Siemens Energys Gasturbinen ebnen den Weg für die grüne Industrie der Zukunft

In Finspång bei Norrköping wird das Energiesystem der Zukunft entwickelt. Die jahrhundertealte Geschichte der Turbinenherstellung in der alten Mühlenstadt ist durch die hochmoderne Gasturbinenproduktion von Siemens Energy AB zu einem weltweit anerkannten Ausdruck innovativer Energietechnologie und grünen Vordenkens geworden. Jetzt setzt das Unternehmen verstärkt auf Wasserstoff. 

In Norrköping musste sich der Straßenbahnbetrieb anpassen. Um die riesigen Gasturbinen von Siemens Energy durch die Stadt transportieren zu können, müssen die Straßenbahnschienen angehoben werden – eine industrielle Symbiose, die die Umgebung seit mehr als hundert Jahren auf unterschiedliche Weise geprägt hat. 

„Die Geschichte des schwedischen Betriebs liegt weit zurück: Die Turbinenproduktion in Finspång findet bereits 1913 ihren Ursprung.“

Die Siemens Energy AB in Schweden ist Teil der Siemens Energy AG, die 2020 durch eine Ausgliederung des Energiegeschäfts aus der Siemens AG gegründet wurde. Aber die Geschichte des schwedischen Betriebs liegt weit zurück: Die Turbinenproduktion in Finspång findet bereits 1913 ihren Ursprung. Bis in die 1950er Jahre wurden hier ausschließlich Dampfturbinen hergestellt. Diese werden nun zunehmend durch die Herstellung von Gasturbinen ersetzt. Gleichzeitig wird die Produktion für den weltweiten Export mit Kundenprojekten auf fünf Kontinenten hochgefahren. Mit einem Umsatz von 14 Mrd. SEK im Jahr 2021, wovon 13 Mrd. SEK auf den Export entfallen, gilt Siemens Energy AB heute als größtes Energietechnikunternehmen in Schweden. 

Eigene additive Fertigungsanlage 

Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren in einem rasanten Tempo entwickelt und erweitert. Bei einer Studienreise im Herbst 2022 hatten die Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Schwedischen Handelskammer die Gelegenheit, die Produktionsstätte von Siemens Energy in Finspång zu besichtigen. Das Werk deckt heute die gesamte Energiewertschöpfungskette ab. Zur Effizienzsteigerung der eigenen Produktion und als Zeichen des neuen Fokus auf Wasserstoff wurde bereits 2012 im Zusammenhang mit der Gasturbinenproduktion eine spezielle Anlage für die additive Fertigung, den 3D-Druck, eingerichtet. Die Anlage ermöglicht die Herstellung und Entwicklung neuer Prototypen und die Serienproduktion von Gasturbinen sowie von fortschrittlichen Gasturbinenkomponenten für die Energietechnik. Außerdem wird die additive Fertigung im Allgemeinen als Zukunftstechnologie im Bereich Wasserstoff angesehen, da sie komplexe Formen herstellen kann und spezielle Funktionen ermöglicht. 

Zero Emission Hydrogen Turbine Center   

Das Potenzial von Wasserstoff im Energiesystem spiegelt sich in allen Anwendungsbereichen in Finspång wider. Für das zukünftige Energiesystem sind fossilfreie Brennstoffe, die die Sonnen- und Windenergie ausgleichen können, entscheidend. 

„Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist das Wichtigste für die Zukunft und die Entwicklung der Gasturbine. Heute werden die Turbinen hauptsächlich mit Wasserstoff, in geringerem Umfang aber auch mit Biogas betrieben. Bis 2030 sollen alle Gasturbinenmodelle von Siemens Energy zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können“, sagt Åsa Lyckström, Nachhaltigkeitsstrategin bei Siemens Energy in Schweden.  

Die jüngste Erweiterung und das Flaggschiff der Wasserstoffinitiative des schwedischen Betriebs ist das Zero Emission Hydrogen Turbine Center: ein lokales Energiesystem, das überschüssige Energie aus Testläufen von Turbinen und aus Solarenergie zur Herstellung von grünem Wasserstoffgas nutzt. Der erzeugte Wasserstoff kann dann als Turbinenkraftstoff für den eigenen Testbetrieb verwendet werden. Das Wasserstoffzentrum hat aber noch einen weiteren Zweck – es dient als Demonstrationsanlage. Das Zentrum, das sich weitgehend aus EU-Mitteln über die Schwedische Energieagentur finanziert, soll zeigen, wie Wasserstoff- und Gasturbinen, erneuerbare Energieerzeugung und Energiespeicherung in der Praxis in einem flexiblen und nachhaltigen Energiesystem zusammenwirken.

„Gaskraft eignet sich besonders gut, um Wind- oder Solarenergie wirksam zu ergänzen und damit das Energiesystem jederzeit im Gleichgewicht zu halten.“

Gaskraft eignet sich besonders gut, um Wind- oder Solarenergie wirksam zu ergänzen und damit das Energiesystem jederzeit im Gleichgewicht zu halten. 

„Mit dem Zero Emission Hydrogen Turbine Center waren wir unserer Zeit voraus, mehrere Jahre vor dem Rest der Welt. Gleichzeitig muss Schweden aber besser werden, EU-Mittel für beispielsweise Wasserstoffprojekte einzuwerben, um die schwedische Wettbewerbsfähigkeit beizubehalten“, sagt Daniel Lundgren, Kaufmännischer Leiter bei Siemens Energy AB. 

Gas wird als ausgleichende Kraft benötigt 

Angesichts der derzeitigen Unsicherheit auf dem globalen Energiemarkt steht viel auf dem Spiel. Die Energieerzeugung und -versorgung muss gesichert werden, während die Erwartungen an eine fossilfreie Stromerzeugung steigen. Bei der Schaffung einer nachhaltigen Energielandschaft der Zukunft gibt es derzeit sowohl in Schweden als auch auf internationaler Ebene noch einige Herausforderungen.  

„Siemens Energy AB in Schweden verfügt über umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet der fossilfreien Strom- und Wärmeerzeugung, hauptsächlich mit Wasserstoff, aber auch mit Bioöl, Biogas und anderen fossilfreien Brennstoffen. Wir sehen bereits einen weltweiten Trend, der nach Möglichkeiten der fossilfreien Stromerzeugung verlangt. Aber selbst wenn Wind- und Solarenergie ausgebaut werden, besteht ein Bedarf an Ausgleichsenergie, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Dann ist die Gaskraft nach der Wasserkraft die beste Energie. Unsere Gasturbinen von Siemens Energy AB Sweden können den weiteren Ausbau von Wind- und Solarenergie ermöglichen“, sagt Hans Holmström, Geschäftsführer von Siemens Energy AB. 

Gibt es Maßnahmen, die Sie aus politischer Sicht besonders begrüßen würden, um diese Entwicklung voranzutreiben?   

„Es ist sehr wichtig, dass wir gleiche Wettbewerbsbedingungen haben, d. h. dass wir im Wettbewerb mit anderen Unternehmen in anderen Ländern keine zu hohen Exportschranken haben. Es ist von großer Bedeutung, dass wir auf dem selben Feld spielen wie unsere Konkurrenten – dann werden wir wahrscheinlich auch den Zuschlag erhalten. Aber wenn wir in Schweden höheren und schwierigeren Hürden begegnen als in anderen Ländern, dann wird es schwierig“, sagt Hans Holmström.