Amy Arthur Boehringer Ingelheim

Amy Arthur, Geschäftsführerin Boehringer Ingelheim AB.

Foto: Johan Stillman/TTV Media

Foto: Boehringer Ingelheim

„Flexibilität und Empathie waren die Schlüssel zu einer schnellen Umstellung“

Die Coronapandemie zwang das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim zu Veränderungen, um die neue Arbeitssituation handhaben und gleichzeitig die Lieferungen an Kundinnen und Kunden sowie Patientinnen und Patienten aufrecht erhalten zu können. Flexibilität und Empathie waren dafür eine Grundvoraussetzung. Im Interview mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer spricht Schwedenchefin Amy Arthur über ihre Lehren aus der Pandemie und darüber, wie der Konzern dazu beitragen will, Schweden zu einem weltweit führenden Land im Bereich Life Science zu machen.

Boehringer Ingelheim ist ein deutsches forschendes Pharmaunternehmen in Familienbesitz, das sich seit seiner Gründung im Jahr 1885 auf die Entwicklung und Herstellung innovativer Medikamente spezialisiert hat. In Schweden beschäftigt man knapp 100 Personen.

Deutsch-Schwedische Handelskammer: Wie ist Boehringer Ingelheim während der Pandemie mit dem Thema Führung umgegangen? Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?

Amy Arthur: Es war eine schwierige Zeit für alle Unternehmen, nicht nur für uns im Bereich Life Science. Letztendlich waren es Flexibilität und Einfühlungsvermögen, die uns dabei geholfen haben, die neue Arbeitssituation zu meistern und unsere Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Wir haben beispielsweise ein Modell für kontinuierliches Feedback und Dialog eingeführt: Jedes Mitglied des Managementteams hat regelmäßig kleine Gruppen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für 30 Minuten lange Gespräche über Microsoft Teams getroffen. Dies hat sich für alle Beteiligten als wertvoll erwiesen und die interne Kommunikation wirklich nach vorne gebracht. Nicht zuletzt hat das Führungsteam nützliche Anregungen von den Mitarbeitenden erhalten, auf die es reagieren konnte.

Wir haben gelernt, dass sich unser Arbeitsumfeld schnell verändern kann. Durch die Förderung flexibler Arbeitsformen und die Anwendung von smarten und effektiven Methoden haben wir den Grundstein für einen umfassenden Wandel unserer Organisation gelegt. Nach der Umsetzung dieser Maßnahmen wurde das schwedische Tochterunternehmen konzernweit als vorbildliches Beispiel präsentiert. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass wir ein internationaler Konzern sind. Nicht überall funktionieren die gleichen Lösungen und Modelle – jedes Land hat seine eigene Geschäfts- und Unternehmenskultur. Hier in Schweden, wo wir etwa 100 Personen sind, hatten wir bereits vor der Pandemie flexibel gearbeitet, was die Umstellung leichter gemacht hat.

Sind Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittlerweile wieder im Büro oder arbeiten sie teilweise weiter von zu Hause aus?

In Schweden ist das Büro offen. In Deutschland haben wir für 30 Prozent der Belegschafft geöffnet. Dabei gilt: Wer im Ausland war, muss sich auf Covid-19 testen lassen.

Was sind die Hauptschwerpunkte von Boehringer Ingelheim auf dem schwedischen Markt?

Wir konzentrieren uns auf Forschung in Therapiebereichen, in denen hoher medizinischer Bedarf besteht: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, immunologische und Atemwegserkrankungen sowie Krebserkrankungen, um nur einige Beispiele zu nennen. In diesen Bereichen wollen wir in Schweden eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir geben unser Fachwissen weiter und nehmen an Studien teil. Dadurch gewinnen wir Daten, die wir auch für andere Länder nutzen können.

„Die klinischen Versuche, die in Schweden durchgeführt werden können, liefern hochqualitative, wertvolle und relevante Informationen, die die Forschung voranbringen.“

Die klinischen Versuche, die in Schweden durchgeführt werden können, liefern hochqualitative, wertvolle und relevante Informationen, die die Forschung voranbringen.

Wie würden Sie den schwedischen Life-Science-Markt aus der Perspektive eines globalen Players beschreiben? Gibt es Unterschiede zum deutschen oder anderen Märkten?

Schweden ist ein Land der Innovationen. Viele Start-ups erblicken hier das Licht der Welt und Zusammenarbeit steht stets im Mittelpunkt. Daher ist die Kooperation mit schwedischen Akteuren eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Wir wollen dazu beitragen, dass Schweden im Bereich Life Science weltweit führend wird. Die Chancen dafür stehen gut: Schweden ist seit Langem ein Vorreiter in der Pharmabranche und auch Deutschland ist ein sehr innovatives Land. Mit einer deutschen Marke auftreten zu können, ist da ein Qualitätsmerkmal.

Was ist für Boehringer Ingelheim in Zukunft am wichtigsten? Wie schätzen Sie die Situation der Life-Science-Branche im Allgemeinen ein?

Im Bereich der seltenen Erkrankungen stehen wir vor großen Herausforderungen. Dass es uns gelingt, Patientinnen und Patienten hier bessere Behandlungsmöglichkeiten zu bieten, ist meiner Ansicht nach einer der Schlüssel.

„Ich bin der Meinung, dass alle in der Gesundheitsbranche gemeinsam definieren sollten, was gute und gerechte Versorgung bedeutet.“

Ich bin der Meinung, dass alle in der Gesundheitsbranche gemeinsam definieren sollten, was gute und gerechte Versorgung bedeutet. In Schweden arbeiten wir mit anderen Akteuren und Behörden im Verband der pharmazeutischen Industrie (Läkemedelsindustriföreningen, LIF) sowie anderen Organisationen zusammen, um ein besseres Verständnis für diese Fragen zu gewinnen.

Was zeichnet die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Schweden aus?

Deutschland und Schweden stehen für Spitzenkompetenz. Beide Länder haben die Fähigkeit, ständig neue Bereiche zu erforschen und innovative Ideen zu fördern. Ich bin davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit auf der Grundlage modernster Technologie – mit Algorithmen, Nutzung von Daten und modernen Prüfverfahren – auch in Zukunft bahnbrechende Ergebnisse liefern wird.

 

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