Der Text "Schweden unter der Lupe" vor der Skyline von Stockholm

Die schnellsten schwedischen Konjunkturindikatoren

16.06.2021

Informationen werden in Zukunft zunehmend in Echtzeit aktualisiert. Unser Senior Advisor Prof. Hubert Fromlet hat die derzeit schnellsten schwedischen Konjunkturindikatoren zusammengestellt.

In unserer schnelllebigen und unsicheren Zeit nimmt es sich sehr natürlich aus, dass Unternehmensführer, Verkäufer, Einkäufer und Finanzmarktexperten ohne – oder mit nur geringer – Verzögerung über die aktuelle Wirtschaftslage bestens informiert werden wollen.

Dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen und die Digitalisierung viele Neuerungen in der Datenbeschaffung anbieten. Offen ist jedoch, wie schnell ein derartiger Prozess mit beschleunigter Statistikproduktion über die Bühne gehen wird – und wie Fragen der persönlichen Integrität effektiv angegangen werden können.

Digitalisierung in Statistik, Analysen und Prognosen

In meinem vorigen Artikel präsentierte ich den neuen Kiel Trade Indicator (KTI) des Kieler Instituts für Weltwirtschaft bezüglich des Welthandels und 75 verschiedener Länder. Die statistische Erhebung erfolgt beim KTI in Echtzeit mit Hilfe von Big Data, Algorithmen und Künstlicher Intelligenz. Interessanterweise dienen hierbei die Schifftransportleistungen in 600 große Häfen hinein und wieder heraus als Basis für die statistischen Kalkulationen. Digitalisierung kommt schon jetzt bei statistischer Erhebung, Forschung und Analysen progressiv zum Zuge.

„Statistiken werden sich zukünftig schneller produzieren lassen.“

Dieser neuartige Ansatz wird sich in den nächsten Jahren weiterverbreiten. Dies wird zur Folge haben, dass sich Statistiken in absehbarer Zeit klar schneller produzieren lassen als dies bislang der Fall ist – auch intern zunächst in größeren Unternehmen.

Dies kann jedoch nicht ohne gründliche Qualitätskontrollen über die Bühne gehen. Bei visionärem Denken scheint sich eine neue Welt für interne Unternehmensanalysen zu öffnen, auch was betriebseigene Reaktionen auf externe (exogene) Daten und Ereignisse betrifft.

Schnell produzierte schwedische Konjunkturindikatoren

Die langsame Produktion von statistischen Daten für beispielsweise das BIP, Auftragseingänge, Industrieproduktion und Handel erschwert jedwede Konjunkturanalyse und -prognose. Daher greifen Finanzmärkte immer zielbewusster zu regelmäßigen aktuellen Umfragen, die oft höchstens zwei Wochen zurückliegen. In Schweden sind dies monatlich in erster Linie die Einkäuferindizes (PMI) und das Konjunkturbarometer des staatlichen Konjunkturinstituts (KI oder auf Englisch NIER).

Die Einkäuferindizes für die verarbeitende Industrie und den Dienstleistungssektor werden jeweils am ersten und dritten Werktag des Monats publiziert; die Zahlen sind bei Veröffentlichung nur wenige Tage alt. Allerdings wird diese Statistik oft falsch interpretiert, auch in der Presse. Jede Zahl über 50 bedeutet eine Verbesserung im Vormonatsvergleich, auch wenn es sich um einen Indexrückgang von beispielsweise 57,2 auf 54,9 handelt.

Sorgfalt bei Interpretation gefragt

Weiterhin muss eine Indexzahl von etwas unter 50 keineswegs eine Rezession bedeuten. Die Rezessionsgrenze liegt normalweise deutlich tiefer, zwischen 40 und 45, und muss von Zeit zu Zeit neu geschätzt werden (Quellen: Indizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor). Um die 200 Unternehmen nehmen jeweils an diesen beiden Umfragen teil.

Außerdem sollte die bereits früher erwähnte Barometerstatistik des KI bzw. NIER wiederholt werden, da sie Material für aktuelle Branchenanalysen liefert. Rund 5.800 Unternehmen aus verschiedenen Branchen beteiligen sich normalerweise an dieser Umfrage, die jeweils zum Monatsende veröffentlicht wird.

Trotz derzeit guter Barometerzahlen sollte nicht übersehen werden, dass Covid-19 auch in Schweden nicht endgültig besiegt ist. Die Sommerzeit und eine gute Impfrate sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor etwa ein Drittel der Bevölkerung noch ungeimpft ist und sich ohne Antikörper ihren Sommervergnügungen widmet. Vorsicht ist weiterhin die Mutter der Porzellankiste. Das schließt aber eins nicht aus: einen schönen und entspannten Sommer!

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Hubert Fromlet

Affiliierter Professor an der schwedischen Linné-Universität und Senior Advisor der Deutsch-Schwedischen Handelskammer

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