gefahren sind. Die Beschränkungen waren weitreichend, auch weil Schweden als Hochrisikogebiet definiert wurde und bei der Einreise nach Deutschland deshalb eine Quarantänepflicht bestand. Außerdem wurden kurzfristig neue Beschränkungen eingeführt, so dass viele schwedische Reisende nicht genau wussten, was für sie gelte, wenn sie ihre Reise antreten würden. Viele entschieden sich daher eher dafür, zu Hause zu bleiben. Darüber hinaus waren viele Hotels und Restaurants für mehrere Monate komplett geschlossen. Schweden hingegen erschien vielen als beliebtes Reiseziel, da es dort nur wenige Beschränkungen gab, man keinen Mundschutz tragen musste und so weiter.“

Künftige Trends

Birgitta Kjellander ist CEO von BK Travel Solutions, einem schwedischen Unternehmen, das maßgeschneiderte Reisen und Veranstaltungen für Unternehmen und Verbände anbietet. Sie stellt ein wachsendes Interesse an Reisezielen in Deutschland fest, was daran liegt, dass immer mehr Kundinnen und Kunden nach Reisezielen suchen, die nicht allzu weit entfernt liegen. 

„Die Nachfrage nach Reisen mit dem Reisebus hat zugenommen. Bahnreisen werden zwar häufig nachgefragt, aber letztlich nur selten gebucht, weil sie weniger flexibel sind als Busreisen. Die Nachfrage nach Flugreisen ist nach wie vor hoch, vor allem wenn die Kundschaft aus Großstädten und aus Mittel- oder Nordschweden kommt und wenn die Gruppe groß ist oder wenig Zeit hat.“

Birgitta Kjellander zufolge wählen die Unternehmen oft Ziele, die nicht mehr als eine Stunde von einem per Direktflug zu erreichenden Flughafen entfernt sind, wie München, Frankfurt und teilweise Berlin. 

Kulturgruppen sind flexibler als Unternehmen und bewegen sich oft abseits ausgetretener Pfade. Für Kunst- und Musikfans organisiert BK Travel Solutions Reisen in alle Teile des Landes. Kunden, die sich für Wein, Bier und Gastronomie interessieren, wählen auch gerne Reiseziele, die neu und ein wenig anders sind: „Deutschland wird weiterhin als zuverlässig, sicher und erschwinglich wahrgenommen, sowohl von uns als auch von unseren Kundinnen und Kunden.“

Iris Müller befürchtet für den Winter 2022 und das Frühjahr 2023 einen konjunkturbedingten Reiseschwund. Zuversichtlich stimmt sie hingegen die Entwicklung bei Privatreisen mit dem Zug. Hier ist momentan ein gutes Wachstum zu verzeichnen. 

„Zurzeit gibt es viele Möglichkeiten, nach Deutschland zu kommen, sei es mit dem Auto, dem Flugzeug oder dem Zug. Seit Januar 2022 nahmen die Buchungen über den Onlineverkauf der Deutschen Bahn mit 23,4 Prozent zu – die Zunahme durch Snälltåget nicht mal inbegriffen – was unter Umweltgesichtspunkten natürlich sehr erfreulich ist. Da es immer noch ein begrenztes Angebot an Direktverbindungen von Schweden nach Städten wie Berlin und Hamburg gibt, wird diese Zahl wahrscheinlich steigen, wenn mehr Auswahl und damit niedrigere Preise verfügbar werden.“