
Foto: Sleep Tight
Schwedisches Start-up erobert deutsche Schlafzimmer
Das schwedische Unternehmen Sleep Tight verfolgt seit 2017 die Vision, allen Menschen mit Schnarchproblemen einen besseren Schlaf zu ermöglichen. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer spricht mit Lars Henningsson, CEO des Unternehmens, darüber, wie innovative Ideen entstehen, warum ein Anti-Schnarch-Produkt gebraucht wird und wie der Weg zum deutschen Markt aussieht.
Egal, ob im tiefsten Bayern oder nördlich des Polarkreises – Schlaf ist ein menschliches Grundbedürfnis. Obwohl Schnarchen an sich nicht gefährlich ist, stört es die Umgebung und kann bei Betroffenen die schlafbezogene Atemstörung Schlafapnoe verursachen, die wiederum zu weiteren Beschwerden wie Müdigkeit führen kann. Nach jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit brachte das im südschwedischen Lund ansässige Sleep Tight einen Schnarchkragen auf den Markt. Zum Produktsortiment gesellten sich bald auch Anti-Schnarch-Kissen.
Deutsch-Schwedische Handelskammer: Erzählen Sie uns, wie die Idee für den Schnarchkragen entstanden ist und wie das Unternehmen gegründet wurde.
Lars Henningsson:
Die Idee stammte – aus eigener Not heraus – von Marianne Wallin, Gründerin und eine der Eigentümerinnen des Unternehmens. Durch das Schnarchen ihres Mannes wurden ihre Nächte unerträglich. Dies veranlasste die fantasievolle und kreative Marianne dazu, sich selbst auf die Suche nach einer Lösung zu begeben. Sie studierte die Anatomie des Körpers, diskutierte mit Fachleuten und nach vielen getesteten Prototypen in häuslicher Umgebung entstand 2017 der „Sleep Tight Schnarchkragen“: ein genial einfaches und mittlerweile patentiertes Gesundheitsprodukt, das frei von Schadstoffen ist. Wir begannen mit der Produktion von einer kleinen Anzahl Kragen in Schweden. Im letzten Jahr ist es uns gelungen, den Umsatz deutlich zu steigern. Es gibt einen großen Bedarf für den Schnarchkragen, was beweist, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Was haben Sie bisher auf dieser Reise gelernt? Was möchten Sie anderen Start-ups mit auf den Weg geben?
Sie müssen bereit sein, viel Zeit und Energie zu investieren. Halten Sie Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht und gehen Sie sorgsam mit Ihren Finanzen um. Zudem ist ein gutes Kontaktnetzwerk unheimlich wichtig, da es Leads und Verbindungen zu etwa Partnern, Kundinnen und Kunden herstellen kann. Darüber hinaus hat sich eine realistische Marktanalyse für uns als sehr wertvoll erwiesen. So haben wir erarbeitet und verstanden, was uns einzigartig macht und worauf wir uns in unserer Vertriebsstrategie konzentrieren sollten.
„Ein gutes Kontaktnetzwerk ist unheimlich wichtig, da es Leads und Verbindungen zu etwa Partnern, Kundinnen und Kunden herstellen kann.“
Mein Rat an andere Unternehmen, die über die Grenzen Schwedens hinausblicken: Haben Sie eine klare Vision, seien Sie den Kundinnen und Kunden gegenüber loyal und sorgen Sie dafür, dass das Geld fließt, denn der Cashflow ist wichtig für ein Start-up. Ein weiterer Tipp ist, Investoren zu finden, die mit Kompetenz und Mitteln unterstützen können, ohne viel von ihrem eigenen Unternehmen preisgeben zu müssen. Und: Spaß an der Sache ist unabdingbar!
Jetzt haben Sie den deutschen Markt im Visier – warum Deutschland?
Die deutsche Kultur unterscheidet sich beim Thema Gesundheit sehr von der schwedischen und der übrigen europäischen. Die Anwendung von Naturheilmitteln hat in Deutschland eine längere Tradition. Alternative Medizin als Ergänzung zur Schulmedizin hat ein höheres Ansehen als beispielsweise in Schweden. Daher dürfte unser Produkt für die Deutschen sehr interessant sein.
Wie sind Sie mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer in Kontakt gekommen und was erwarten Sie von der Mitgliedschaft?
Wir haben an einem Seminar zum Thema Etablierung auf dem deutschen Onlinehandelsmarkt teilgenommen, das die Handelskammer 2020 in Malmö veranstaltet hat. Dieses war sehr interessant, unter anderem haben wir gelernt, dass die Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden größer sind als gedacht, was schwedische Unternehmen bei ihrer Etablierung auf dem deutschen Markt unbedingt berücksichtigen sollten. Uns war klar, dass der Markteinstieg gut geplant werden musste.
„Uns war klar, dass der Markteinstieg gut geplant werden musste.“
Derzeit unterstützt die Deutsch-Schwedische Handelskammer uns bei der Etablierung auf dem deutschen Markt. Wir freuen uns auch auf den Dialog mit der Handelskammer, die Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das große Netzwerk!
In unserer Serie Mitglied des Monats treffen wir jeden Monat eine Vertreterin oder einen Vertreter eines unserer rund 1.175 Mitgliedsunternehmen und erhalten einen Einblick in die Arbeit und aktuellen Aktivitäten des jeweiligen Unternehmens.