
Arbeiter in der Fabrik von Siemens & Halske in Berlin-Charlottenburg 1896.
Foto: Siemens

Bosch-Arbeiter bei der Fertigung von Batterien 1956.
Foto: Bosch

Fabrik von Electrolux in Stockholm.
Foto: Electrolux Group

Werbung für Küchengeräte von Electrolux.
Foto: Electrolux Group
Meilensteine deutsch-schwedischer Innovationen seit dem 19. Jahrhundert
Hier erfahren Sie mehr über einige Meilensteine, die die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Schweden seit Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt und die industrielle Entwicklung angekurbelt haben.
1843: Die bayerische Methode, ein haltbareres und schmackhafteres Bier zu brauen, wird von deutschen Brauereitechnikern wie Bechmann, Dölling, Hartmann, Heiss, Krönlein und Neumüller eingeführt. Einige Jahrzehnte später lassen sich schwedische Brauer in Deutschland ausbilden, während die Bierproduktion in Schweden stark ansteigt.
1856: Siemens & Halske liefert Zeigertelegrafen für neue schwedische Bahnstrecken.
1865: Alfred Nobel, Erfinder der Sprengkapsel und des Dynamits, beginnt seine internationale Karriere mit einer Nitroglyzerinfabrik in Krümmel bei Hamburg.
1869: Nach Reisen in Böhmen, Österreich und Bayern will der 25-jährige schwedische Ingenieur Oscar Fredrik Carlsson in Schweden Zuckerrübenanbau betreiben, scheitert aber. Stattdessen legt er mit der Produktion von Kunstdünger nach deutschem Vorbild durch die Firma Stockholms Superfosfat den Grundstein für die schwedische Chemieindustrie.
1877: Die Produktion des Telefons startet. Lars Magnus Ericsson repariert und fertigt in seiner Werkstatt in Stockholm Teile für Telegrafengeräte. Zuvor war er als Stipendiat in Deutschland und arbeitete für Siemens & Halske, die bereits 1848 ein Patent für ihren Zeigertelegrafen angemeldet hatten. Basierend auf der bahnbrechenden Erfindung der Epoche – dem Telefon, entwickelt vom US-Amerikaner Alexander Graham Bell und nicht patentiert – beginnt Ericsson mit der Produktion von Telefonapparaten in Schweden. 1918 fusioniert die Aktiengesellschaft L M Ericsson & Co mit der Stockholms Almänna Telefonaktiebolag (SAT), die dem Geschäftsmann Henrik Tore Cedergren gehört. Dessen Geschäftsidee lautet „ein Telefon in jedem Haushalt“.
1880: Louis Fraenkel, Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus der Nähe von Magdeburg, wird Chef der Stockholmer Handelsbank und bleibt 18 Jahre lang an deren Spitze.
1882: Der deutsche Geschäftsmann Max Sievert kommt nach Stockholm und gründet den gleichnamigen Maschinenbauer. Zusammen mit seinen Brüdern, die alle schwedische Staatsbürger werden, baut er mehrere internationale Unternehmen auf, die ihren Sitz in Schweden haben: die Muttergesellschaft AB Max Sievert, Sieverts Kabelverk und AB Alpha. Sieverts Kabelverk startet 1888 zunächst als Lieferant von deutschen Kabeln für die aufstrebende Telekommunikationsindustrie, zu der unter anderem L M Ericsson und Telegrafverket gehörten.
1884: August Palm hält einen Vortrag über Sozialismus. Mit ihm als Pionier erblickt die schwedische Sozialdemokratie auf nationaler Ebene das Licht der Welt. Palm ist Schneider von Beruf und hat seine Ideen auf Wanderreisen als Geselle, unter anderem in Deutschland, entwickelt, wo er von August Bebel lernte und auch stark von Ferdinand Lassalle beeinflusst wurde. „Erobert die Macht über das allgemeine Wahlrecht“, lautet sein Aufruf an die schwedischen Arbeiter, die nie Gewalt angewendet haben, um an die Macht zu kommen.
1888: Clemens Freiherr von Bechtholsheim erhält in Deutschland ein Patent für eine neue Milchzentrifuge mit übereinanderliegenden Tellereinsätzen, mit denen er eine Handzentrifuge nach dem „Alfa-Prinzip“ konstruiert hat. Die schwedische Firma AB Separator, die die Milchzentrifuge des schwedischen Erfinders Gustaf de Laval vertreibt, reagiert schnell auf diese Entwicklung und sichert sich ein Patent, obwohl die neue Maschine noch unfertig ist. Bereits im Frühjahr 1890 bringt AB Separator die Alfaseperatoren A1, A2 für Molkereien und die Hand-Zentrifuge Alfa Baby für Landwirte auf den Markt. Der Alfaseperator verhilft Separator zum weltweiten Erfolg. Später ändert das Unternehmen seinen Namen und ist seitdem als Alfa Laval bekannt.
1893: Der 20-jährige Josef Sachs, der später das schwedische Kaufhaus Nordiska Kompaniet (NK) gründet, übernimmt zusammen mit seinem zehn Jahre älteren Schwager Arthur Thiel das Handelsgeschäft des Kaufmanns Joseph Leja in Stockholm. Leja und Sachs sind Vertreter der vielen deutsch-jüdischen Kaufmannsdynastien, die im 19. Jahrhundert in Schweden entstehen. Weitere Beispiele sind Benedicks, Michaelson, Josephson, Lamm, Schück und Bonnier.
1898: Die Brüder Knut und Marcus Wallenberg gehören zu den ersten, die Nutzungsrechte am Dieselmotor erwerben, den der Deutsche Rudolf Diesel gerade entwickelt. Die Firma Atlas Diesel verkauft später ihre Dieselmotorensparte und setzt stattdessen unter dem Namen Atlas Copco auf Gesteinsbohrmaschinen.
1906: Fritz Beving kommt nach Norrköping, um zusammen mit seinem schwedischen Kommilitonen Arvid Bergman die Agentur Bergman och Beving zu gründen. Diese entwickelt sich in den 1980er und 90er-Jahren zu einem Börsenkometen, bevor das Unternehmen zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Addtech, Lagercrantz und B&B Tools aufgeteilt wird.
1908: Der junge Schwede Axel Wenner-Gren, der nach einem mehrjährigen Studium in Greifswald und Berlin als Verkäufer in Deutschland arbeitet, nimmt an einer Vorführung eines amerikanischen Santo-Staubsaugers teil. Er kauft 20 Prozent der Anteile des Generalvertreters und wird Chef für den deutschen Markt. Nach ein paar Jahren wird er aus dem Projekt herausgekauft und startet kurz darauf sein eigenes Unternehmen, das ab 1919 als der internationale Großkonzern Electrolux bekannt wird.
1913: Innerhalb von 20 Jahren sind die schwedischen Eisenerzexporte nach Deutschland von 7500 auf 5 Millionen Tonnen gestiegen. Das Thomas-Verfahren, ein Verfahren zur Herstellung von Temperstahl, verhilft der schwedischen Firma Grängesbolaget zu einer rasanten Entwicklung.
1920: Der deutsche Großkonzern Krupp steigt als passiver Anteilseigner bei Bofors ein. Nach dem Krieg können die Deutschen ihre Patente nicht nutzen, wovon der schwedische Konkurrent stark profitiert. Durch die Kombination aus schwedischer Stahlqualität und deutschem Waffen-Know-how wird das Unternehmen zeitweise zum weltweit führenden Kanonenhersteller. Mitte der 1930er-Jahre wird die Zusammenarbeit aus politischen Gründen abgebrochen.
1929: SKF (ursprünglich AB Svenska Kullagerfabriken) erwirbt sieben deutsche Kugellagerfabriken, die zusammen die Vereinigte Kugellagerfabriken A.G. bilden. Die Produktion wird auf Schweinfurt und Cannstatt konzentriert und trägt dazu bei, dass SKF weltweit führend wird. Der Konzern wurde 1907 in Göteborg von Sven Wingquist gegründet. Die Erfindung des sphärischen Kugellagers verhalf dem Unternehmen zu schnellem internationalem Erfolg. Um die Jahrhundertwende hatte man in Deutschland das Problem gelöst, Kugellager herzustellen, die als Komponenten in Maschinen eingebaut werden konnten. Die von Professor Richard Stribeck entwickelten ein- oder zweireihigen Kugellager wiesen jedoch noch Schwächen auf.
1930: Die schwedischen Finanziers Marcus Wallenberg und Ivar Kreuger engagieren sich seit Langem für die Sanierung der deutschen Wirtschaft und sind unter anderem an Bankverhandlungen zum amerikanischen Dawes-Plan und Young-Plan beteiligt. Allerdings trifft die amerikanische Depression sowohl die deutsche Wirtschaft als auch Kreuger hart.
1930: Heinrich Schlott wird Betriebsleiter der neuen Glühbirnenfabrik der schwedischen KF. Er trägt dazu bei, das europäische Glühbirnenkartell zu sprengen und verschafft dem Stahlkonzern Sandvik Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Hartmetall, in dem dieser später zum Weltmarktführer wird.
1937: Svenska Aeroplanaktiebolaget (später Saab) wird, mit Unterstützung der schwedischen Regierung, von einer Gruppe schwedischer Finanziers gegründet. Die Geschäftsidee basiert zunächst auf einem Bündel von Plänen vom deutschen Flugzeugbauer Junker. Für die finnische Luftwaffe werden auch amerikanische Kampfflugzeuge von Grumman montiert.
1945: Siemens liefert einen 25 Tonnen schweren Lichtbogenofen an die staatliche Großinvestition Norrbottens Järnverk AB in Luleå, die spätere SSAB.
1947: In Carl-Bertel Nathhorsts Zeit als Geschäftsführer von Scania-Vabis hat das Unternehmen die Generalagentur für Volkswagen in Schweden inne. 1967 wird der damalige Verkaufsrekord von 47.000 Autos gebrochen. Auch später bleiben die Kontakte zwischen den beiden Fahrzeugherstellern bestehen. 2014 wird bekanntgegeben, dass der Volkswagen-Konzern Scania übernimmt.
1948: Der emigrierte deutsche Chemiker Hans von Euler (Nobelpreisträger) entdeckt die Pflanzensubstanz, von der der schwedische Forscher Nils Löfgren eine Variante als Lokalanästhetikum identifizieren kann. Das Pharmaunternehmen Astra patentiert die Substanz und vertreibt sie an Ärzte und Zahnärzte in den USA.
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