Hochtief baut Tunnel zur Sicherung des Stockholmer Strombedarfs

Der deutsche, international tätige Baukonzern Hochtief hat in den letzten Jahren mehrere prestigeträchtige Projektaufträge in Schweden erworben. Hochtief trägt damit zur Entwicklung der regionalen Infrastruktur bei. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer besichtigte den City Link-Tunnel, der Stockholms Stromversorgung verbessern soll. Begleiten Sie uns auf eine Tunneltour!   

Eine Stadt verbraucht viel Strom und der Verbrauch steigt mit zunehmender Digitalisierung und Elektrifizierung. Wenn man eine wachsende Bevölkerung, eine veraltete Infrastruktur des Straßen-, Strom- und Abwassernetzes sowie neue gesetzliche Anforderungen hinzunimmt, wird klar, warum in Schweden massiv in die Erneuerung der Infrastruktur investiert werden muss. 

Die Deutsch-Schwedische Handelskammer erhielt einen Einblick in eines der großen Infrastrukturprojekte, an dem auch ein deutsches Bauunternehmen beteiligt ist. Anneberg im nördlichen Danderyd in der Region Stockholm ist der Ausgangspunkt für den City Link-Tunnel. Eine neue Stromverbindung, die in einem 14 km langen Tunnel unter der Stockholmer Innenstadt bis nach Skanstull im südlichen Stadtzentrum verlaufen wird. Der Tunnel ist Teil der Bemühungen von Svenska Kraftnät, das Stromnetz in der Region zu stärken und damit die Versorgung zu sichern. Der Bau begann 2020 mit dem Konsortium Hochtief-Impenia JV. 

„Es könnte noch mehr gebaut werden, wenn Schweden mehr PPP-Finanzierungen zulassen würde.“

Sofronios Kostelidis, Country Manager von Hochtief Infrastructure in Schweden, ist der Ansicht, dass die schwedischen Behörden verstärkt die Finanzierung durch öffentlich-private Partnerschaften (PPP) in Betracht ziehen sollten, um den Ausbau von Straßen- und Stromnetzen zu beschleunigen. Bei einer PPP teilen sich Gesellschaft und private Investoren die Kosten für öffentliche Infrastrukturprojekte. In Schweden werden diese zumeist staatlich finanziert. 

„Es könnte noch mehr gebaut werden, wenn Schweden mehr PPP-Finanzierungen zulassen würde, was in vielen anderen Ländern, in denen Hochtief tätig ist, üblich ist“, sagt Sofronios Kostelidis. 

Sicherheit geht vor 

Nach einer gründlichen Sicherheitseinweisung, die sowohl Vorschriften als auch eine zwischenmenschliche „culture of caring“ umfasst – es gilt aufeinander Acht zu geben – geht es ausgerüstet mit Helmen und Schutzkleidung in den Tunnel. Wir fahren in einem Elektrofahrzeug, das an eine kleine Lokomotive mit nachlaufenden Wagons erinnert, mehrere Kilometer in den Tunnel bis zur Tunnelbohrmaschine hinein. Die Fahrt ist holprig, jeder Achterbahnfan würde es lieben. Angekommen! Wir befinden uns jetzt in einem gut 5,2 km langen gebohrten Tunnel unter der E18/Roslagsvägen, nördlich der Universität Stockholm. 

Andrew Hesper
Jörg Schippel

Andrew Hesper, kaufmännischer Leiter von Hochtief Infrastructure Schweden, und Jörg Schippel, TBM-Manager und verantwortlich für den Tunnelbau, berichten, dass der Tunnel einen Durchmesser von 5 Metern hat und 50-100 Meter unter der Erdoberfläche gebohrt wird. Nach über sieben Jahren Bau- und Installationszeit werden Stromkabel mit einer Kapazität von 400 Kilovolt durch die Röhre verlaufen. Neben dem Tunnel werden auch sechs Lüftungsschächte entlang der Trasse gebaut. 

Wie funktioniert die TBM-Technik? 

Die Besonderheit des Tunnels besteht darin, dass er nicht im Sprengvortrieb gebaut wird, wie es in Schweden üblich ist. Der Untergrund besteht größtenteils aus Granit. Hier eignet sich das Bohrverfahren mit einer Tunnelbohrmaschine (TBM) – und da kommt Hochtief ins Spiel. Hochtief ist Deutschlands größtes und auch international führendes Bauunternehmen sowie Experte für den Tunnelbau mit TBMs. Der Vorteil dieser Technik ist, dass es viel weniger negative Einflüsse auf das oberflächliche Umfeld des Projektes gibt. Weniger Zugangsstellen und weniger Verkehr durch LKW, die den abgebauten Fels abtransportieren. Zudem ist es so deutlich sicherer für alle beteiligten Mitarbeiter.   

Bei der Bohrmaschine handelt es sich nicht nur um einen Bohrer, sondern um eine ganze Karawane von Maschinen und Ausrüstungen, die auf einem Nachläufersystem an die TBM angekoppelt sind. So kann die gesamte Tunnelbohrmaschine bewegt werden. An der Vorderseite befindet sich der rotierende Bohrer, der den gleichen Durchmesser wie das endgültige Tunnelprofil hat, d. h. 5 Meter. 

Die Gesamtlänge der Anlage beträgt faszinierende 250 Meter und enthält alles, was für den Bau benötigt wird. Wir gehen auf einer Brücke entlang der Felswand, die uns zu den Betriebsbereichen, den Wartungsbereichen, den Injektionspumpen, dem Sicherheitsraum mit Sauerstoff und Vorräten für den Notfall, den Förderbändern für das Schottervolumen und anderen Geräten im Tunnel führt. 

„Die Maschine benötigt 3.000 Kilowatt Strom, und es gab Zeiten, in denen die Kapazität nicht ausreichte, um sie zu betreiben.“

Wenn die Tunnelbohrmaschine fest gegen die Tunnelwand gedrückt wird und sich das Schneidrad gleichzeitig dreht, beginnt der Bohrvorgang. Das Gestein wird von den Bohrmeißeln zerkleinert, die Gesteinsbrocken fallen unter den Bohrkopf und werden über ein Förderband zum Eingang am Anneberg transportiert. Er bohrt 40 Millimeter pro Minute. 

„Die Maschine benötigt 3.000 Kilowatt Strom, und es gab Zeiten, in denen die Kapazität nicht ausreichte, um sie zu betreiben“, so Jörg Schippel, der seit 28 Jahren für Hochtief arbeitet und an vielen Tunnelbauten in ganz Europa beteiligt war.  

Er erklärt, dass manchmal eine Abdichtung aufgrund von Grundwassereintritt oder eine Verstärkung der Felsformation um den Tunnel herum erforderlich ist, um große Setzungen zu verhindern. Anzeichen dafür sind oftmals Risse im Fels. Bei der Gesteinsbefestigung werden Felsanker in Löchern verankert, die ein bestimmtes Gesteinsvolumen an Ort und Stelle halten. Dafür werden mit kleinen Bohrern 2,5-3 Zoll große Löcher tief in die Felswand gebohrt. 

Fachexpertise aus ganz Europa

Die Mineure, die am Tunnelbau beteiligt sind, werden aus verschiedenen europäischen Ländern rekrutiert, in denen es eine große Fachexpertise gibt. Sie arbeiten zwei Wochen und haben dann zwei Wochen frei, um bei ihren Familien im Heimatland zu sein. Hochtief hat die Deutsch-Schwedische Handelskammer beauftragt, die Lohn- und Gehaltsabrechnung sowie die Buchhaltung nach schwedischen Vorschriften zu erledigen. 

Zurück im Tageslicht – für uns Büromenschen war der Besuch ein außergewöhnliches Erlebnis, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hochtief Tagesgeschäft. Vielen Dank für diese interessanten Einblicke! Wir hoffen, dass wir weitere Besuche organisieren können, an denen auch die Mitgliedsunternehmen der Handelskammer teilnehmen können. 

Über Hochtief 

Hochtief, gegründet 1873, ist ein weltweit tätiger Baukonzern mit Hauptsitz in Essen, Deutschland. Die Kernkompetenzen, umfassen den komplexen Tief- und Infrastrukturbau ebenso wie den Hochbau. Hochtief plant und baut Projekte aus den Segmenten Verkehr und Energie sowie soziale und urbane Infrastruktur mit umfassender Erfahrung in PPP-Projekten. Mit cirka 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Umsatzerlösen von rund 21 Mrd. Euro im Jahr 2021 konzentriert sich die globale Präsenz von Hochtief auf Australien, Nordamerika und Europa. 

Über City Link 

City Link ist Teil des Projekts Stockholms Ström, mit dem der steigende Strombedarf der Region Stockholm gedeckt werden soll. Das Projekt umfasst vier Bauphasen. Anneberg-Skanstull ist die zweite Phase. City Link wird den Norden und Süden Stockholms miteinander verbinden – von Hagby in Upplands Väsby bis Ekudden in Huddinge. Wenn City Link fertiggestellt ist, kann der Strom von mehreren Standorten aus in den Raum Stockholm eingespeist werden. 

 

Der Film gibt Ihnen einen Einblick in die Arbeiten im Tunnel, vom schrittweisen Bohrzyklus bis zum Start der Tunnelbohrmaschine und die Bedingungen, unter denen die Arbeiten durchgeführt werden können. 

Englische Sprecherin, englischer Text

Englische Sprecherin, schwedischer Text

Schwedische Sprecherin, schwedischer Text