Johannes Hast, Xenia Wiedenmannot & Jannis Martin.

Foto: SolarCar/Hochschule Bochum

In 100 Tagen quer durch Europa – nur mit Solarenergie

18.07.2022

Der Weg ist das Ziel. Das ist das Motto des SolarCar-Projekts, eines solarbetriebenen Autos, mit dem die Hochschule Bochum in diesem Sommer zu einer Pionierfahrt durch Europa aufbrach: In 100 Tagen wollen die Projektteilnehmer noch 29 Länder durchqueren – nur mit Solarenergie als Treibstoff. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer traf die Gruppe während ihrer Station in Stockholm.

In Stockholm liegt Regen in der Luft, als das SolarCar durch Östermalm zum Büro der Deutsch-Schwedischen Handelskammer rollt. Das Wetter hat sich auf der Reise der Gruppe durch Schweden bisher eher von seiner launischen Seite gezeigt – dabei braucht das Projekt eigentlich möglichst viele Sonnenstunden.

„Es wechselt permanent zwischen Sonnenschein und sintflutartigem Regen“, sagen Johannes Hast, Jannis Martin und Xenia Wiedenmannott, die das SolarCar auf der aktuellen Etappe begleiten. Insgesamt 14 Studierende der Hochschule Bochum haben im Sommer die Chance, mit dem SolarCar auf verschiedenen Routen durch Europa nachhaltiges Reisen hautnah zu erleben.

Langfristiges Projekt mit klarer Zielsetzung

Die Gruppe, die ihr Fahrzeug vollständig mit Solarenergie versorgt, will auf diese Weise zeigen, dass nachhaltiges Reisen möglich ist. Das Auto, ein umgebauter Land Rover Defender 110 aus dem Jahr 2003, besteht überwiegend aus Aluminium und wiegt zusammen mit der montierten Solaranlage rund 2,3 Tonnen. Den größten Anteil des Gewichts macht die Batterie aus, die dem Fahrzeug aktuell eine Reichweite von 160 Kilometern pro Ladung ermöglicht. Sobald das neue Getriebe durch den zweiten Teil des Teams geliefert wird, sind auch Reichweite von mehr als 300 km möglich. Hinter dem alten Tankdeckel verbirgt sich nun ein Ladeanschluss – eine Lösung, die allerdings nur in Notfällen genutzt wird. Der Umbau des Fahrzeugs läuft bereits seit anderthalb Jahren und die Entwicklung solarbetriebener Fahrzeuge im Rahmen des Projekts wird auch nach dem Sommer mit neuen Lösungen und Technologien fortgesetzt.

„Allein im Bereich der Photovoltaik sind in den nächsten Jahren starke Entwicklungsschübe zu erwarten. Die Technologie steckt bisher noch in den Kinderschuhen“, sagen sie.

An dem Projekt, das seit mehr als 20 Jahren läuft, haben inzwischen über 600 Studierende teilgenommen und davon ausgehend mehrere neue Unternehmen gegründet. An der Entwicklung der solarbetriebenen Fahrzeuge sind mehrere Fachbereiche der Hochschule beteiligt, unter anderem Elektrotechnik und Informatik, Mechatronik und Maschinenbau, Gebäude- und Umwelttechnik, sowie Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung. 

„Die Idee des Projekts als Ganzes und der europäischen Reise im Besonderen ist es, Möglichkeiten für den Austausch und die Diskussion über das Konzept der Nachhaltigkeit in verschiedenen Ländern zu schaffen. Wir sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit sowohl als Konzept als auch in der Praxis von Kultur zu Kultur unterschiedlich sein kann“, sagt die Gruppe.

Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft

Das Projekt zeigt, dass es bereits heute möglich ist, weite Strecken völlig energieautark zurückzulegen. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass es noch ein großes Entwicklungspotenzial in Bereichen wie Technologie, Materialien und Effizienz gibt, weshalb neue innovative Unternehmen und Kooperationen wichtig sind, um den nachhaltigen Transport der Zukunft zu ermöglichen. Die Entwicklung von Solarzellen ist in Schweden auf dem Vormarsch, was sich deutlich in den Anfragen und Kooperationen der Unternehmen der Deutsch-Schwedischen Handelskammer widerspiegelt.

Die nächste Station der Gruppe ist am Sonntag Estland. Danach geht es Richtung Süden durch das Baltikum und Polen über Österreich und den Balkan nach Griechenland, bevor es in Richtung Norden zurück nach Bochum geht. Das SolarCar-Projekt und die Europareise der Gruppe können über die Website des Projekts verfolgt werden.